Wie verhalten als nicht religiös in einer gläubigen Familie?

vom 23.05.2016, 11:10 Uhr

A und B sind schon lange ein Paar. Nun ist es so, dass As Familie religiös ist. Und Bs Familie gar nicht. Wenn A und B dann bei As Eltern zu Gast sind, wird vor dem Essen auch immer ein Gebet gesprochen. Dafür falten dann auch alle die Hände und meistens spricht der Vater dann ein Gebet.

Bisher hat B es dann immer so gemacht, dass er dabei still auf seinen Teller geschaut hat und die Hände locker in den Schoß gelegt hat. Er möchte die Familie nicht stören, wenn sie eben vor dem Essen beten wollen. Das ist bisher auch immer kein Problem gewesen und wurde auch so akzeptiert, da B eben nicht religiös ist.

Es ist auch schon vorgekommen, dass jemand zu Besuch war, der auch nicht gläubig war, dann aber trotzdem mitgebetet hat. Dieser Gast meinte dann auf nachfragen, dass er sich keinen Zacken aus der Krone brechen würde, wenn er als Ausnahme und Höflichkeit eben am Gebet teilnehmen würde. Wie würdet ihr euch als nicht religiöse Person in einer gläubigen Familie verhalten? Würdet ihr die Gepflogenheiten mitmachen oder eben auch eher still zurückhalten dabei zugegen sein?

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Wenn der ganze Tisch die Hände faltet, dann bricht mir wirklich kein Zacken aus der Krone, wenn ich das auch mache. Ich denke, dass es noch mal eine nette Geste ist, bevor man mit dem Essen beginnt und wenn man das so machen möchte, dann mache ich es als Gast eben auch. So lange ich kein "Amen" sagen muss oder sonst irgendetwas mitsprechen muss, ist es doch in Ordnung.

Wobei ich es auch in Ordnung finde, wenn man dann gar nichts macht und nur kurz inne hält. Selber glaube ich auch an nichts, aber ich würde eben mitmachen. Das muss aber jeder für sich entscheiden. Hauptsache man fängt dann nicht an zu essen oder zu reden, weil das wäre ja unhöflich.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Als ich in Kenia war, war ich auch bei sehr vielen Gebeten zugegen. Vor allem als ich mit einem Freund seine Familie auf dem Dorf besucht habe. Noch bevor man sich begrüßt und einander vorgestellt wird, wird erst mal gebetet. Dann kam der Großvater zu Besuch, also wurde wieder gebetet. Dann gab es Essen und es wurde wieder gebetet. Dann ging der Großvater wieder und es wurde wieder gebetet.

Das war wirklich sehr ungewohnt für mich. Ich hatte schon meine Hand ausgestreckt, um Guten Tag zu sagen, als alle den Kopf fallen ließen und anfingen zu murmeln. Aber dann habe ich eben auch den Kopf gesenkt und gewartet, bis der "Spuk" vorbei war.

Selber Beten und "Amen" sagen, fand ich aber nicht angebracht. wenn man nicht daran glaubt, empfinde ich das eher sozusagen als Blasphemie. Aber es hat sich nie jemand daran gestört, falls sie es überhaupt mitbekommen haben, dass ich nichts gesagt habe.

Sich in dem Moment aber von der Gruppe abzuwenden, mit dem Handy zu spielen oder so etwas, fände ich auch daneben. Es ist ja nicht notwendig, da jedes Mal schlechte Gefühle oder gar Diskussionen heraufzubeschwören. Selber ist man ja nur für einen Moment still und leise. Das bin ich auch so etliche Mal über den Tag verteilt, wenn ich gerade nichts zu sagen habe. Das tut nicht weh. Dass die anderen währenddessen beten, macht ja nichts mit mir.

Benutzeravatar

» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich empfinde es als ausreichend und angemessen, wenn man sich respektvoll und zurückhaltend zeigt, also nicht unbedingt während des Tischgebets losquatscht oder sich aus Gründen der Zeitersparnis schon mal die Rindsrouladen auftut. Das hat in meinen Augen auch nichts mit Religiosität oder Mangel derselben zu tun, sondern ist ganz einfach höflich. Mir sind auch schon gottfreie Tischsprüche untergekommen, mit denen ich persönlich noch weniger anfangen kann als mit traditionellen Tischgebeten, aber die zehn Sekunden den Rand zu halten und weihevoll vor mich hin zu starren bringt mich auch nicht um.

Wenn jemand zwar nicht (mehr) religiös ist, aber die Gebetstexte noch intus hat, empfinde ich es auch nicht als verwerflich, wenn man diese mitmurmelt. Der Tischrunde kann es ja nur recht sein, und wenn man nicht an die Sinnhaftigkeit dieses Rituals glaubt, geht ja eigentlich nichts kaputt. Nur sollte sich niemand verpflichtet fühlen, zu beten oder nicht zu beten. In meinen Augen ist es letzten Endes Privatsache, ob man mit religiös geprägten Sitten und Bräuchen etwas anfangen kann, ob sie einem sogar wichtig sind, oder ob man dankend verzichtet.

» Gerbera » Beiträge: 11317 » Talkpoints: 49,13 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich nehme Religion hin so lange sie keinen Schaden anrichtet und den sehe ich nicht, wenn jemand vor dem Essen Selbstgespräche führt. Es sei denn er übertreibt es und das Essen wird kalt, aber so schlimm ist es bei den meisten Religiösen ja nicht.

Allerdings werde ich dabei sicher nicht mitmachen, das kann niemand von mir erwarten. Zumal ein Religiöser ja auch nicht mitmachen würde wenn er irgendwo zu Gast ist, wo vor dem Essen ein anderer Gott als seiner angebetet wird. Der würde dann auch argumentieren, dass er für seine Überzeugung einsteht und genauso sehe ich das auch.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Wie soll man sich schon verhalten? Höflich und angepasst eben. Ich habe lange öfter mit Nonnen gegessen. Das Gebet respektiert man eben, die Gedanken sind frei. Und dann schweigt man eben und hört dem Vortrag zu. Wobei die Zeitung sicherlich unterhaltsamer sind als die Ordensregeln oder andere religiöse Schriften. Schließlich ist man Gast.

Dagegen ist das Tischgebet in religiösen Familien doch richtig harmlos. Wobei ich das Problem nicht wirklich verstehe. In Familien mit Kindern, wo sich alle an den Händen fassen und Piep, Piep, Piep machen, weigert sich normalerweise niemand mitzumachen. Beim Gebet dagegen kann man die Einkaufsliste im Geiste ergänzen oder sonst etwas tun. Das beeinträchtigt weniger als besabberte Kleinkindfinger zu halten.

» cooper75 » Beiträge: 13379 » Talkpoints: 509,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich würde mich da aus Höflichkeit und Respekt auch anpassen und keinen Aufstand veranstalten. Schließlich bricht doch niemandem einen Zacken aus der Krone, wenn man stumm die Hände faltet oder den Blick senkt und dann eben abwartet bis das Gebet vorbei ist. Man muss ja nicht wirklich mitbeten, wenn man das nicht möchte. Ich kenne auch Gläubige, die es allen Anwesenden freistellen, ob diese (laut) beten möchten oder nicht.

Man kann in der Zeit doch an was anderes Denken, zum Beispiel was man noch zu tun hat, was man zum nächsten Termin anziehen möchte oder was man nächste Woche einkaufen und kochen möchte. So ein Problem ist das doch auch nicht, solange man nicht schon vorher seinen Teller mit Essen füllt und damit den Anwesenden auf die Füße tritt.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^