Wie viel Nähe vertragt ihr bei einer Freundschaft?

vom 01.04.2018, 14:24 Uhr

Mit meiner besten Freundin habe ich schon sehr viel zu tun. Wir sehen uns regelmäßig bei der Arbeit und wir machen auch oft in der Freizeit etwas zusammen. Wir erzählen uns eigentlich alles und haben auch kein Tabuthema. Sie hat auch schon oft bei mir geschlafen. Von daher mag ich in dieser Hinsicht schon sehr viel Nähe, wobei es bei mir aber auch Grenzen gibt.

Sich so regelmäßig und oft zu treffen und sehr viel gemeinsam zu unternehmen, ist für mich kein Problem. Ich habe allerdings bisher eher schlechte Erfahrung damit gemacht, mit Freunden für längere Zeit in den Urlaub zu gehen, so dass ich das wohl auch nicht machen würde, weil ich dadurch auch nicht die Freundschaft riskieren wollen würde. Auch in die Sauna will ich nicht mit Personen gehen, die ich kenne. Wie viel Nähe vertragt ihr bei einer Freundschaft?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Also, dass mir permanent jemand auf dem Schoß sitzt oder am Hintern klebt könnte ich auch nicht leiden. Da brauche ich schon meinen Freiraum, sonst würde keine Partnerschaft und auch keine Freundschaft bei mir funktionieren. Also selbst wenn man mal übernachten sollte, lege ich schon wert darauf, dass man auch Zeit für sich hat und nicht nonstop aufeinander hockt. Da würde ich sonst durchdrehen. Abgesehen davon kenne ich keine Grenzen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Mein bester Freund wohnt leider mittlerweile in einem anderen Bundesland als ich, also hat man leider eher wenig persönlichen Kontakt, allerdings schreiben wir fast jeden Tag. Zu viel ist uns beiden das nicht, weil es bei uns eigentlich schon immer so war, dass wir jeden Tag geschrieben haben. Ich vertrage absolut viel Nähe von ihm und könnte ihn auch jeden Tag ertragen. Wobei ich finde, dass auch jeder seine Zeit für sich braucht und man sich einfach einig sein muss wie viel gut für die Freundschaft ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Mittlerweile wie die meisten meiner Altersgenossen zunehmend weniger. Die Vorstellung bei Freunden eine Übernachtungsparty zu feiern oder in einem Partyraum auf dem Boden zu pennen, ganze Nächte durchzuquatschen oder fünf Stunden am Telefon zu hängen wie es früher mal der Fall war; das geht für mich gar nicht mehr. Vermutlich ist das aber eine Konsequenz des Älterwerdens. Freundschaft bekommt irgendwann einen anderen Stellenwert im Leben, keiner hat für freundschaftlich exzessive Zusammenkünfte die Zeit und die Nerven, aber vor allem meiner Meinung nach nicht mehr die Motivation oder Lust.

Umso jünger man ist, umso wichtiger sind Freunde, sie sind unsere Ersatzfamilien und Begleiter auf dem Weg ins Erwachsenwerden und die Autonomie, aber irgendwann wird die ständig verfügbare Nähe zu Freunden zunehmend weniger bedeutsam. Viele schieben das auf den Faktor Zeit, aber das glaube ich persönlich nicht. Ich hatte Freundinnen, die mit Anfang Zwanzig Kinder bekamen, teils alleinerziehend waren, zusätzlich in Studium, Ausbildung oder Beruf. Viel mehr Zeitaufwand geht kaum noch, aber trotzdem hat sich immer ein Stündchen für die Freundschaft irgendwo reinquetschen lassen. Jetzt haben manche Leute mehr Zeit als vor zwanzig Jahren, manche sicher auch weniger, aber trotzdem erlebe ich es von allen Seiten, dass Treffen, selbst Telefonate immer weniger zustande kommen.

Ich könnte jetzt sagen, es liegt nur an den anderen, aber das ist nicht so, auch ich verschiebe Kontaktaufnahmen jeglicher Art gerne auf die nächste Woche. Und dann die nächste usw. Dabei meine ich nicht, dass einem die Leute über sind oder egal werden, man braucht nur diese Nähe wie früher gar nicht mehr. Lustig finde ich es ja, wenn ich im Fernsehen Leute über 30, 40 oder sogar 50 sehe, die ständig noch zusammenklüngeln wie in besten Jugendjahren. Das ist doch überhaupt nicht realistisch. Ein Mittagessen mit vier verschiedenen Leuten unter der Woche ist völlig utopisch, eigentlich auch ein spontaner Kneipenbesuch in einer Gruppe. Das wäre früher noch undenkbar gewesen.

