Wie viel Egoismus in der Schwangerschaft ist noch normal?
Eine Bekannte von mir ist zur Zeit in der 9. Woche schwanger und es ist das erste Kind. Wenn ich sie so als Außenstehende beobachte, muss ich ehrlich sagen, dass ich so einiges nicht kapiere was sie so macht und auch was ihre Einstellungen angeht. Aber vielleicht liegt das eher daran, weil ich noch nie schwanger war.
Sie hat seit Jahren versucht schwanger zu werden, was wegen ihrem großen Übergewicht (ca. 150kg bei 1,70m) nicht geklappt hat. Dann hat sie mit eisernem Willen fast 50kg abgenommen seit Jahresanfang, was ich persönlich als eine sehr beachtliche Leistung empfinde und ich habe wahnsinnigen Respekt davor. Da sieht man mal, wie Ernst der Babywunsch war, sonst hätte sie bestimmt nicht die Disziplin dafür gehabt.
Jetzt ist sie jedoch schwanger, der Arzt verordnet regelmäßige Bettruhe, weil sonst das Risiko einer Fehlgeburt bestehen könnte. Es kann sogar sein, dass sie die ganze Schwangerschaft im Bett verbringen muss, das kann man im Moment noch nicht sagen. Meiner Ansicht nach würde eine "normale" werdende Mutter alles tun, um die Gesundheit des Babys und ihre eigene zu erhalten. Aber sie hat sich die wahnwitzige Idee in den Kopf gesetzt, noch eine ganze Hochzeit im Mai durchzuziehen, egal ob Bettruhe oder nicht.
Wie viel Egoismus in einer Schwangerschaft ist noch normal? Kommt das nur mir als Nicht-Schwangere und Nicht-Mutter irgendwie befremdlich vor? Also mir wäre eine Hochzeit vor dem Geburtstermin nicht so wichtig, wenn dabei die Gesundheit auf dem Spiel steht.
Ich kann das auch nicht nachvollziehen. Allerdings war ich auch noch nie schwanger. Aber ich würde auch davon ausgehen, dass eine werdende Mutter ihr Ungeborenes ganz instinktiv beschützen will. Erst recht, wenn sie schon ein Mal eine Fehlgeburt hatte, sollte sie wissen, wie wichtig das ist.
Und meiner Meinung nach wiegt die Verantwortung für andere immer schwerer als die für einen selbst. Man selbst kann ja rauchen. Das ist die Entscheidung eines Erwachsenen und es schadet (im Allgemeinen) nur einem selbst. Ist man aber schwanger, kann das Baby die Entscheidung nicht treffen und so muss man aufhören zu rauchen.
Bei weniger wichtigen Dingen kann man ja mal egoistisch sein. Beispielsweise heißt es ja, dass Klassik besonders gut für Babys sei. Tja, wenn man Klassik nun mal nicht mag, muss das auch nicht unbedingt sein und dann hört man eben einfach die Musik, die man immer hört. Das sind Feinheiten und die Auswirkungen nicht wirklich eindeutig und wenn, dann auch nicht gravierend.
Aber wenn man eine Risikoschwangerschaft hat, sollte man auf keinen Fall eine stressige Hochzeit planen und durchführen, um irgendwelche Nachbarn zu befriedigen, die sonst tratschen würden. Das Risiko und der Gewinn stehen einfach in keinem Verhältnis.
Wie fühlt die Frau sich denn eigentlich bei der Sache? Wirkt sie so als wäre ihr die Planung zuviel oder ist sie eigentlich noch ziemlich entspannt? Nur weil jemand bisher regelmäßige Bettruhe verordnet bekommen hat, muss derjenige ja nicht ständig im Bett rumliegen und darf durchaus moderate Belastungen auf sich nehmen.
Mir stellt sich immer erst einmal die Frage, wie sich die Frau denn fühlt? Als Außenstehender kann man sich natürlich immer mokieren und behaupten, dass solche Belastungen in der Schwangerschaft nicht normal sind und dass man bloß die Finger davon lassen sollte, aber eigentlich steht ja die werdende Mutter im Vordergrund des Geschehens.
Wie kommt sie mit der Belastung klar? Kugelt sie gestresst von Termin zu Termin oder managed sie das Ganze vom Bett aus und telefoniert herum, schreibt Einladungen und ist ansonsten eher entspannt? Etwas Egoismus ist immer gesund, auch bei Schwangeren und ich denke mir oft, dass die meisten Schwangeren auch alles richtig machen, die Ausnahmen lassen wir mal außen vor.
Und wenn sie regelmäßig ihre Kontrolltermine einhält und das Baby absolut gesund ist, dann ist doch erstmal nichts dabei. Ich hätte auch keine Ruhe im Hintern, wenn ich schwanger wäre, ich müsste wahrscheinlich immer etwas machen und wenn es nur eine wilde Runde um den Block wäre und daran würde ein Arzt auch nichts ändern können, wenn die Hummeln Überhand nehmen.
