Wie viel Eigenheim soll man sich zumuten?
Neulich bei einer Familienfeier hat mir mein Schwager voller Stolz erzählt, dass er und seine Frau nun endlich das passende Grundstück für ihr Eigenheim mit einer Größe von knapp 3000 m² gefunden hätten. Sie sind nun in der Planungsphase und möchten ein Haus mit einer Wohnfläche von ca. 250 m² haben und natürlich darf auch schon ein entsprechend großzügiger Pool nicht fehlen, der schon von Anfang an zur Verfügung stehen soll.
Frei nach dem Motto, alles was man nicht gleich mitmacht, dazu kommt man in den nächsten 20 Jahren nicht mehr. Sie müssten dafür einen Kredit von über 300.000 Euro aufnehmen. Von ihrem Eigenkapital möchten sie nichts in das Haus hineinbauen. Mit dem Geld wollen sie leben und sich auch mal sonst was leisten können. Das wäre alles mit ihrem Finanzberater abgestimmt und so hätten sie bis sie 50 sind das Haus abbezahlt.
Beide verdienen zwar nicht schlecht. Sie werden im Monat gemeinsam auf rund EUR 4000 kommen, jedoch haben beide zur Zeit auch Vollzeitstellen. Das würde sich sobald das Haus fertig ist ändern, da sie dann natürlich auch gerne Kinder haben möchten.
Ich freue mich für die beiden, dass sie nun sich selbst etwas schaffen möchten, mache mir jedoch auch Sorgen, dass das ganze schief gehen könnte. Mir kommt das alles ziemlich blauäugig vor. Ein Haus dieser Größe zu bauen und nebenbei nicht sparen zu müssen und auf nichts verzichten zu wollen hört sich für mich sehr nach dem bla bla des Finanzberaters an. Dieser sieht nur seine Provision und dem ist es egal, ob die beiden das Haus am Ende abbezahlen können oder nicht.
Ich möchte den beiden auch nicht ins Gewissen reden, weil sie wahrscheinlich am Ende glauben, dass ich ihnen ihr eigenes Haus nicht gönne. Was würdet ihr tun? Würdet ihr mit den beiden reden oder sie einfach machen lassen?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Reden in dieser Hinsicht überhaupt nichts bringt. Wenn man unbedingt ein Haus haben will und dieses Haus bestimmten optischen Vorstellungen entsprechen soll, dann verrennen sich die Menschen derartig in irgendwelche Vorstellungen, dass man im Prinzip gegen eine Wand redet. Mein Schwager hat zum Beispiel ein Haus gekauft und meint, dass es dasselbe wäre wie wenn man eine Wohnung mieten würde, nur hinterher würde ihm das Haus noch gehören.
Ich sehe das jedoch anders, denn man muss der Bank ja auch noch Zinsen und Gebühren zahlen, dass man überhaupt einen Kredit aufnehmen darf. Hinzu kommen Instandhaltungs- und Modernisierungskosten. Die hätte man als Mieter nicht, aber das wird konsequent ausgeblendet. Hinzu kommt, dass man sich mehr oder weniger zu Tode arbeitet, weil immer irgendetwas am Haus zu tun ist.
Also an deiner Stelle würde ich um des lieben Friedens Willen schweigen, weil Diskussionen eh nichts bringen, wenn jemand sich in seine utopischen Wunschvorstellungen verrannt hat, die mit der Realität nicht viel gemeinsam haben. Manche Menschen müssen das selbst merken, dass sie auf dem Holzweg sind.
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