» Verbena » Beiträge: 4938 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich denke das Problem ist nicht, dass ich keine Nähe zu meinen Freunden vertragen würde, sondern dass ich die Zeiten einfach geändert haben. Als Teenie während der Schulzeit ist das was komplett anderes, da man sich da (gezwungenermaßen) jeden Tag gesehen hat und auch in der Freizeit sehr oft was gemeinsam unternommen hat, weil einfach die Interessen und die Lebensumstände damals genau die gleichen waren untereinander.

Mittlerweile ist es aber so, dass jeder sein eigenes Leben leben muss, dass jeder seine eigenen Erfahrungen machen muss und seinen eigenen Weg gehen muss. Dabei ist es schier unmöglich, dass man sich jeden Tag trifft oder austauscht, zumindest ist das meine Erfahrung. Freunde sind nicht der Partner, dementsprechend hat man einfach andere Priorisierungen und muss sich viel mehr einteilen, wie man seine Zeit verbringt.

Ich muss zugeben, dass ich zusammen mit der Arbeit und dem anderen Alltagsstress, der mich umgibt, einfach oftmals abends keine Energie habe, mich zu sehr mit anderen Menschen zu beschäftigen und mit ihren Problemen. Dabei kann ich die Person noch so gerne haben, ich bin einfach manchmal wie eine leere Batterie und kann einfach keine Energie aufbringen in dem Moment.

Das heißt aber nicht, dass meine Freundschaften jetzt besonders oberflächlich wären. Ganz im Gegenteil: dadurch dass man sich so selten sieht, sind die treffen und Gespräche, für die man sich dann Zeit nimmt, noch wertvoller. Ich finde, dass ich fast, zumindest auf emotionaler Ebene mehr Nähe mit meinen Freunden habe als vorher. Man traut sich mittlerweile mehr, z.B. über das psychische Befinden zu sprechen und ich habe das Gefühl dass ich meine Freunde deshalb sogar viel besser kenne, als früher, wo ich sie eigentlich jeden Tag gesehen habe.

Und diese Nähe, die ich beschreibe, die ist mir so viel wert! Und ich denke dass ich in dieser Hinsicht auch sehr viel Nähe zulassen kann, und ich nicht wirklich Probleme damit habe, mich meinen Freunden gegenüber auch zu öffnen.

» Lily » Beiträge: 173 » Talkpoints: 43,13 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Als Freundin schätze ich eine gewisse Nähe und Vertrautheit sehr, aber auch ich habe Grenzen, die ich nicht überschreiten möchte. Wie viel Nähe ich in einer Freundschaft vertrage, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel von der Dauer der Freundschaft, von der Art der gemeinsamen Aktivitäten und von der Intensität der Gespräche.

Ich treffe mich gerne regelmäßig mit meinen Freunden, um Zeit miteinander zu verbringen und um uns auszutauschen. Das kann auch gerne mal etwas länger dauern und intensiver sein. Es ist für mich jedoch wichtig, dass wir uns auch Raum für eigene Interessen und Aktivitäten lassen und nicht zu sehr in einander verstrickt sind.

Was gemeinsame Reisen betrifft, bin ich etwas vorsichtiger. Ich habe in der Vergangenheit schon erlebt, dass ein gemeinsamer Urlaub die Freundschaft auf eine harte Probe stellen kann, wenn unterschiedliche Vorstellungen und Bedürfnisse aufeinander treffen. Deshalb würde ich eine solche Entscheidung von vielen Faktoren abhängig machen und gut abwägen, bevor ich mich dafür entscheide.

Insgesamt denke ich, dass es wichtig ist, dass beide Seiten sich wohlfühlen und dass man die Bedürfnisse des anderen respektiert. Zu viel Nähe kann schnell erdrückend sein und zur Belastung werden. Daher sollten wir uns immer bewusst sein, wo unsere eigenen Grenzen liegen und diese auch kommunizieren.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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