Wie viel Privates gebt Ihr auf der Arbeit preis?
Eine meiner Arbeitskolleginnen ist wahrlich ein offenes Buch. Das mag gemein klingen, aber es gibt im Grunde nichts, was wir als Kolleginnen nicht von ihr, ihrem Privatleben, ihrem Ehemann und ihren Kindern wissen. Leider ist dies auch sehr häufig viel zu viel des guten, aber das scheint sie einfach überhaupt nicht zu stören.
Das heißt für Euch im Klartext, dass wir wissen, wie viele Schulden sie und ihr Mann haben. Wie wenig es zwischen ihnen harmonisch in Sachen Erotik läuft, wann ihre Tochter und ihr Sohn mal wieder schwänzen und vieles mehr. Also wirklich das volle Programm, was natürlich auch zu Lästereien auf der Arbeit führt, was ja womöglich bei einigen auch endlich mal für explosiven Redebedarf sorgt.
Für mich ist das eindeutig zu viel an Informationen und vor allem an Informationen, die nur sehr einseitig sind. Denn sie stellt sich stets in einem sehr familienorientierten Gesichtspunkt, während ihr Mann ein fauler Mann sei, den Haushalt nicht gebacken kriegt, die Kinder aufspielt und die ebenso faul sind. Die Schulden müsse sie von ihrem Gehalt fast alleine decken und mehr.
Mir persönlich würde es gar nicht in den Sinn kommen, so viel von mir Privates preiszugeben, aber ihr scheint das einfach nichts auszumachen. Vielen ist das jedoch auch viel zu viel, aber es sagt ihr komischerweise keiner. Dann wird sie lieber als Lästerobjekt genutzt, was natürlich auch nicht die feine englische Art ist.
Doch vielleicht bin ich da auch etwas empfindlicher und Ihr gebt auch gerne viel auf Eurer Arbeit preis oder seid Ihr auch der Meinung, irgendwann ist auch mal gut? Was denkt Ihr über Menschen, die so viel von sich auf der Arbeit preisgeben und wie würdet Ihr denn reagieren?
Es ist bei mir bei der Arbeit schon so, dass wir auch mal private Themen besprechen, aber so wie du das hier beschrieben hast, ist es bei weitem nicht. Mir wäre das auch zu viel. Vielleicht hat diese Kollegin keine guten Freunde, mit denen sie reden kann und lässt dann alles bei der Arbeit raus.
Aber Lästereien bringen doch auch nichts, da gebe ich dir recht. Die Kollegen genießen es wahrscheinlich, dass sie sich so bereitwillig als Opfer für die Gespräche präsentiert. Ich denke, dass ich mal in einer ruhigen Minute mit ihr reden würde, dass sie sich mit sehr privaten Themen besser zurückhalten sollte.
So wenig wie möglich. Kann alles gegen dich verwendet werden, und außerdem nervt es, ständig Interesse für die Befindlichkeiten Dritter heucheln zu müssen, wenn ich doch nur in Ruhe und vielleicht sogar mal ohne sinnlose Unterbrechungen meine Exceltabellen weiterrödeln möchte.
Man merkt, ich bin der Mittelpunkt jeder Betriebsfeier, weil ich 90 Prozent der Zeit mit Kopfhörern am Laptop tippe, ohne nach rechts und links zu schauen, und bei jeder Gelegenheit für mobiles Arbeiten sofort begeistert Ja schreie. Meine Kollegen wissen so gut wie nichts über mich, und umgekehrt habe ich auch schon längst den Überblick verloren, wer wie viele Kinder hat oder wann in Rente geht. Das ist doch alles vollkommen uninteressant, wenn du Glück hast. Mit ein bisschen Pech erfährt man noch Details zu Potenzproblemen, pubertären Ausbrüchen oder drogeninduzierten Psychosen in Familien, die glücklicherweise nicht die eigenen sind.
Kommt natürlich darauf an, wieviel Mitarbeiter die Firma hat, welche Branche und so weiter. Bei einigen Firmen wird bereits bei der Anstellung mit der besonderen familiären Atmosphäre geworben. Im Einzelfall kann genau das aber auch dazu führen, dass insbesondere die Freizeitgestaltung und persönliche Situation damit ausgekundschaftet werden soll. Das heißt, wer am ehesten in Frage käme, zu ungünstigen Zeiten Urlaub zu machen, oder generell dann zu arbeiten, wenn es für andere unbequem wäre, wird dann durch die persönlichen Gespräche herauszufinden gesucht.
