Wie spendabel zeigt sich euer Chef?
Gestern hatte meine Chefin uns Mitarbeiter am Abend zum Essen und anschließend zur Kneipentour durch die Innenstadt eingeladen, wobei sie den Großteil der Rechnung auf sich genommen hatte. Dafür gab es dann heute bei der Arbeit auch noch ein ausgiebiges Katerfrühstück, für das sie gesorgt hatte. Sie hatte selbst alles eingekauft, das Buffet aufgebaut und alles bezahlt.
Dabei war das Buffet unwahrscheinlich üppig. Es gab Unmengen von Gebäck vom Bäcker, Marmeladen, Wurst- und Käsesorten und jede Menge Obst und Gemüse und auch sonst allerhand anderer Sachen. Obwohl jeder dann pappsatt war, sah das Buffet nicht groß angerührt aus. Ich kenne meine Chefin noch nicht so lange, da ich erst neu bei der Arbeit bin, finde sie aber jetzt schon unglaublich spendabel. An so ein Frühstücksbuffet könnte ich mich glatt gewöhnen. Wie spendabel zeigt sich euer Chef bei der Arbeit?
Ich muss sagen, dass ich das bei mir eher schlecht bewerten kann. Ich arbeite zwar nur nebenbei und hauptsächlich in den Ferien und am Wochenende, aber an sich sollte es vergleichbar sein. Letztes Jahr, als ich noch in einem Eiscafe gearbeitet habe, war das einfacher zu beurteilen, als bei meinem jetzigem Arbeitsplatz. Meine Chefin hat uns erlaubt in unserer Pause Eis zu essen und sie hat auch hin und wieder mal etwas zu Essen mitgebracht. Jetzt allerdings ist es ein wenig komplizierter.
Ich arbeite in einem sehr großen Betrieb. Meinen Chef kenne ich so gesehen kaum und ich habe zumeist nur Kontakt zu meinen Abteilungsleitern. An sich würde ich das ganze als relativ spendabel einschätzen. Ich meine wir bekommen jeden Tag ein Mittagessen, was zumeist wenigstens halbwegs schmeckt. Und zum Ende der Saison gibt es während der verlängerten Öffnungszeiten auch ein Lunchpaket und ganz am Ende ein kleine Präsent.
Das ist aber alles eher wenig mit einem kleineren Unternehmen zu vergleichen, weil es einfach viel unpersönlicher ist. Ich kann mir denken, dass man sich viel mehr darüber freut, wenn der eigene Chef oder auch der Abteilungsleiter den eigenen Namen kennt, ohne auf mein Namensschild schauen zu müssen. Das ist bei mir leider nicht unbedingt der Fall.
Kommt es nicht eher darauf an, welche Ziele man da verfolgt? Als meine Chefin vor einem Jahr noch "neu" war in ihrer Position, hat sie sich auch ziemlich spendabel gezeigt, um sich eben bei den Mitarbeitern einzuschmeicheln und Pluspunkte zu sammeln. Mittlerweile ist davon aber nicht mehr viel zu sehen, knapp ein Jahr nach ihrer Einstellung. Ich finde, dass man sich von einer spendablen Geste nicht wirklich beeinflussen lassen sollte. Das kann auch eine Form der Manipulation darstellen.
Mäßig, würde ich sagen, aber das stört mich auch nicht. Ich mag es gar nicht, wenn man Berufliches und Privates mehr mischt als unbedingt nötig, und egal, wer die Rechnung zahlt - ich hätte keinen Bock darauf, meine knappe Freizeit auch noch mit meinen KollegInnen verbringen zu müssen. Und das gar noch auf einer "Kneipentour", wo man sich ständig rechtfertigen muss, wieso man nichts trinkt und dafür der Frau Meier aus der Registratur zuschauen kann, wie alle Hemmschwellen fallen.
Ich mache zwar Weihnachtsfeiern und Betriebsausflüge brav mit, und als es neulich an Fasching Krapfen gab, habe ich mich auch nicht zweimal bitten lassen. Aber da enden die "Spendierhosen" meiner diversen Vorgesetzten auch schon. Zum Essen eingeladen wird da niemand. Aber wie gesagt, das soll mir recht sein. Meistens kommt ja das dicke Ende bei solchen Aktionen noch nach, und es ist ja nicht so, dass sich Chefs oder Unternehmen keine Gegenleistung dafür erwarten, dass sie die Belegschaft füttern und wässern.
Wenn man mit der Chefin auf Kneipentour war, ist es schließlich erheblich schwerer, irgendwelche Zusatzaufgaben, Überstunden oder eigentlich nicht ins Ressort fallende Aufgaben abzulehnen, weil sie ja auch etwas für mich getan hat. Dass ich sie nicht geheißen und vielleicht nur widerwillig mitgemacht habe, spielt dann keine Rolle mehr, ich würde immer als "undankbar" dastehen.
Mein Ex-Chef war auch eher spendabel, jedoch auf eine sehr angenehme menschliche Art und ohne das man das Gefühl hatte, das er dafür eine Gegenleistung erwartet. Ganz im Gegenteil er hat das gemacht, damit das Team unter der Arbeitslast nicht zusammenbricht und um uns zu zeigen, wie dankbar er uns ist. So ganz es fast immer irgendwelche Kekse oder Schokolade als Nervenfutter und zu Weihnachten gab es ein kleines Präsent für jeden, zu Ostern ein Riesen Überraschungsei und zum Geburtstag einen Blumenstrauß. Er hat damit im Endeffekt aktiv nochmal den Teamzusammenhalt gefördert, das war wirklich toll von ihm. Zum Abschied hat er uns dann noch zu Cocktails und Essen eingeladen.
Meine neue Chefin macht überhaupt nichts, keinen Einstand, nicht mal ein Schokonikolaus zu Weihnachten, möchte aber gerne das immer mal jemand von uns noch in seiner Freizeit einen Kuchen backt oder ähnliches. Na klar, ich stelle mich in meiner Freizeit auch noch hin und backe Kuchen, wenn ich eh vor Überstunden schon nicht mehr weiß, wo vorne und hinten ist. Mit ihrer Einstellung und ihrer Art sorgt sie noch eher dafür, dass das Team auseinanderbricht, denn natürlich gibt es immer noch die Fraktion die mit einem Kuchen meint sich einschleimen zu können und sie fällt drauf rein.
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