Wenn es der Frau so gut geht, dann sollte sie es solange machen, wie es ihr auch absolut gut geht. Man kann natürlich nun gute Ratschläge geben und sagen, sie soll den Hintern stillhalten, aber andererseits gab es auch schon Frauen mit angeblicher Risikoschwangerschaft, die sogar weiterhin ihren Sport ausgeübt haben, moderat, aber das Kind blieb gesund. Deshalb sollte die Frau einfach auf ihren Körper hören und ab und zu etwas Verstand walten lassen.
Ich denke zwar, dass man jedem Menschen seine Entscheidungsfreiheit lassen sollte, allerdings hört die bei mir auch auf, wenn man für ein anderes Leben die Verantwortung trägt. Und die Frau, um die es hier in diesem Thread geht, ist ja immerhin in guter Hoffnung, allerdings mit einem erheblichen Risiko verbunden.
Wenn man sich schon so sehr ein Kind wünscht und dann mit aller Kraft versucht, schwanger zu werden und es dann endlich klappt, dann müsste man doch normalerweise so weit sein, dass man wirklich Rücksicht auf das noch ungeborene Leben im Bauch nimmt, oder? Allerdings könnte es vielleicht sein, dass die Schwangerschaft nur zuvor gewollt war und jetzt plötzlich das Kind unerwünscht ist? Es kann ja schnell passieren, dass man sich das alles anders vorgestellt hat, als es dann schlussendlich kommt, aber ich möchte der Frau nichts unterstellen.
Ich hatte einmal einen ähnlichen Fall mit einer Kollegin von mir, die Rotz und Wasser heulte, weil die Schwägerin eines ihrer ungeborenen Zwillinge verloren hatte. Allerdings wurde sie dann wenig später selber schwanger und hörte nicht auf zu rauchen, obwohl es ja nachweislich ungesund für das ungeborene Baby ist, wenn die Mutter raucht. Sie rechtfertigte sich immer damit, dass der Arzt gesagt habe, sie solle keinesfalls ganz aufhören, da das Baby Entzugserscheinungen hat.
Allerdings muss ich dazu sagen, dass die betreffende Dame dann schlussendlich in ihrer Schwangerschaft noch das Doppelte dessen geraucht hat, welches sie vor der Schwangerschaft geraucht hat, richtig schockierend. Ihr konnte niemand etwas ausreden und auch nicht gut zureden. Das erinnert mich an den Fall, den du beschreibst.
Obwohl man eigentlich über die Risiken Bescheid weiß, setzt man das Ungeborene trotzdem großen Gefahren aus. Ich finde das ziemlich verantwortungslos und egoistisch. Das kann ich schon aus dem Grund nicht nachvollziehen, da ich ein Kind habe, welches eigentlich gar nicht so früh gewollt war und ich trotzdem dann meine eigenen Bedürfnisse zurück gestellt habe. Ich habe nicht mehr geraucht und keinen Schluck Alkohol in der Schwangerschaft getrunken.
Deshalb verstehe ich es bei Müttern, die auf Wunsch schwanger geworden sind, erst recht nicht, dass sie so egoistisch handeln. Es müsste doch für sie das größte Glück sein und sie müssten doch dann erst recht bereit sein, ihre egoistischen Gewohnheiten aufzugeben. So eine Hochzeit ist ja wirklich kein Spaziergang. Schon das alleinige Organisieren von allem und dann die endgültige Feier, alles mit sehr viel Stress verbunden, was wirklich einer Risikoschwangeren nicht zugemutet werden und schon gar nicht von ihr selber verlangt werden sollte.
Ich kann nur von mir sprechen. Ich bin gerade schwanger und habe auch alles getan, damit ich dies bleibe. Beispielsweise habe ich dann auch Folsäure genommen und so weiter und habe versucht den Stress gering zu halten. Ich denke, dass man dann schon eher nach dem Kind sieht und nicht nach den eigenen Vorstellungen.
Von daher finde ich ihr Verhalten schon sehr egoistisch und kann es nicht nachvollziehen, weil sie ja nun wirklich auch lange auf dieses Kind hingearbeitet hat. Aber letztendlich kann man ihr ja auch nur vor den Kopf schauen und weiß nicht, was da so dahinter steckt. Ich denke schon, dass man egoistisch auch in einer Schwangerschaft sein kann, aber dann eher um das Kind zu schützen.
Mir wurde auch mal von einem Arzt Bettruhe verordnet, als ich eine Bronchitis hatte. Aber ich fühlte mich gar nicht nach Bettruhe und habe mich auch nicht daran gehalten. Ich denke, jeder Mensch hat ein Gespür dafür, was er sich zumuten kann und was nicht und wenn das persönliche Empfinden einem sagt, dass es einem gut geht und Bettruhe absolut unnötig ist, warum sollte man sich dann daran halten? Nur weil es ein Arzt gesagt hat?
Wenn die Mutter sich fit fühlt und nicht den Eindruck hat, als müsste sie den ganzen Tag im bett liegen, warum sollte sie es dann tun? Ist es nicht entscheidender, was man selbst fühlt, ist das nicht ein viel besserer Gradmesser als die Aussagen von anderen? Und eine Hochzeit muss ja auch nicht wahnsinnig stressig sein, es kommt darauf an, was man draus macht. In jedem Fall ist es unangebracht, mit dem Finger auf sie zu zeigen und sich in "Wie kann sie nur" Manier aufzuregen.
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