Wie steigende Obdachlosenzahlen in den Griff bekommen?

vom 24.03.2017, 13:18 Uhr

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in der gesamten EU, steigen ja in jedem Jahr die Obdachlosenzahlen kontinuierlich an. Diesem Trend gilt es ja bestimmt entgegenzuwirken, nur wie stellt man das denn am besten an? Welche Maßnahmen würdet ihr denn ergreifen, wenn euch die Lösung dieses Obdachlosenproblems übertragen würde? Wie würdet ihr denn das Totschlagsargument und die verbreitete Meinung „Ja, die wollen doch gar keine richtige Wohnung“ entkräften?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Wenn mir die Verantwortung übertragen würde, wäre meine erste Anweisung, dass die Obdachlosen die gleiche Behandlung wie die Flüchtlinge bekommen müssen. Das bedeutet ein Sozialarbeiter plus Psychologe um die Traumata der Jahrelangen Obdachlosigkeit und/oder die Erlebnisse die dazu geführt haben aufzudecken und zu behandeln.

Entziehungskuren bei Abhängigen und Programme um diese Menschen aus dem Bodensatz der Gesellschaft wieder in der Mitte zu integrieren. Die Menschen langsam an die Gesellschaft gewöhnen ohne etwas von ihnen zu verlangen, eben die gleiche Behandlung wie wir sie schon so oft in den letzten Jahren geübt haben.

Ich würde auf die gleiche Solidarität der Bevölkerung vertrauen wenn es darum geht, Obdachlosen wieder eine berufliche Perspektive in Form von Orientierungspraktika zu geben. Falls die ehemaligen Obdachlosen schon zu alt für eine Ausbildung sind zumindest an ein geregeltes Leben heranführen mit der Option, selbst als "Betroffener" bei diesen Integrationsprogrammen mitzuwirken. Zu dem Totschlagsargument, wer es ernsthaft benutzt und auch so meint, bekommt eins mit der Dachlatte.

» RavenThunder » Beiträge: 1315 » Talkpoints: 11,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wenn man so etwas nicht möchte muss man tatsächlich in Personal investieren, Leute die helfen die Leute wieder ins Leben zu integrieren. Meiner Meinung nach kann es nicht sein, dass da vieles auf Ehrenamtliche abgeschoben wird und die Leute, die dafür extra eine Ausbildung machen oder gar studieren zu wenig bekommen.

Außerdem muss man Wohnraum an sich bezahlbarer machen und gute Maßnahmen schaffen, damit die Leute wieder ins Arbeitsleben finden. An sich wäre das mit einer guten Organisation und entsprechenden Geld sicherlich gut machbar.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich bin da in der Forderung ganz bei RavenThunder. Wer die Obdachlosenzahlen sinken lassen möchte, sollte aufhören zu glauben, dass die Leute faule Asis sind, die kein Bock auf Regeln haben. Denn der größte Teil ist genauso psychisch gesehen ein Wrack mit Geschichte wie jeder Flüchtling, der hier mehr Zuneigung vom Vater Staat bekommt, als einige es verdient haben und ohne etwas dafür zu tun. Während Obdachlose der Schandfleck sind.

Alkoholsucht und Drogenabhängigkeit ist keine Seltenheit. Das stimmt und das vereinfacht die Geschichte nicht. Dadurch kommen sie für viele Unterkünfte als Nachtlager auch nicht infrage, weil sie clean und nüchtern sein sollen. Kann ein Süchtiger aber kaum bewerkstelligen.

Andere haben die Wohnung verloren. Ich kenne bei uns eine Obdachlose Lady, die niemanden etwas tut. Sie musste ihren Mann und zwei ihrer Kinder beerdigen. Sie hatte ein gutes Leben und diese drei Tode hat sie nicht verkraftet und ist seither alkoholkrank und obdachlos. Sie tut mir vom Herzen leid, aber ohne Therapie usw. kriegt sie nie wieder ein Fuß auf den Boden, doch wen juckt das? Die Leute lachen sie aus, weil sie mit ihrem toten Mann und den Kindern spricht!

