Wie steht ihr zur Arbeit von Landwirten an Sonntagen?
Die meisten Arbeitnehmer haben einen völlig geregelten Arbeitsablauf. Sie gehen morgens zur Arbeit und kommen dann Abends nach Hause. Die Arbeitszeit ist klar festgelegt. Von Montags bis Freitags oder Samstags arbeiten die Meisten. Natürlich gibt es auch Arbeitnehmer, die Sonntags arbeiten müssen.
Bei Landwirten ist das jedoch komplett anders. Landwirte sind selbstständig und haben somit keine festen Arbeitszeiten. Feste Arbeitszeiten sind sogar häufig gar nicht möglich, weil das Wetter die Arbeitstage und die Arbeitszeit vorgibt. So kommt es manchmal vor, dass Landwirte auch Sonntags oder an Feiertagen mit dem Traktor auf dem Feld oder auf den Straßen unterwegs sein müssen.
Wie findet ihr das, wenn ihr es beobachtet? Ist es euch egal oder seid ihr der Meinung, dass Landwirte Sonn- und Feiertags nicht arbeiten dürfen sollten? Warum vertretet ihr die jeweilige Meinung?
Wieso sollten Landwirte an einem Sonntag nicht arbeiten dürfen? Was ist das denn für eine bekloppte Idee? Ein Landwirt hat gar keine andere Möglichkeit, als am Wochenende und an Feiertagen zu arbeiten. Ein Feuer lässt man auch nicht brennen, weil zufällig Nacht oder Sonntag ist und einen kranken Menschen versorgt man ebenfalls rund um die Uhr. Es ist einfach notwendig.
Warum sollte ein Landwirt seinen Acker nicht vorbereiten, seine Saat nicht ausbringen oder einholen dürfen, nur weil ein bestimmter Wochentag ist? Sollen die Tiere einfach unversorgt bleiben, weil der Kalender es sagt? Dass Landwirte an Sonn- und Feiertagen arbeiten, das war noch nicht einmal ein Problem, als die Sonntagsarbeit noch viel strenger reglementiert war. Warum sollte man das jetzt plötzlich enger sehen?
Ich gönne es keinem Landwirt, seine Ernte in einem Gewitter dahingehen zu sehen, weil zufällig Sonntag ist. Oder dass er gar keine Erntemaschine bekommt, weil außer an diesem Tag alles ausgebucht ist. Wenn meine Pferde an Sonntagen kein Futter und keinen Weidegang bekommen würden, wäre ich auch nicht froh.
Vor allem stört so ein Landwirt doch niemanden. Höfe liegen meist eher allein. Und selbst er an einem Sonntag sein Feld vor meinem Schlafzimmerfenster pflügen sollte: Wie oft kommt das denn vor? Wann ein Selbstständiger arbeitet, sollte ihm schon selbst überlassen werden. Das gilt zumindest für alle Tätigkeiten, die entweder keinen stören oder eben unvermeidlich sind.
Ich habe heute am Pfingstmontag einige Aufträge abgearbeitet und mehrere Angebote erstellt. Hätte ich das vor den Feiertagen erledigen müssen, hätte ich ziemlichen Stress gehabt. Warum sollte man mir das verbieten? Wem wurde damit geschadet? Da darf ein Landwirt, der keine andere Wahl hat, doch erst recht arbeiten.
Ja, wie komme ich nur darauf, dass Landwirte an Sonntage nicht arbeiten dürfen? Dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung. Mein Vater hat einen landwirtschaftlichen Betrieb und wenn er Sonntags oder an Feiertagen mit den Maschinen los fährt, dann sind die Leute genervt und wütend. Andere Geschäfte dürfen Sonntags auch nicht öffnen.
Und übrigens vertritt sogar mein Vater die Meinung, dass Landwirte Sonntags nicht arbeiten müssen. In ganz seltenen Fällen lässt es sich wirklich nicht vermeiden, weil es für bestimmte Arbeiten auf dem Feld optimales Wetter braucht. Aber in der Regel kann jeder Landwirt seine Arbeit auch von Montags bis Sonntags erledigen.
Echt, das kann jeder Landwirt? Silage für die Rinder holt man am Sonntag mit der Hand? Man nimmt für jeden Tag, den der Mais später auf das Feld kommt, ein Prozent weniger Ertrag in Kauf? Man lässt die reife Ernte mit einem optimalen Gehalt an Feuchte stehen und trocknet dann teuer mit Strom?
