Wie viel Freiraum braucht eure Familie?

Es ist schön, wenn man eine große Familie hat. Familienanhang (Oma, Opa, Onkel usw.) und Freunde können Halt geben und auch manchmal nerven. Ich habe nichts dagegen, wenn Großeltern oder Freunde mal mit einen Kurzurlaub machen, aber mich würde es stören, wenn sie ständig überall und bei jedem Urlaub dabei sein möchten. Für mich war es wichtig den Urlaub mit meinem Partner und Kindern, ohne irgendwelche Familienmitglieder oder Freunden zu verbringen.

Jetzt sind wir Großeltern und haben drei Enkelkinder, um die wir uns auch sehr kümmern und auch liebhaben. Wir waren auch alle schon gemeinsam im Urlaub und sind auch schon mal mit den Enkeln ein paar Tage allein weggefahren, was für alle sehr schön war. Wir halten uns in allem zurück und genießen die Zeit mit den Kindern und sind immer da, denn sie sollen ihren eigenen Weg für sich finden und so leben, wie sie es für ihre Familie richtig finden. Denn wir brauchen auch unseren Freiraum und machen jetzt Dinge, wofür wir nie Zeit hatten. Wie viel Anspruch auf Freiraum braucht und hat eure Familie?

Ich finde es gut, wenn man sich gegenseitig den Raum zum Leben gibt und nur weil man miteinander verwandt ist, muss man ja auch nicht ständig Zeit miteinander verbringen. Ich bin da mittlerweile für offene Kommunikation, früher habe ich da auch alles mitgemacht und bin dann auch oft an meine Grenzen gekommen, aber man kommt auch nur mit reden weiter und wenn man ganz klar sagt, was man will.

Ich lasse also jeden seinen Platz im Leben und seine Freiräume, wenn man diese haben möchte. Allgemein ist es aber auch schon immer etwas schwierig mit meiner Mutter zum Beispiel, da ist es schon eher schwer, wenn man viel Zeit miteinander verbringen würde.

Gerade als Großeltern wird man ziemlich häufig und gern in unserer Familie ausgenutzt. Im Grunde hat meine Oma die Erziehung all ihrer Enkel mit vorgenommen, weil wir als Enkel natürlich alle super gerne dort waren. Jedoch haben es sich die jeweiligen Eltern, also meine Mutter und meine Tante vor allem dabei ziemlich leicht gemacht. Oma bzw. Mama macht schon. Sie selbst hatte dadurch keinen richtigen Freiraum und heute dank man es ihr in der Pflegebedürftigkeit mit einer genervten Attitüde, aber nimmt gerne das jeweilige Pflegegeld in Beschlag.

Ich finde, dass jeder in der Familie selbsterklärend auch den nötigen Freiraum haben sollte, um sich und seine Interessen entfalten zu können. Auch ältere Damen und Herren in der Familie haben noch Träume, vielleicht Urlaubsziele und Aktivitäten, wo kein Kind ständig dabei sein muss, aber auch kein Verwandter. Es muss ja bekanntlich auch irgendwo ein Rückzug gegeben sein und nicht ein ständiges Aufeinanderhocken. So sehr man gewisse Mitglieder in der Familie auch leiden kann, das muss dann schon ein gewisses Ende mit sich bringen.

Die genaue Summe an Freiraum kann ich natürlich nicht beziffern, weil sie wahrscheinlich auch situationsbedingt zu betrachten ist. Mal hat man seine Wehwehchen, dann auch einfach keine Lust und mehr. Deswegen muss man hier schon wirklich immer berücksichtigen, dass man auch spontan einfach mal keine Lust hast. Ich finde es aber vollkommen legitim, wenn dies dann auch geäußert wird, selbst wenn die wenigsten Familienmitglieder dann so erbaut darüber sind.

Jedes Wochenende fast schon gesetzt die Enkelkinder zu nehmen, wie es bei meiner Oma neben all den Ferien und Feiertagen der Fall war, das gehört sich für mich einfach nicht. Klar ist es bei Oma am schönsten, aber man braucht auch Ruhe. Und ehrlich gesagt habe ich auch keine Lust, irgendwem aus meiner Familie täglich zu sehen. Die paar mal im Jahr für den äußeren Kreis wie Tanten usw. reicht mir vollkommen. Meine Mutter sehe ich natürlich des Öfteren, aber durchaus auch mal nur 1mal im Monat, mal mehrfach und mal auch zwei Monate gar nicht.

Uns ist es sehr wichtig, genügend Freiraum zu haben, wobei wir uns da auch dazugehört, Großeltern eher seltener zu sehen, als ihnen lieb ist. Mein Mann arbeitet schon immer sehr viel (rund 60 Stunden die Woche) und ist dementsprechend immer den ganzen Tag weg. Das Kind sieht er damit meist nur am Wochenende wach, da unser Sohn oft noch und schon schläft, wenn der Papa geht und nach Hause kommt. Am Wochenende hat mein Mann dabei auch öfter mal Veranstaltungen von der Arbeit aus oder "muss" freundschaftlichen Verpflichtungen wie Junggesellenabschieden und Ähnlichem nachgehen. Nicht zuletzt möchte er auch ab und zu sein liebstes Hobby, das Tauchen ausüben. Das geht auch nur am Wochenende.

Wir haben im Endeffekt also gar nicht so viel Zeit für uns als Familie. Wenn dann mal ein Wochenende nichts ansteht, dann ist uns diese Zeit in der Regel auch heilig und da unternehmen wir etwas gemeinsam oder machen es uns zu Hause gemütlich. Natürlich werden hin und wieder auch die Großeltern besucht, aber eben nicht so oft, wie sie es sich wünschen würden. Aber das müssen sie nun einmal akzeptieren, da es für uns nicht anders geht, da wir uns sonst nicht wohlfühlen würden.

Mit den Eltern meines Mannes verstehen wir uns ohnehin nicht besonders gut, aber meine Eltern bräuchten definitiv deutlich weniger Freiraum. Tatsächlich fühle ich mich oft bedrängt. Ich kann verstehen, dass sie gerne mehr Zeit mit uns und eben auch ihrem Enkel verbringen würden, aber häufig fehlt mir das Verständnis, dass exklusive Papa-Sohn-Zeit eben auch sehr wichtig ist und ohnehin schon viel zu kurz kommt. Letztendlich ist es immer schwer, allen richtig gerecht zu werden.