Wie Unterricht aus Erwachsenensicht verbessern können?

Jeder Mensch hat eine andere Ansicht, wie Unterricht optimal verlaufen kann. Sicherlich werden Erwachsene das etwas anders sehen als Schüler, die das Thema noch akut betrifft. Wie seht ihr das eigentlich als Erwachsene? Was muss eurer Ansicht nach verändert und verbessert werden, damit der Schulunterricht lehrreich und hilfreich ist? Was findet ihr eher kontraproduktiv?

Ich bin der Meinung, dass die Schüler heute mehr praktische Erfahrungen benötigen. Einmal im Schuljahr zwei Wochen Praktikum ist da zu wenig. Zu meiner Zeit hatten wir bis zur Klasse 6 ganz normal den Werkunterricht, wie es ihn heute nur noch in der Grundschule gibt. Ab Klasse 7 hatten wir alle zwei Wochen einen Tag in der Arbeit.

Da gab es verschiedene Varianten. Bei uns hatten mehrere Betriebe ein sogenanntes polytechnisches Zentrum errichtet. Dort gab es eine große Werkstatt, wo wir halt auch den Umgang mit verschiedenen Maschinen gelernt haben. Dort wurden dann auch schon Teile aus Eisen für die weitere Verarbeitung in den Betrieben von Schülern vorbereitet. In der anderen Woche hatten wir theoretischen Unterricht zu Arbeitsprozessen und was für manche Arbeiten erst in der Theorie vorbereitet werden muss. Die Klasse 8 haben wir auch so verbracht.

In den Klassen 9 und 10 ging es dann einmal die Woche in die Betriebe vor Ort. Wo es machbar war, wurde man so eingeteilt, dass es zum späteren Berufswunsch passte. Und in anderen Regionen kam man schon ab Klasse 7 in verschiedene Betriebe. Meist dahin, wo der meiste Bedarf an zukünftigen Auszubildenden bestand.

Wenn ich so sehe, wie meine Kinder heute lernen, dann hat sich seit meiner eigenen Kindheit und Schulzeit extrem wenig verbessert. Ich warte die ganze Zeit, dass da mal eine groß angelegte Offensive zur Modernisierung folgt, aber nichts passiert. Wenn irgendwo mal neuer und wegweisender Unterricht passiert dann nur deshalb, weil eine einzelne Schule oder ein einzelner Lehrer eine Vision hat.

Nach wie vor schleppen die Kinder jeden Tag bleischwere Schultaschen zur Schule und das obwohl Tablets heute echt erschwinglich sind und man längst auf elektronisch gespeicherte Schulbücher umsteigen könnte. Die Kinder bekommen weiterhin Rückenschäden und die Eltern zahlen jedes Jahr mehrere Euro zu, weil die Gelder die die öffentliche Hand für Schulbücher zahlt nicht ausreichen. Dazu schleppen die Kinder noch zig Ausdrucke von Arbeitsblättern die teils die Lehrer selbst bezahlen.

Was ich auch nicht verstehe ist, dass Kinder nicht von Klein auf in der Schule das zehn Finger System zum Schreiben lernen. Klar muss man auch in der Lage sein, von Hand zu schreiben. Aber fast jeder Mensch heute schreibt am Computer und erschreckend viele nehmen das Adler-Such-System, weil das Schulsystem so eine grundlegende Kulturtechnik an den meisten Schulen nicht lehrt.

Das Mobbing ist an vielen Schulen richtig schlimm geworden, so lange das nicht gezielt im Schulprogramm steht, dass man sich aktiv dagegen einsetzt. Das war früher auch nicht so verbreitet und hatte nicht die Ausmaße wie heute.

Auch die Inhalte sind teilweise veraltet und lebensfern. Ich würde mir mehr Alltagsbezug wünschen, dass die Kinder zum Beispiel Kontakt zur Arbeitswelt haben. Oder aber von klein auf lernen, wie man mit neuen Medien und technischen Geräten sachgerecht umgeht. Das fehlt mir in der Ausbildung meiner Kinder wirklich.