Spargel und Erdbeeren haben Zeit? Man verzichtet komplett auf den gemieteten Mähdrescher, weil der freie Termin an einem Sonntag oder nachts um drei Uhr ist? Das wage ich jetzt nicht wirklich meinen befreundeten Landwirten vorzuschlagen. Ich denke nicht, dass ich dann noch auf deren Feldern trainieren darf.
Hat dein Vater auch Tiere zu versorgen? Wenn ja, dann soll er das mal am Sonntag einfach lassen und dann schauen, wie die Nachbarn reagieren, wenn im Stall ein entsprechender Tumult ist, weil sie schlicht und einfach Hunger haben oder eben auch Kühe dringend gemolken werden müssen. So wie du das beschreibst kann man eher davon ausgehen, dass dein Vater nur zum Hobby Landwirt ist.
Wobei nicht jeder Mensch, der in einem landwirtschaftlichen Betrieb arbeitet, gleichzeitig selbständiger Landwirt ist. Selbst die privaten Landwirte bei uns haben mittlerweile Angestellte auf dem Hof. Und die Arbeitszeit richtet sich in diesem Beruf eben nach den Bedürfnissen der Tiere und dem Wetter. Das wird sich auch nie ändern.
Oder wie stellst du dir das vor, wenn man Landwirten die Arbeit auf dem Feld am Sonntag verbieten wollte? Wo würden dann die Preise für Mehl und für Erzeugnisse daraus hingehen? Dann regen sich diese Nachbarn, die es mal für ein paar Minuten ertragen müssen, dass der Traktor vorbei fährt, nämlich über die Preise auf.
Außerdem kenne ich viele Orte in verschiedenen Regionen, wo es landwirtschaftliche Betriebe gibt. In seltensten Fällen findet man diese mitten im Ort, so dass die Nachbarn eventuell gestört sein könnten. Und selbst bei der Feldwirtschaft gibt es genug Arbeiten, die es gar nicht zulassen, dass man zum Sonntag schon vor 8 oder 9 Uhr durch die Straßen tuckert.
Wenn ich überlege, was ich beim Leben mitten auf dem Land nervig fand, dann war das nicht die normale Arbeit eines Landwirts, die eben zu manchen Teilen auch an Sonn- und Feiertagen anfällt. Nervig waren andere Dinge die unvermeidbar waren.
Ziemlich ätzend sind beispielsweise die Schussanlagen. Wenn man über Wochen jeden Tag bis zu 2.000 Schuss von der Morgendämmerung bis zum Einbruch der Dunkelheit ertragen muss, dann nervt das durchaus. Wobei man sich ziemlich gut an das Dauerfeuer gewöhnt und die Knallerei nur noch am Rande wahrnimmt.
Ebenfalls nervig ist es, wenn über den ganzen Sommer morgens und abends über Stunden die brummenden Dieselgeneratoren für die Bewässerung der Felder hört und die Abgase riecht. Aber auch das lässt sich eben nicht vermeiden, wenn wenig Niederschlag fällt und der Boden in der Region sehr viel Sand hat.
Die LKW, die jeden Sonntag auf die Höfe kommen und Blumen laden, sind auch eine echte Freude. Aber wenn am Montag im halb sechs die Versteigerungen beginnen und die Läden frische Schnittblumen anbieten möchten, geht es eben nicht anders.
Das ist beim Salat und anderen Obst- und Gemüsesorten, die nicht lange halten, auch nicht anders. Und die gleichen Verbraucher, die über die Störung der Sonntagsruhe meckern, würden einen Anfall bekommen, wenn sie so etwas erst ab Dienstag oder Mittwoch kaufen könnten.
Dass der Schlachthof am Ort sein Vieh immer in der Nacht bekommen hat, war auch nicht so toll. Aber das Auge des Verbrauchers soll eben nicht durch Transporter mit Vieh beleidigt werden. Hinterher vergeht noch jemandem der Appetit, weil ihm klar wird, dass das Schnitzel nicht in der Kühltruhe wächst.
Und die beiden Verleiher für große und teure Erntemaschinen, die ich kenne, müssen die Erntezeit eben auch voll ausnutzen. Ansonsten hätten ihre Kunden ein Problem, denn deren Höfe sind nicht groß genug für solche teuren Anschaffungen. Und ohne Dauerbetrieb in der Erntezeit würden die Verleiher auch nicht rumkommen.
Stahlwerke oder Chemieproduzenten fahren Ihre Anlagen für den Sonntag auch nicht herunter. Das hat genauso seinen Grund, wie der Landwirt, der Sonntags auf dem Feld ist. Aus Spaß an der Freud fährt der da sicherlich nicht rum.
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