Wie viel "Mutterliebe" erträgt eine Beziehung?
Da mein Freund ein Einzelkind ist, verstehe ich natürlich, dass seine Mama immer nur das Beste für ihn möchte und etwas über fürsorglich ist. Doch die letzten Monate mit Beginn der Corona Krise waren schon ein wenig „grausam“, um es mal genau so zu sagen, wie es in Wahrheit ist.
Seither stand sie alle zwei bis drei Tage bei uns auf der Matte, ruft fast täglich an und mischt sich auf einmal in Dinge ein, die vorher für sie recht uninteressant sind. Auf einmal fragt sie, ob wir heiraten wollen und eigentlich hat sie auch schon genaue Vorstellungen davon, was mein Freund, sie und ich zu tragen haben.
Sie sucht jetzt ein Haus in unserer Nähe, damit sie näher an uns ziehen kann und auch davon normalerweise nie die Rede. Auch das Thema Enkelkinder ist seit Neustem ein riesiges Thema, aber keiner versteht so richtig, wieso sie derzeit so derart aufdringlich ist wie niemals zuvor.
Sowohl ihr Mann als auch ich verstehen es nicht. Mein Freund hingegen scheint sich langsam daran gewöhnen zu können, dass Mama auf einmal das „Einzelkind“ so verwöhnt, am besten jegliche Hausarbeit abnehmen mag und mehr.
Ihre permanente Anwesenheit, den Stress, den sie mit etlichen Themen macht und ihre Überfürsorge gehen mir aber gelinde gesagt wirklich auf den Keks. Auf Nachfrage, was los sei und wieso sie sich nicht etwas zurücknehmen kann, reagiert sie derzeit überhaupt nicht mehr. Sie tarnt all das auch als Hilfe für mich, aber wo kann ich derweil nicht sagen.
Jetzt frage ich mich jedoch, wie viel Mutterliebe eine Beziehung am Ende wirklich noch ertragen kann und wie viel davon auch normal ist? Wie soll ich am Ende damit umgehen, wenn sie nicht aufhört und mein Freund sich offenbar daran gewöhnen mag?
Aus eigener Erfahrung, eine Beziehung kann schon eine Menge Mutterliebe aushalten, aber es müssen der Mutter Grenzen gesetzt werden und das von deinem Freund und nicht von dir. Es ist schön, dass du nachfragst und das klären willst, aber es ist seine Aufgabe ihr da Einhalt zu gebieten. Vielleicht bekommt ihr da auch vom Vater deines Freundes Hilfe.
Die Mutter meines Mannes neigt da auch sehr dazu. Die ersten paar Jahre hat sie mich wie ihre Tochter behandelt und als ich dann aber auch mal Dinge nicht machen wollte und meine eigene Meinung hatte, gab es da eine ganz schwierige Phase, auch weil ich meinen Mann dann schon mal gefragt habe, warum er sich da so bemuttern lässt immer. Man muss sich das so vorstellen, dass sie ihn immer beansprucht hat und er teilweise kaum noch eigene Freizeit hatte. Er hatte auch nie eine Meinung zu den Dingen zu äußern, denn die hatte seine Mama schon. Als da Gegenwehr von seiner Seite kam, weil er einfach auch gemerkt hat, dass das so nicht mehr geht, war das sicherlich schwierig, aber es wird dann auch wieder besser.
Man muss einfach klar machen, dass man alt genug ist für eigene Entscheidungen. In unserem Fall war da seine Mama erst mal sauer, auf mich besonders. Wir haben das aber ausgehalten und weiterhin Kontakt gehalten, geredet und nun ist wieder alles so wie zu Beginn, nur das wir eine eigene Meinung haben dürfen.
Vielleicht liegt es bei euch ja auch an Corona, dass sie einfach gemerkt hat wie schnell alles enden kann und wie wichtig er ihr ist. Sie hat vielleicht einfach etwas Verlustangst. Schön wäre es doch, wenn die beiden einfach mal miteinander reden würden, ganz in Ruhe. Er muss ihr klarmachen, dass sie ihn nicht verliert und dass ihr aber auch beide euch bedrängt fühlt von ihrem Verhalten. Auch wenn es schwer fällt müsst ihr beide ihr auch zeigen, dass euch das Verhalten zwar stört, aber sie auch ein Teil eures Lebens ist und ihr sie lieb habt.
Dieses Verhalten hat nichts mit "Mutterliebe" zu tun, sondern viel mehr mit "Frau X braucht mehr Auslauf, am besten einen Vollzeitjob als Holzfällerin", oder sonst irgendeine Form des eigenen Lebens. Aber das ist offensichtlich nicht so einfach, wenn man sich traditionell über Kinder und Familie definiert. Irgendwann ist das Kind groß, aber von dir selber nichts mehr übrig. Keine Seltenheit, gerade bei Söhnen.
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es bequem ist, sich auch im Erwachsenenalter gratis und kompetent den Haushalt von Mutti machen zu lassen und am besten auch noch bekocht zu werden. So spannend ist es wahrhaftig nicht, seine Socken selber waschen zu müssen.
Aber dann muss man(n) im Regelfall auf eine feste Beziehung verzichten, weil die Frauen, die mit Mutti in Sachen Fürsorglichkeit konkurrieren UND dich bumsen wollen, ziemlich dünn gesät sind und im Lauf des Lebens eher noch weniger werden. Sprich, bei mir stünde der gute Mann recht schnell vor einer Entscheidung: Mutti derart in die Schranken weisen, dass sie so schnell nicht mehr zum Telefonhörer greift oder sich von Mutti betüddeln lassen, aber das bitte als Single.
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