Wie soll man mit AfD-Anhängern umgehen?
Aktuell treibt diese Frage vor allem die anderen Parteien um und bisher scheinen alle Versuche nur das Gegenteil bewirkt zu haben. Das AfD-Basching war zwar recht amüsant, hat aber wohl eher die Leute zur Solidarisierung mit der AfD getrieben. Gerade Anschläge der Antifa haben noch das Gegenteil bewirkt, zumal sie wie hier im Saarland teilweise den Gaststätten galten, wo sich die AfD versammeln wollte.
CDU und Grüne versuchen es mit Ignorieren. Die CSU fährt Attacken gegen die Kanzlerin aber macht nicht wirklich etwas und die SPD versucht es mit Heiko Maas als Zielscheibe. Haben die Versuche auch eurer Ansicht nach nichts gebracht? Woran lag es eurer Ansicht nach? Was könnten die Parteien besser machen?
Ich denke, dass man sie als Partei schon Ernst nehmen muss und auch die Ansichten als gegeben annehmen muss. Wobei das natürlich alles schwer fällt, aber so lange sie Wähler haben muss man sie eben auch Ernst nehmen. Abgesehen davon würde ich dann aber schon versuchen, dass man eben etwas am eigenen Programm ändert, offener wird und den Bürger wieder mehr einbezieht. Damit kann man sicherlich schon mal viel erreichen. Ignorieren ist meiner Meinung nach das schlechteste, weil Rechts nun mal da ist und weiter nach vorne kommt, wenn man nichts macht.
Ich finde, man sollte mit der AfD gleichbereichtigt wie mit allen anderen Parteien umgehen. Generell finde ich, dass keine Partei besser oder schlechter ist, es sind halt nur verschiedene Ansichten und gerade die AfD vertritt eben Ansichten, die eine nicht kleine Gruppe an Bürgern auch hat, die sich aber bei anderen Parteien nicht widerspiegelt. Das macht ja den Erfolg der AfD aus.
Dass das nun eine schlechte Partei wäre, weil sie eher rechte Standpunkte haben, sehe ich gar nicht so. Warum sind denn links und Mitte besser als rechts und konservativ? Das sind alles nur verschiedene Ansichten und Ideen, wie man eine Gesellschaft organisieren kann. Da ist nichts besser oder schlechter.
Bisher war das beste Mittel gegen die Braunen ja immer, wenn man sie einfach mal machen lässt und sie ruhig auch an der Regierung beteiligt. Die ganzen rechten Parteien, die es gab oder irgendwo unter "Sonstige" wahrscheinlich noch gibt, haben sich doch alle selber demontiert, weil sie außer "dagegen" nicht viel zu bieten hatten und sich als nicht regierungsfähig erwiesen haben.
Es ist doch total naiv zu denken, dass alle politischen Ideologien gleichberechtigt sind. Das ist ein schönes Gedankenspiel für den Politikunterricht in der fünften Klasse, aber mehr nicht. Wir wissen was der Faschismus für Folgen hat, wir haben den Kommunismus ziemlich sag- und klanglos untergehen sehen, wir wissen, dass Diktaturen früher oder später zu Revolutionen führen und so weiter.
Müssen wir wirklich noch mal schauen was passiert, wenn man Menschen aufgrund ihrer Religion zum Feindbild erklärt und damit vor allem die Leute erreicht, die aufgrund ihrer eigenen Unzulänglichkeiten und ihres eigenen Versagens im Leben für dieses Feindbild sehr dankbar sind? Das hatten wir im dritten Reich, das gibt es aktuell bei diversen islamistischen Terrororganisationen zu sehen, reicht das nicht aus um diese Art von Denken als problematisch einzustufen?
Zwischen dem dritten Reich und der AfD liegt aber schon noch ein himmelweiter Unterschied. Nur weil eine Partei eher rechts gerichtet ist, heißt das doch nicht, dass sie den Faschismus wieder aufleben lassen wollen. Ich finde, das sollte man nicht so schwarz-weiß sehen.
Natürlich gibt es Unterschiede und ich denke, dass ein großer Teil der AfD Anhänger sich mit Nazi-Ideologien auch nicht identifizieren kann sondern eher aus den Reihen der erzkonservativen, christlichen ex-CDU/CSU Wähler kommt oder aus Prinzip immer "dagegen" wählt und vor ein paar Jahren ihr Kreuzchen noch bei den Piraten gemacht hätte.
Aber dieses Denkmuster - das, was man in der Soziologie als ingroup/outgroup bezeichnet - hatte man eben bei den Nazis, das sieht man jetzt beim IS sehr stark und das wird auch von der AfD kultiviert. Und ich kenne wirklich keinen einzigen Fall in dem das Abwerten der fremden Gruppe und das damit verbundene Aufwerten der eigenen Gruppe jemals zu etwas Gutem geführt hätte. Von daher bin ich eben nicht der Meinung, das so eine Ideologie gleich gut sein kann wie zum Beispiel ein demokratisches Wertesystem.
Den ingroup/outgroup-Bias hast du aber auch bei anderen Parteien. Da wird auch sehr differenziert zwischen denen, die die eigene Meinung unterstützen und den "bösen" anderen Parteien, die andere Konzepte haben. Habe ich selbst so erlebt, als ich noch in einer Partei war. Da wird auf dem politischen "Gegner" herumgehackt und es werden die Leute beledigt, nur weil sie einer anderen Partei angehören.