Ich würde somit jedem Obdachlosen eines Gesprächs unterziehen. Gründe für Obdachlosigkeit, Probleme in Erfahrung bringen und Hintergrundinformationen. Dann mit all jenen, die bereits zum Zeitpunkt wollen psychologische Gespräche in Anspruch nehmen, Therapie usw.

Abgesehen davon. Es gibt in vielen Städten aktuell kein Andrang an Flüchtlinge in diesem Sinne mehr. Gleichwohl in Afrika die Welle auch noch folgen wird. Mal sehen wann das so weit ist. Doch die Verträge bis 2041 sind sonst umsonst. Wie wäre es mal, dort solange Obdachlosen zu helfen mit demselben Engagement wie jedem Flüchtling?

Sorry, ich weiß, dass es klingt, als wenn ich den Flüchtlingen nicht gönne. Doch wo sind all die ehrenamtlichen Helfer, wenn es um die eigenen Leute geht? Da steht keiner am Bahnhof, verteilt Kaffee, Teddybären für Kids usw. Mittlerweile muss man sich echt fragen, was mit einigen Deutschen los ist.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Man kann z.B die gezahlten Steuern der Bürger dafür verwenden,dass es diesen Meschen besser geht. Aus meiner Sicht werden die Steuern der Bürger häufig für andere Staatsbürger ausgegeben.

Ich denke einige Obdachlose würden gerne in einer Wohnung leben, aber dafür muss es auch welche geben. Es mangelt an sozial geförderten Wohnungen.

Die Obdachlosenzahlen kann man in den Griff bekommen, in dem man mehr sozial geförderte Wohnungen erbaut und in dem man mehr Jobs für Leute mit z.B Hauptschulabschluss schafft und diese Jobs nicht so gering bezahlt, dass man nicht davon Leben kann. Dass Menschen eigener Bevölkerung auf der Straße Leben müssen liegt auch daran, dass zu viele Leute aus anderen Ländern eingestellt werden und somit eigene keine Arbeit finden.

Sogar hochgeführte Manager können auf der Straße landen, aber das Problem dieser Leute ist dann sie haben kein ansehen in unserer Gesellschaft mehr und das ist sehr schade. Es sind alles Menschen. Man könnte auch das Obdachlosen Problem in den Griff bekommen in dem man diese Menschen nicht mit Vorurteilen abstempelt wie z.B. dass sie asozial sind oder selbst dran schuld sind. Diese Menschen brauchen eine zweite Chance um wieder in unserer Gesellschaft Fuß zu fassen.

» Redfly008 » Beiträge: 208 » Talkpoints: 26,59 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Bei unbegleiteten Flüchtlingen hat man auf einmal 6.000 bis 12.000 Euro pro Monat, obwohl viele von denen keine Ausweispapiere hatten und deren Altersangabe zu bezweifeln sind. Aber hier gibt es eben eine Lobby wie bei den Flüchtlingen. Ganz im Gegenteil! Hier in Deutschland herrscht eher das Bewusstsein, dass es den Leuten irgendwo in Afrika schlechter geht und dass man zuerst diesen armen Geschöpfen helfen müsste. Und während bei Deutschen jeden kritische Stimme in die rechte Ecke gestellt wird, wird jeder beklatscht, der über die Grenze kommt. Da spielt es keine Rolle, wie islamistisch, kriminell, frauenfeindlich oder antisemitisch er ist. Denen werden automatisch nur gute Absichten unterstellt. .

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 26.03.2017, 12:28, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

@Juri1877 das stimmt komplett. Wenn ich mit Leuten diskutiere, setzen die Flüchtlinge stets mit den armen Verhältnissen "Afrikas" in Verbindung. Das dort seit den 80er Jahren Milliarden über Milliarden an Spendengelder, Hilfsgelder & Co reinfließen, juckt niemanden. Die merken nicht, dass die Korruption durch Politiker in Nigeria, Kenia, Niger, Botswana & Co, die sich die Kohle fein in die Tasche schieben und ihr Volk weiter verarmen lassen, das Problem sind. Da hilft auch kein Asylstatus, weil die Fluchtursachen weiter und weiter gehen werden!

