Wie verpasst ihr anderen Menschen einen Denkzettel?

Es gibt verschiedene Situationen, in denen man anderen gerne einen Denkzettel verpassen würde oder das auch tatsächlich tut. Indem man jemandem einen Denkzettel verpasst, bestraft man ihn für etwas, was er nicht hätte tun sollen. Oder man tut oder sagt etwas, so dass er eine Lehre aus seinem (falschen) Handeln ziehen kann.

Wie verpasst ihr anderen Menschen einen Denkzettel? Wenn jemand sich mir gegenüber ungerecht verhalten hat, dann neige ich durchaus dazu, der Person in ähnlichen Situationen den Spiegel vorzuhalten und mich dann bewusst ähnlich zu verhalten. Allerdings erkläre ich mein Verhalten auch und nehme Bezug zu dem früheren Ereignis.

Denn normalerweise bin ich eigentlich nicht nachtragen und wenn ich mich auch so verhalte, dann eben nur, um der Person einen Denkzettel zu verpassen und nicht, weil ich mich in dem Moment wirklich so verhalten will. So hundertprozentig ernst meine ich meine Aussage dann nämlich auch nicht immer.

Hm, eigentlich kann ich mich nicht daran erinnern, jemals jemandem einen Denkzettel verpassen zu wollen. Wenn ich mich über jemanden geärgert habe, dann versuche ich entweder, das irgendwie in einem Gespräch zu klären, oder - bei geringeren Anlässen - vergesse ich den Vorfall so rasch, dass mir später gar kein Anlass für einen Denkzettel einfallen würde.

Das ist mir schon wieder zu komplex. Ich sehe es nicht als meinen Job an, andere Leute zu erziehen oder irgendwelche "Rachepläne" zu schmieden, damit irgendwer seine Lehre daraus ziehen kann. Wenn ich mit jemandem aneinandergerate, kracht es, und dann ist es auch wieder vorbei.

Entweder vertragen wir uns wieder, oder ich reduziere den Kontakt auf ein für mich erträgliches Maß. Das geht auch, wenn man sich etwa im Job täglich über den Weg läuft - man kann höflich und kooperativ sein, und sich die ungeliebte Kreatur dennoch emotional auf Armeslänge vom Leib halten.

"Denkzettel" gibt es bei mir nicht, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass diese etwas Positives bewirken. Entweder die Leute sind in der Lage, ihr Verhalten zu reflektieren und kommen selber auf die Idee, dass sie sich mal zurückhalten sollen. Oder sie stolpern weiter emotionsgesteuert und empathielos durch die Gegend und ziehen eine Spur der Verwüstung hinter ihnen her. Mein Problem ist nur, wie ich mich damit arrangieren kann, ohne selber emotional involviert zu werden.

Denkzettel klingt für mich geradezu moralinsauer. Und ich würde mich in der Rolle des erziehenden Moralapostels absolut nicht wohl fühlen. Denn diese Rolle liegt mir einfach nicht. Jeder Mensch ist wie er ist und das muss er vor allem mit sich selbst ausmachen. Wer sich grenzwertig verhält, stößt an seine eigenen Grenzen. Denn ihm wird von seinem Gegenüber sofort aufgezeigt, wie sein Verhalten von dem anderen aufgenommen wird.

Ob er das dann wirklich auch erkennt, dass es an ihm und nicht an dem anderen liegt, bezweifele ich stark. Vielleicht denkt er sogar, Frau Quasselfee wäre unfreundlich und reagiert daher distanziert und abweisend. Ganz gewiss aber denkt er nicht, Frau Quasselfee ist nur so zu mir, weil ich in der Vergangenheit kein gutes Verhalten ihr gegenüber zeigte. Wer etwas anderes denkt, ist schwer naiv. Daher halte ich es nun für absolute Zeitverschwendung dem Grenzüberschreiter auch noch meine Aufmerksamkeit zu widmen.

Ich verpasse grundsätzlich keine Denkzettel. Wenn ich mit jemanden ein Problem habe bespreche ich es und wenn die Person es dann nicht einsieht ist das ja auch nicht mein Problem. Ich erziehe meine Kinder, mehr aber auch nicht. Wenn andere Menschen keine gute Erziehung genossen haben, dann ist das zwar unschön, aber dann ist es auch nicht mein Auftrag daran etwas zu ändern. Ein Denkzettel bringt sicherlich auch nichts, weil die Leute ihr Fehlverhalten vorher ja nicht mitbekommen haben und folglich auch nichts ändern werden.