Selbst hatte ich mir den Grundsatz zu eigen gemacht, nur so viel herum zuquatschen, wie unbedingt nötig. Anders ist das beim Bewerbungsgespräch, was auch ziemlich hochnotpeinlich werden kann. Da sollte man schon ehrlicherweise alle Karten auf den Tisch legen. Aber den Personalchef interessiert meistens nur, ob man irgendwelche anderweitigen Verpflichtungen noch hätte, wie Pfändungen oder sowas. Denn Gehaltspfändungen zum Beispiel sind für den Arbeitgeber auch mit zusätzlicher Arbeit verbunden.
Aber ganz abschotten kann man sich vor den Kollegen nicht. Wenn schon eine Konversation im Büro zustande kommt, dann könnte man sie vielleicht auf Themen und aktuelle Ereignisse ablenken, zum Beispiel was man davon hält, warum der Elfmeter des Lieblingsclubs am Wochenendspiel nicht gegeben wurde und so weiter. Und andersherum, wenn andere Intimitäten ausplaudern, kann man auch den Desinteressierten spielen und wenn es nicht anders geht, darauf hinweisen, dass man auch ganz nebenbei noch etwas arbeiten müsse.
Ich finde, ein Mittelweg ist wie so oft das Beste. Ich habe einige Kollegen, mit denen ich mich noch nie wirklich unterhalten habe. Da weiß ich dann auch nichts privates und umgekehrt wissen die auch nichts über mich. Da reicht der berufliche Kontakt vollkommen aus.
Es gibt aber auch einige Kollegen, mit denen ich täglich arbeite. Da ist es dann auch immer sehr schön, auch mal privat mit ihnen zu reden. Es bleiben meist von meiner Seite aus eher oberflächlich private Themen. Ich erzähle zum Beispiel von meinem Urlaub, meinem Umzug oder wenn ich irgendwo besonderes war am Wochenende.
Ich würde jedoch niemals private Probleme bei der Arbeit erörtern. Meine Kollegen würde es absolut nichts angehen, wenn ich Probleme mit Freunden/Familie/Partner hätte. Ich würde nie Details über andere Menschen verteilen. Meine engen Kollegen wissen, dass ich mit meinem Partner zusammen lebe, sonst erfahren sie nicht wirklich was über ihn. Es sei denn, ich erwähne in einem Nebensatz, dass "wir" am Wochenende in Restaurant XYZ waren. Das ist aber auch das höchste der Gefühle.
Andere Kollegen erzählen da deutlich mehr, sofern ich keine privaten Probleme oder ähnliches mitkriege, ist das für mich vollkommen in Ordnung. Hin und wieder wird das dann trotzdem zu viel für mich, da lenke ich dann ab mit einem anderen Thema.
Bei uns in der Arbeit oder vermutlich eher bei uns in der Abteilung werden private Themen aber nicht nicht gegen jemanden genutzt. Wir haben aber auch wenig Probleme bei der Urlaubsplanung oder ähnliches. Ich habe noch nie erlebt, wie Kollegen gewissermaßen ausgekundschaftet wurden, damit sie unbeliebte Urlaubstage bekommen.
Prinzipiell kommt es immer auf die Beziehung zu den Kollegen an. Wenn ich auch privat eine Freundschaft pflege, dann weiß ich über diese Kollegin entsprechend auch viel mehr. Ist das nicht der Fall, dann weiß ich mitunter nicht einmal das konkrete Geburtsdatum der Person und damit geht es mir auch nicht schlechter.
Wenn es nun jemand ist, mit dem ich nichts verbinde außder dem Job, dann ist das definitiv zu viel an Information. Vor allem dann, wenn es einseitig ist. In dem Fall kann man ja aber zum einen geschickt das Thema wechseln, wenn es einem zu viel ist, oder aber man teilt der Person höflichst mit, dass man das alles so gar nicht wissen will. Vielleicht erstmal auf spaßige Art, aber irgendwann wird sie es sicher verstehen.
Ich erzähle private Dinge ausschließlich bei mir sympathischen Menschen und auch nur dann, wenn da was zurück kommt. Erzählt mir jemand was Privates, ich kann ihn aber nicht leiden, dann kommt da von meiner Seite auch nichts.
Grundsätzlich hat da aber einfach auch jeder eine andere Hemmschwelle. Womöglich findet sie das gar nicht zu privat und erzählt es deswegen? Oder sie betrachtet ihre Kollegen automatisch als Freunde? Immerhin verbringt man doch einen Großteil seines Lebens mit den Kollegen und auch einen großen Teil seiner Zeit. Manche wollen sich eben auch einfach nur unterhalten.
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