Wie viel Verständnis mit Swaggetariern haben?

vom 24.07.2015, 11:23 Uhr

Ich habe heute ein neues Wort gelernt, bei dem ich bis kurz vorher gar nicht wusste, dass es das überhaupt gibt. Dieses Wort nennt sich "Swaggetarier". Darunter versteht man eine Person, die nur um "cool" zu sein kein Fleisch isst und für die die Ernährung offenbar nur eine Art Modeerscheinung und keine Handlungsweise von tiefer ethnischer Überzeugung ist.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich nur wenig Verständnis für solche "Modeopfer" haben, die sich immer wie ein Blatt im Wind so drehen wie es verlangt wird. Ich finde, man muss auch mal Rückrat zeigen und sagen was man selbst will. Wozu soll ich kein Fleisch essen, wenn es mir schmeckt und ich nicht hinter diesen ethischen und moralischen Grundsätzen stehe, die so ein Fleischverzicht von Vegetariern mit sich bringt?

Wie viel Verständnis habt ihr mit Swaggetariern? Kennt ihr möglicherweise auch welche?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Nein, ganz ehrlich, wenn ich für jemanden kochen müsste und dieser nur mal so Vegetarier spielt, dann würde ich darauf sicher keine Rücksicht nehmen. Wenn den dieser Gast kein Fleisch essen will, dann soll er halt die Beilagen essen.

Man muss ja sowieso nicht auf die Industrie hören, vor einigen Jahren galt Salz noch als Auslöser für Bluthochdruck, heute ist es bestimmt wieder anders, immer wieder werden sinnlose und falsche Gesundheitstipps veröffentlicht. Aber jetzt jemand persönlich kennen, der ein Swaggetarier ist, tue ich nicht.

» Bascolo » Beiträge: 3586 » Talkpoints: 0,29 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich kenne niemanden, der aufgrund einer Modeerscheinung kein Fleisch isst, um cool zu sein. Auch die Bezeichnung Swaggetarier habe ich nun zum ersten Mal gehört, bzw. gelesen. Ich habe dafür kein richtiges Verständnis. Sicher kann man es mal ausprobieren, wie es als Vegetarier ist, aber Ich finde auch, dass man so essen sollte, wie man selber möchte, und wenn man auf Fleisch verzichtet, um cool zu sein, dann finde ich nicht, dass das von großer persönlicher Reife zeugt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich habe von dieser Bezeichnung nichts gehört und glaube, dass gelangweilte Fleischesser mit solchen Bezeichnungen ihren Unmut gegenüber Vegetariern äußern wollen. Wieso ist es denn so wichtig, was andere Menschen essen oder nicht essen? Wenn man ständig auf Vegetariern herumhacken muss, dann hat man vielleicht selbst ein schlechtes Gewissen beim Verzehr vom Discounter-Billig-Hack und muss es überspielen, um selbst "cool" zu wirken. :lol:

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich höre die Bezeichnung auch zum ersten Mal und schließe mich Soulofsorrow an. Es klingt sehr nach einer Fremdbezeichnung von Fleischessern für Nicht-Fleischesser. Niemand würde doch von sich selbst sagen, dass er nur aus Coolheit kein Fleisch isst oder irgendetwas anderes macht. Jugendlichen Rauchern wird das ja auch gerne vorgeworfen, aber keiner von ihnen wird bestätigen, dass sie es nur tun, um cool zu sein.

Und dann stellt sich doch die Frage, ob das ein Außenstehender überhaupt beurteilen kann. Vielleicht kennt sich jemand nicht so aus und beantwortet die Frage nach seiner Motivation, kein Fleisch mehr zu essen, nur damit, dass er Tiere mag. Derjenige wirft dann eben nicht mit Begriffen wie "Intensivtierhaltung", "Spaltböden" und "Antibiotikaresistenzen" um sich. Da würden einige wohl behaupten, dass demjenigen die Sache gar nicht wirklich wichtig ist. Aber muss man sich immer in alles vertiefen?

Sicher gibt es Menschen, die jeden Trend mitmachen. Sind enge Hosen modern, werden alle weiten Hosen weggeworfen. Sind Achselhaare in, werden plötzlich Haare wachsen gelassen, die vorher jahrelang täglich rasiert wurden. Und wenn Vegetarismus in ist, wird eben eine Zeitlang Fleisch vom Speiseplan gestrichen. Aber wo ist der Unterschied?

Entweder man findet diese Person irgendwie blöd, weil man sie gar nicht einschätzen kann. Weil man nicht weiß, wofür sie steht, was sie mag. Oder aber man akzeptiert ihre Wandlungen. Dann erträgt man ihre Achselhaare, obwohl man selber weiter penibel rasiert und man akzeptiert, dass sie den Schinken aus dem Nudelsalat pickt.

