Wie stark beeinflusst Anti-Raucher-Werbung Minderjährige?
Ein Bekannter von mir hat neulich in einer Diskussion die These geäußert, dass diese Antiraucher-Werbung auf den Zigarettenschachteln überhaupt nichts bringen würde. Solche Aussagen wie "Rauchen tötet" würde bei Minderjährigen überhaupt keinen Effekt haben. Denn dadurch würden sich Minderjährige erst recht provoziert fühlen und unbedingt zeigen wollen, wie mutig sie doch sind und dass sie keine Angst vor dem Tod haben. Sie würden also aus Trotz rauchen oder mit dem Rauchen anfangen, auch wenn da irgendwelche Horror-Botschaften oder Horror-Bildchen auf den Schachteln zu sehen sind.
Was haltet ihr von dieser These? Ist da tatsächlich was dran? Oder meint ihr das ist kompletter Blödsinn? Welchen Einfluss messt ihr solchen Bildchen und Texten auf Zigarettenschachteln bei, wenn es dabei um Minderjährige angeht? Kann es sein, dass der Effekt von Text und Bildern in Bezug auf Jugendliche überschätzt wird? Oder hat mein Bekannter da Unrecht?
Die Bildchen sind wahrlich nicht abschreckend und es gibt genug Sammler, die diese Bildchen und Sprüche schon immer gesammelt haben als Hobby. Daher halte ich diese auch nicht sonderlich abschreckend, denn ich finde die Bildchen ebenfalls "nett" und nichts schlimmes daran.
Die Werbung erzieht uns zwar, aber noch mehr das Umfeld. Sind in dem Umfeld nur Raucher, dann wird man irgendwann wohl eher damit anfangen um dazu zu gehören als wenn man sich in einem Umfeld mit Nichtrauchern bewegt. Machen es einem die Eltern vor und rauchen, dann sieht man was "normal" ist und macht es auch eher nach, als wenn die Eltern das schon einmal nicht vor machen.
Gleiches auch Verbote. Wird einem das konsequent verboten von allem und jedem, ist ein gesteigertes Interesse da es zu probieren gerade in bestimmten Lebensphasen in denen nicht wenige anfangen auch zu rauchen. Da hält dann auch kein Bildchen mehr ab, denn mal ehrlich, was juckt es mich mit 14 Jahren wenn auf der Schachtel ein alter Opa mit um die 80 Jahre abgebildet ist?
Wenn ich schaue wie das bei mir angefangen hat, dann war es einfach nur typisch. Mein Vater hat geraucht, heimlich weil er meinte bekommt niemand mit. Die Schachteln lagen im Auto und immer wenn er nicht Zuhause war, hat er sich eine nach dem anderen angesteckt. So roch er auch beim nach Hause kommen. Das war im Dorf in vielen Familien der Fall, dort aber noch offensichtlicher und auch Zuhause im Wohnzimmer wenn die Kinder da spielten.
Da machte sich aber auch noch niemand die Gedanken, dass das für die Kinder schädlich sein könnte da war es normal auch im Fahrzeug zu rauchen wenn die Kinder mit dabei waren. Kippen waren greifbar für jeden in fast jedem Elternhaus. Pubertät fing an, man traf sich und hat verbotene Dinge ausprobiert, darunter auch die Zigaretten.
Auch wenn es nicht schmeckte, der Gruppenzwang tat sein übriges dazu. Ob da nun ein Bildchen darauf gewesen wäre oder nicht, spielte keine Rolle im Endeffekt hätte es damals nur der Preis verhindern können, wäre die Schachtel dort nicht für 5 DM zu haben gewesen sondern auch erst ab 10-20 DM, dann wäre es vom Taschengeld nicht drinnen gewesen dort mitzumachen in dem Umfang.
Kann man heute aber auch nicht mehr so sagen, da ebenfalls das Taschengeld gestiegen ist. Früher gab es 25 DM im Monat, damit konnte man 5 Schachteln kaufen. Heute bekommen viele in diesem Alter 50 Euro in die Hand gedrückt und könnten damit sogar noch mehr Schachteln kaufen, als ich in meiner Zeit. Entsprechend würde man es meiner Ansicht am ehesten über den Preis in den Griff bekommen mit der Erziehung zum Nichtraucher, aber das lässt sich natürlich auch die Tabakindustrie nicht gefallen wie auch der Bund nicht, denn die Steuern die dadurch erhalten werden, werden natürlich mit Handkuss genommen.
Wahrscheinlich geht das in beide Richtungen. Manche fühlen sich provokativ herausgefordert und denken sich, jetzt erst recht! und können sich sowieso nicht mit den abgebildeten Menschen auf den Packungen identifizieren. So erging es zumindest uns im Antiraucher-Kurs in der Schule, wenn dort "alte" Männer um die Vierzig einen Herzinfarkt bekamen oder der Opi ein amputiertes Bein hatte. Was hat das mit meinem knackigen, jugendlichen Ich oder Körper zu tun? Nichts, einfach gar nichts.
Spätschäden im erwachsenen Alter oder als alter Menschen sind für einen Jugendlichen gefühlt nicht einschätzbar oder auch nur vorstellbar. Andererseits wiederum aber sind die Bilder auf den Packungen ja nun wirklich sehr abstoßend, bestürzend und ekelhaft. Manche sind so fies, dass man die Packung als empfindsamer Mensch nicht mal in die Hand nehmen und länger angucken mag. Nicht umsonst haben sich viele Raucher damals Hüllen gekauft, um die Packungsbilder verdecken zu können.
Ich könnte mir schon vorstellen, dass sich sehr junge Teenager, die vielleicht im Laden oder bei den Eltern diese Bilder sehen davon auch abgestoßen fühlen könnten. Man darf das Unterbewusstsein und den steten Tropfen nicht unterschätzen, es ist eben eine Negativ/Anti-Werbung, während ich noch mit dem Marlboromann oder coolen, rauchenden Geschäftsfrauen aufgewachsen bin, die irgendwann in mir Rauchen mit Erwachsensein und weiblicher Autonomie verbanden. Wenn ich aber immer Zigaretten mit hässlichen Bildern verknüpft hätte, dann hätte das auf mich vielleicht auch Eindruck gemacht.
Ich würde dieser These weder zustimmen noch sie ablehnen. Ich kann mir sowohl vorstellen, dass die Anti-Raucher-Werbung abschreckt als auch dass sie einen Reiz ausübt als auch dass sie überhaupt keinen Einfluss hat. Das gilt für alle Alterstufen. Vielleicht gibt es Untersuchungen zu diesem Thema?
Mich hätten die Bilder nicht abgeschreckt. Ich hätte mir ein schönes Zigarettenetui gekauft und die Zigaretten jedes Mal umgefüllt. Als ich noch Raucher war, wusste ich ja sehr wohl, dass es schädlich ist. Ich merkte es am eigenen Körper, wenn ich am Tag vorher mal zwei oder drei Schachteln am Stück geraucht hatte. Ich schaffte den Absprung nur, weil ich damals jemanden kennenlernte, der Nichtraucher war, was damals eher die Ausnahme war.
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