Ich finde, dass die deutschen Parteien entschieden zu wenig gegen die steigende Macht der AfD macht. Bis vor wenigen Monaten wurde die AfD noch müde belächelt. Als die AfD im März diesen Jahres auch bei der Kommunalwahl in Hessen beteiligt war, war man über den Siegeszug der Partei entsetzt. Mir haben die Wahlergebnisse für meinen Wohnort Angst gemacht.
Mit was gegen die steigende Macht machen, meine ich nicht, die Partei verbieten. Fakt ist aber, dass die AfD durchaus auch! (leider nicht nur) Probleme der Gesellschaft anspricht, zu denen die großen Parteien teilweise schweigen. Gerade der kleine Bürger fühlt sich mit seinen Alltagsnöten alleine gelassen. Hier muss einmal mehr durch die großen Parteien geschehen und es muss eindeutig besser aufgeklärt werden.
Eine Partei, in der sich führende Mitglieder öffentlich darüber aufregen, dass auf Kinderschokolade Bilder von Kindern mit nicht weißer Hautfarbe befinden, finde ich ziemlich daneben. Eine Partei, dessen Mitglieder fordert, dass Homosexuelle ins Gefängnis gebracht werden sollen, kann ich nicht Ernst nehmen und gleichzeitig machen mir diese beiden Äußerungen durchaus Angst.
Die AfD lehnt den Islam in Deutschland ab. Was ich für falsch halte, Einmal weil ich die Vielfalt durchaus schätze und weil das auch in die andere Richtung für Zündstoff sorgt. Je mehr hier lebende Muslime aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden, um so mehr werden sie in die Arme radikaler Muslime getrieben.
Eine Partei, die ihren Wählern vermittelt, dass nur die Flüchtlingswelle an den hohen Arbeitslosenzahlen schuld sind, sollte trotzdem wissen, dass auch vor den großen Flüchtlingswellen die Arbeitslosenquoten in Deutschland sehr hoch waren. Und die werden nicht auf Null sinken, nur weil man keine Flüchtlinge mehr rein lässt. Ein bisschen xenophob, ein bisschen homophob, ein bisschen rassistisch gibt es nicht.
Cloudy24 hat geschrieben:Natürlich gibt es Unterschiede und ich denke, dass ein großer Teil der AfD Anhänger sich mit Nazi-Ideologien auch nicht identifizieren kann sondern eher aus den Reihen der erzkonservativen, christlichen ex-CDU/CSU Wähler kommt oder aus Prinzip immer "dagegen" wählt und vor ein paar Jahren ihr Kreuzchen noch bei den Piraten gemacht hätte.
Das Problem ist, dass hier viele nicht über den eigenen Tellerrand hinaus sehen können und wollen. Merkel steht doch in Europa mit ihrer Politik alleine da. Die Ereignisse in Köln und Hamburg, die Anschläge von Paris und Brüssel sowie die aktuellen Ereignisse in der Türkei, wo man gerade versucht, die türkischstämmigen Bundestagsabgeordneten anzuklagen, sollten eigentlich jedem zeigen, dass unser Wunschtraum von der Integration eben nicht Wirklichkeit wird. Im Gegensatz zu Italienern, Jugoslawen oder den Russlanddeutschen haben wir bei vielen Türken und anderen Muslimen eben keine echte Integration und daran ändert auch kein deutscher Pass etwas.
Auch in Deutschland verstehen immer weniger, warum wir 200 Milliarden für ein Haufen nicht integrationswilliger Araber ausgeben sollen und gleichzeitig über die Rente mit 73 reden sollen. In Wahrheit bekommen wir Verhältnisse wie in Bagdad oder Bosnien statt einer multikulturellen Gesellschaft, wenn das so weitergeht. Es gibt eben keine Sanktionen gegenüber denjenigen, die sich überhaupt nicht anpassen wollen, wie man an den Freisprüchen nach Köln und Homburg sehen kann. Die harte Hand des Rechtsstaates, die Heiko Maas so publikumswirksam angekündigt hat, gibt es eben nicht und dies war alles nur Theater.
Was hat die AfD mit dem eigenen Tellerrand zu tun? Ich lebe in einem Stadtteil mit über 40 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund zusammen und fühle mich weder dazu genötigt, zum Islam zu konvertieren oder Russisch zu lernen.
Ich wünsche mir auch nicht, dass Mitbürgern mit Migrationshintergrund der deutsche Pass abgenommen wird oder sie Angst auf der Straße haben müssen. Das scheint ja dein Anliegen zu sein, Juri. Denn wenn der deutsche Pass nicht hilft, wird man das Problem, das du hast, wohl anders nicht los.
Ein paar Löffel Realität auf dem eigenen Teller wären hilfreich, bevor man über den Rand schaut. Hohle Phrasen lösen nämlich auch keine Probleme. Und die Ansätze der AfD sind doch eher erschreckend. Meinst du wirklich, dass andere Parteien wählbarer werden, wenn sie die Ansätze dieser Partei kopieren?
Mehr Druck auf die Empfänger von Hartz IV, die Ausgrenzung Homosexueller, das Glorifizieren von Ehe und Mutterschaft oder das Zurückdrängen von Frauen an den Herd wollen zum Glück wohl die wenigsten. Ich empfinde diese Aussicht jedenfalls ziemlich beängstigend.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Hilfe beim umtopfen von Pflanzen 1333mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: felis.silvestris · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Hilfe beim umtopfen von Pflanzen
- Calla Pflanze 2152mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Schlafendes Wiesel · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Calla Pflanze
- Tipps zur Geranien Pflege 2389mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: C97 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Tipps zur Geranien Pflege