Deutschland tut immer so, als würde man viel für diese Leute tun. Tun sie gar nicht. Die Diakoniewerke versuchen es, aber haben begrenzte Mittel. In Hamburg da kann man wirklich davon sprechen, dass die Obdachlosen nicht egal sind. Eine Suppenküche nach der nächsten, Anlaufstellen usw. Da gibt es jede Menge. In Berlin geht so, könnte für die Größe der Stadt doch tausendfach besser sein. In Essen auch recht wenig und in München? Ha, ha nicht das ich gleich lachen muss.

Bei Obdachlosen kommt immer die Aussage "niemand muss auf der Straße pennen". Doch, wer Süchte hat, kommt zu 90 Prozent in keiner Unterkunft unter, es sei denn, dass Wetter lässt es wirklich nicht zu, so wie im Winter. Ansonsten kommen die nicht rein und das weiß ich, weil der Bruder meines Ex-Freundes Obdachlos mehrfach war und das auch aufgrund seiner Drogensucht und Alkoholabhängigkeit. Abgesehen davon, bin ich ja nicht nur in meinem Beruf in Milieus unterwegs, sondern auch mal anderswo gewesen. Gerade zu Anfang. Ich kenne also genau das Bild, welches hier in DE herrscht, wenn es um Obdachlose geht.

Hartz IV bekommen einige Obdachlose, das stimmt. Meldeadresse haben sie dann meist in Diakoniewerken. Doch mit Süchten, nicht regelmäßigen Zugängen zu Waschräumen & Co, gibt es auch keine Wohnung. Oftmals haben diese Leute nur sich auf der Straße und ihre Kumpanos. Vergessen viele.

Kann mich da immer super aufregen, wenn die Flüchtlinge hier Milliarden in den Hintern kriegen und nachweislich etliche eigentlich nicht hier sein dürften und andere sich benehmen, als gehöre Deutschland ihnen. Geht hier also nicht um all jene, die es verdienen! Mich nervt das ganze Verhältnis in DE nur noch an.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Vorab: Ich weiß leider nicht im Detail wie die Sozialsysteme unserer Nachbarländer in der EU funktionieren. Deshalb möchte ich mich darüber auch nicht äußern - Halbwissen ist der Tod jeder Diskussion.

In Deutschland haben wir leider das Problem, dass immer mehr Menschen durchs System fallen. In der Theorie muss in unserem Land niemand Hungern und schon gar niemand auf der Straße leben. Abgesehen von den paar wenigen, welche sich vielleicht bewusst für den Zustand entscheiden, dürften die meisten da irgendwie so reingerutscht sein.

Unser Land und das Sozialrecht haben eine Vielzahl von Mechanismen, die einen vor drohender Wohnungsnot bewahren. Ich musste oder durfte es selbst im näherem Umfeld erleben. Das Sozialamt kümmert sich sobald ein evtl. Wohnungsverlust entstehen könnte. Schreibt Briefe, kommt persönlich vorbei.

In unserem Bekanntenkreis war es am Ende so, dass die Mietschulden vom Amt bezahlt wurden (ca. 1500 Euro soweit ich weiß) und man half wieder im Sozialsystem Fuß zu fassen. Mittlerweile hat der Herr, Mitte 30, einen Job, ein sicheres Zuhause und Familie. Die 1500 Euro vom Amt musste er natürlich zurück zahlen (zinslos!) aber das konnte ausgesetzt werden bis er einen Job fand. Er war komplett am Boden, bekam kein HarztV, hatte keinen gültigen Personalausweis, den Termin zwecks Wohnungsräumung schon im Briefkasten und war nicht krankenversichert. Dank netter Sozialarbeiter, welche sich wirklich kümmerten, konnte alles innerhalb weniger Monate geklärt werden und er kann mittlerweile ein normales Leben führen.

Worauf ich hinaus will: Wir haben ein gutes System in Deutschland, auch wenn der Deutsche als solches gern meckert. Wer bereit ist nur ein wenig dafür zu tun muss niemals auf der Straße leben. Natürlich wird es gute und schlechte Ämter geben, vielleicht glaube ich auch nur zu sehr an das gute in der Welt aber in meinen Augen muss es hier niemandem (!) schlecht gehen. Zumindest wird man bei uns, solang man nur wirklich will, immer ein zu Hause, etwas zu essen und eine Krankenversicherung haben!

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» epis » Beiträge: 25 » Talkpoints: 11,57 »


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