Man muss doch nicht für alles, was man tut, tiefgründige, ethische Beweggründe haben. Man kann doch alles - Fußball, Yoga, Radfahren, Lesen, Kinofilme, Städtereisen - sehr intensiv betreiben, sich die Theorie einverleiben, sehr gut auskennen und ganz feste Meinungen zu dem jeweiligen Thema haben oder einfach mal eine Zeitlang Spaß daran haben, die Sache aber nicht allzu ernst nehmen und weiterhin keine Ahnung von allem Drumherum haben.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Mir ist es ehrlich gesagt völlig egal wer aus welchem Grund was isst oder eben nicht. Der Konsum von tierischen Produkten ist umweltschädlicher als der Konsum von pflanzlichen Produkten, das ist eine Tatsache, die man auch dann akzeptieren muss wenn man gerne Fleisch isst.

Deshalb ist es für die Umwelt auf jeden Fall gut wenn jemand ein vegetarisches Gericht bestellt und dabei ist es völlig egal ob der nun "Swaggetarier" ist oder ob in der Kantine Veggietag ist oder ob ihm das vegetarische Gericht einfach sehr gut schmeckt. Das Ergebnis ist das gleiche und der Umwelt sind deine moralischen Grundsätze reichlich egal.

Natürlich gibt es immer wieder Ernährungsformen, die modern sind, und Leute, die auf den Zug aufspringen. Aber haben die direkt kein Rückgrat, nur weil sie mal etwas Neues ausprobieren möchten? Was ist schlimm daran wenn man schaut, ob eine bestimmte Ernährung zum eigenen Leben passt oder nicht? Würdest du jemanden auch als "Blatt im Wind" bezeichnen wenn er auf Zucker verzichten möchte oder nur noch saisonal und regional einkauft? Oder geht es hier eigentlich nur darum deinen eigenen Fleischkonsum vor dir selber zu rechtfertigen?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich habe es nie verstanden, dass manche Leute blindlings jedem Trend folgen - völlig egal, ob ein intrinsisches Interesse an der Sache besteht oder nicht. Wenn es diesen "Swaggetarismus" als Modeerscheinung also wirklich gibt, dann finde ich auch das ziemlich eigenartig; aber ich teile hier die Ansicht von soulofsorrow, dass es sich bei diesem Neologismus wohl eher um eine Stichelei vonseiten der Allesesser gegenüber den Vegetariern handelt, und dass die Annahme, dieses Verhalten läge allein in dem Wunsch begründet, cool zu sein, eher von Unverständnis herrührt, dass jemand sich tatsächlich freiwillig fleischlos ernährt.

Immerhin ist es schon ein kleiner Unterschied, ob man sich allen möglichen Kram mit Einhorn-Motiven kauft, oder ob man von heute auf morgen seine komplette Lebensweise auf den Kopf stellt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Mensch, der bis dato mit Genuss omnivor gelebt hat, einfach so auf alle Fleischprodukte verzichtet, weil er dann nach außen hin interessanter wirkt. Das mag vielleicht für eine kurze Zeit funktionieren, aber wenn man nicht mit Überzeugung dahinter steht, dann fällt man früher oder später wieder in sein gewohntes Schema zurück - und das kommt dann vermutlich nicht allzu cool rüber.

Mir persönlich ist es ja wirklich gleichgültig, welche Gründe einen Menschen zu seinen Ernährungsgewohnheiten bewegen, solange mir nichts aufgedrängt wird und man gegenseitig seine Vorlieben und Abneigungen respektiert - auch, wenn man sie mitunter selber nicht ganz nachvollziehen kann. Wer also aus einem aktuellen Trend heraus vegetarisch oder vegan leben oder dies zumindest austesten will, der sollte die Freiheit haben, das zu tun. Kommentieren würde ich das nicht weiter, aber ich möchte auch nicht, dass meine Lebensweise kritisiert wird, weil sie nicht mit den Vorstellungen eines anderen konform ist.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Da mich das in der Regel sowieso nicht betrifft, wie sich andere Menschen ernähren, ist mir das so ziemlich egal, wie sich jemand ernährt und aus welchen Gründen er das tut. Aber wenn ich so ein "Fähnlein im Wind" zu Hause als Gast hätte, würde ich auch die Krise kriegen und eher genervt reagieren. Unter "Fähnlein im Wind" verstehe ich persönlich in diesem Kontext, dass jemand nicht konsequent ist und gefühlt alle zwei Stunden seine bevorzugte Ernährungsform ändert.

Also wenn ich einen Allesesser zu mir nach Hause zum Essen einlade und das vorher auch so kommuniziert habe, was gegessen und was vertragen wird und das Essen fertig auf dem Tisch steht und diese Person mir dann freudig mitteilt, dass er spontan doch vegan leben möchte, wäre ich alles andere als erfreut (zumal man das vorher hätte kommunizieren können meiner Meinung nach). Wenn sich die Person dann zwei Stunden später dazu entschließt, doch vegan oder frutarisch oder was auch immer zu leben, wäre ich auch wenig angetan.

Da ich so ein "Fähnlein im Wind" jedoch noch nie als Gast zu Hause hatte, stellt sich eben die Frage, ob das tatsächlich so existiert. Zumal man sich als Gast ja gerne anders benimmt. So kenne ich zum Beispiel eine Frau, die sich zu Hause vegetarisch ernährt, aber wenn sie als Gast irgendwo ist und es da Fleisch gibt, dann sagt sie da auch nicht Nein. Auch kenne ich eine Veganerin, die sich als Gast auch mal vegetarisch ernährt, weil sie keine Umstände machen möchte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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