Wie viel Vertrauen ist für Home Office nötig?
Im Moment habe ich einen Job, in dem ich nach Stunden bezahlt werde. Der Arbeitsaufwand ist bisher überschaubar und es sind nur wenige Stunden die Woche, da es sich um einen Nebenjob handelt. Nun steht aber bald eine Deadline an und wenn ich mit der Aufgabe fertig werden soll, ist die Anzahl meiner bisherigen Wochenstunden zu tief angesetzt. Daher fragte ich meinen Vorgesetzten, ob ich meine Unterlagen mit nach Hause nehmen und die kommenden Tage im Home Office arbeiten kann. Außerhalb meiner normalen Arbeitszeiten.
Mein Chef hat das Ganze dann abgesegnet, aber so 100-prozentig überzeugt wirkte er nicht. Er meinte, ich sollte mir die Stunden im Home Office unbedingt aufschreiben und sicher gehen, dass ich tatsächlich die notierten Stunden arbeite. Das klang fast ein bisschen so, als ob ich zuhause nur eine Stunde arbeiten, mir dann aber fünf aufschreiben könnte. Denn nachweisen kann das natürlich keiner.
Dabei ist mir eingefallen, dass das Thema Home Office viel in der Politik und Medien diskutiert wird. Eigentlich war ja geplant, die Möglichkeiten zum Home Office noch weiter auszubauen. Doch welche Rolle spielt dabei Vertrauen? Oder denkt ihr, dass sich der Arbeitgeber gar nicht so sehr für die wirklich gearbeiteten Stunden interessiert, Hauptsache, die Arbeit wird erledigt?
Bei uns ist das anders geregelt. Bei uns kriegt man eine monatliche Pauschalvergütung für die Stunden, die im Vertrag festgelegt sind und wenn man Überstunden macht, werden die nicht ausbezahlt, sondern landen in der Gleitzeittabelle und man kriegt später dafür Freizeitausgleich. Bei uns überprüft das niemand, was in die Gleitzeittabelle eingetragen wird und das interessiert auch keinen so wirklich. Das mag bei Menschen anders sein, die dann die potentiellen Überstunden dann ausbezahlen müssen. Hier zumindest läuft viel auf Vertrauensbasis sowohl im Betrieb als auch im Homeoffice.
Wenn mir mein Chef gnadenhalber Home Office zugestehen und mich streng ermahnen würde, auch ja die vorgeschriebene Stundenzahl herumzufummeln, würde ich natürlich auch mit dem Köpfchen nicken und "Ja ja" sagen. Wir wissen ja alle, was "Ja ja" eigentlich heißt. Für mich hat das weniger mit Vertrauen zu tun als vielmehr mit dem Kontrollzwang mancher Vorgesetzten, die glauben, dass Mitarbeiter nur dann arbeiten, wenn sie sehen, wie diese im Büro geschäftig tippen oder umherwuseln.
Dass das Blödsinn ist, sollte mittlerweile erwiesen sein. Nur weil jemand gesetzlich verpflichtet ist, acht Stunden am Tag physisch anwesend zu sein, heißt das noch lange nicht, dass die Zeit auch mit Arbeit zugebracht wird. Umgekehrt lässt auch nicht jeder Mitarbeiter gleich den Hammer fallen, wenn ihm der Chef nicht pausenlos im Nacken sitzt. Mir wäre es am liebsten, wenn mit diesen Heucheleien und sinnlosen Zeitverschwendungen endlich mal gut wäre und man offen sagen könnte: Ich habe für die Arbeit 8 Stunden Zeit gehabt, war in 4 Stunden fertig, weil es schneller ging als gedacht, und dann war ich Kaffee trinken anstelle blöd an meinem Schreibtisch herumzusitzen und so zu tun, als sei ich völlig im Stress. Hat mich jemand vermisst?
Das sehe ich genauso wie Gerbera. Nur weil die Mitarbeiter anwesend sind heißt das noch lange nicht das Sie auch tatsächlich arbeiten oder produktiv sind. Viele Mitarbeiter sind im Home Office sogar produktiver als in der Arbeit da Sie zu Hause oftmals weniger abgelenkt sind oder alleine durch die Wohlfühlatmosphäre zu Hause leistungsstärker sind. Ich denke sowieso das Mitarbeiter die ständig überwacht werden auf Dauer sogar schlechter arbeiten als welche denen mit Vertrauen entgegen gekommen wird. Wenn ein Mitarbeiter selbstständig an einem Projekt arbeiten kann klappt es meistens besser als wenn man ständig zum Appell beim Chef antreten muss.
Dein Chef wird ja wissen wie viele Arbeitsstunden in etwa nötig sind um das Projekt, das du betreust, fertig zu stellen. Wenn nun die Stundenanzahl um ein vielfaches erhöht ist als die Stunden die er eingerechnet hat kann er ja gerne einmal nachfragen. Ansonsten muss er dir wohl ein Vertrauensvorschuss geben. In gewisser Weise glaube ich also schon dass das Arbeiten im Home Office auch mit Vertrauen zu tun hat. Allerdings ist es andererseits auch so das die meisten Leute die im Home Office arbeiten nicht auf Stundenbasis arbeiten sondern einfach ein Festgehalt haben, egal wie viele Stunden Sie arbeiten. Und so lange die Arbeit getan wird ist es vielen Chefs sogar gleichgültig ob die Mitarbeiter ihre Tatsächliche Stundenanzahl erreicht haben oder nicht.
Wenn ich in der Firma arbeite steht doch auch nicht die ganze Zeit jemand hinter mir und schaut was ich mache und kontrolliert, ob ich nicht zwischendurch mal auf mein Smartphone schaue oder eine private Webseite browse oder mit dem Kollegen ein privates Gespräch führe.
Zu Hause fällt der Störfaktor Kollege schon mal weg und wenn man nicht 8 Stunden körperlich anwesend sein muss verschiebt man gewisse private Aktivitäten auch ganz gerne mal auf die Zeit nach der Arbeit. Ich glaube ich arbeite zu Hause eher mehr, aber überprüft wurde das noch nie. Man würde wohl auch sehr schnell sehen wenn jemand zu Hause nicht so viel arbeitet wie angegeben.
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