Wie sinnvoll sind Omasitter?
Ich denke, die so genannten Babysitter kennt jeder. Diese sind ja dazu da, auf den kleinen Nachwuchs aufzupassen, wenn die Eltern mal eine Auszeit für die Beziehungspflege haben wollen. Ich habe kürzlich aber davon gehört, dass es auch so genannte "Omasitter" gibt. Also Personen, die auf Senioren aufpassen und ihnen Gesellschaft leisten, wenn man selbst keine Zeit hat.
Wie sinnvoll und praktisch sind so genannte "Omasitter" und welche Aufgaben umfassen diese? Leisten die nur Gesellschaft oder fühlt man sich als Senior dann tatsächlich so als würde man gesittet werden? Würdet ihr so einen Omasitter beschäftigen wollen oder eher nicht? Wann kommt so etwas in Frage für euch?
Bei Omasitter dachte ich zuerst an die Omas, die man sich quasi leihen kann, wenn die Kinder keine eigene Oma haben. Dies gibt es nämlich auch, wie ich mal in den Medien gehört habe.
Von einem Omasitter, der sich um Senioren kümmert, habe ich bisher noch nichts gehört. Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Für die älteren Menschen ist es sicherlich nicht so toll, wenn sie mitbekommen, dass extra eine Person eingestellt wurde, die auf sie aufpassen soll. Das ist sicherlich kein unbedingt schönes Gefühl. Vielleicht wird so ein Omasitter ja auch nur eingesetzt, wenn die älteren Menschen richtige Betreuung brauchen, aber da wäre dann sicher ein Pfleger oder eben eine ausgebildete Fachkraft sinnvoller.
Man kann das für die älteren Leute nett umpacken indem man sagt, dass es eine Gesellschaftsdame oder Gesellschaftsherr ist, der sich mit den älteren Leuten beschäftigt. Nicht selten werden dazu auch ältere Leute genommen, die dann gegenseitig ein wenig auf sich aufpassen und sich Gesellschaft leisten. Bei einem Omasitter geht es in erster Linie nicht darum, dass man auf die älteren Leute aufpasst, sondern dass sie nicht vereinsamen und sich langweilen. Und wenn man das den Omas und Opas eben auch gut verpackt und erklärt ist es nicht mehr mit dem Beigeschmack, dass man sie nicht mehr alleine lassen kann.
Die "Arbeit" eines solchen "Omasitters" oder "Opasitters" besteht einfach darin, dass man sich mit den Leuten beschäftigt und sie nicht pflegt. Das ist dann wieder eine andere "Baustelle".
Ich finde den Begriff "Omasitter" schon reichlich despektierlich. Da rackert man sich sein Leben lang für Beruf und Familie ab, und wenn man alt und tattrig ist, wird man von der Bagage wieder auf das Level eines Kleinkinds reduziert, welches einen "Sitter" braucht. Ich finde es auch mehr als grenzwertig, wenn man älteren Leuten einfach jemanden zur Gesellschaft vorsetzt, weil das einfacher ist und schneller geht, als ihnen dabei zu helfen, ihre bereits vorhandenen Sozialkontakte zu pflegen oder auf eigene Faust neue zu finden.
Sprich, bevor man Oma Erna alle paar Wochen zum Kaffee zu ihrer besten Freundin in den Nachbarort chauffiert oder zum Nähkränzchen oder ins Seniorencafé, rekrutiert man lieber jemanden, der dafür sorgt, dass sie alleine daheim nichts anstellt. Selbst bei mir auf dem Land gibt es zahllose Angebote zur Freizeitgestaltung von Senioren, vom Chor über Vorträge bis hin zu Tagesausflügen, die auch so gestaltet sind, dass man nicht mehr topfit sein muss, um teilzunehmen. Meine Nachbarin beispielsweise ist 87 und hat so ein umfänglicheres Sozialleben als ich.
Von daher bin ich hier schon mehr als skeptisch. Wenn die Chemie stimmt, kann sich eine "Gesellschafterin" (so einen Job macht bestimmt kaum ein Mann) schon bewähren, aber der Oma einfach einen Sitter reinzudrücken, damit sie beschäftigt ist und keine Arbeit mehr macht, finde ich schon reichlich arrogant. Oma war schließlich auch mal kraftstrotzende 30 Jahre alt und hätte sich sauber für erzwungene und von "wohlmeinenden" Familienmitgliedern bezahlte Sozialkontakte bedankt!
Häusliche Pflege älterer Angehöriger kann teilweise ganz schön an die Nieren gehen. Ich rede jetzt nicht grundsätzlich davon, dass einzelne ältere Menschen teilweise dazu neigen mit den Jahren charakterlich schwierig zu werden, zum Beispiel weil sie verbittert sind. Ich rede jetzt eher davon, dass man als pflegender Angehöriger letztlich weiß, dass man jemanden bis zum Tod begleitet und der Zustand der Verwandten nicht dauerhaft besser werden wird. Sprich die Belastung nimmt zu und nicht ab.
Als Eltern hat man ja beim Pflegen und versorgen von Kindern immer die Hoffnung, dass das Kind demnächst größer ist und man dann zum Beispiel die hygienische Versorgung auf Toilette irgendwann nicht mehr machen muss. Bei einem Senior weiß man, dass von Monat zu Monat oder Jahr zu Jahr mehr unangenehme Aufgaben dazu kommen werden. Dass man da auch mal eine Auszeit möchte und sich dabei besser fühlt, wenn man den Verwandten nicht alleine lässt, sondern ihm oder ihr einen Gesellschafter organisiert, kann ich voll nachvollziehen.
Besonders wichtig finde ich es dann, wenn die Angehörigen nicht nur körperlich Unterstützung brauchen, sondern auch stark geistig abbauen oder abgebaut haben. Je nach Form und Stärke der Demenz verlieren ältere Menschen ja auch die Einsicht und die Erkenntnis, dass sie sich gerade in Gefahr bringen. Daher müssen sie ab einem gewissen Stadium tags und nachts überwacht werden, wie kleine Kinder. Klar ist das entwürdigend, aber in solchen Fällen dann leider notwendig.
Von daher kann ich mir eine Dienstleistung schon sinnvoll vorstellen, dass man zum Beispiel als pflegender Angehöriger auch mal selbst zum Arzt oder zum Friseur gehen kann und man in der Zeit beruhigt sein kann, dass dem Senior nichts passiert. Einen dementen Verwandten kann man schließlich nicht überall hin mitnehmen. Zum einen, weil die erkrankten Senioren nicht mit jeder Situation klar kommen, zum anderen, weil nicht jeder tolerant reagiert, wenn bei einem Termin ein verwirrter alter Mensch dabei ist, der sich sonderbar verhält. Für so etwas halte ich einen so genannten Omasitter für sehr sinnvoll und entlastend. Ob man ihn jetzt so nennen muss, steht auf einem anderen Blatt.
Als alter Mensch hat man leider oftmals immer weniger Kontakte, Freunde sterben man selber hat niemanden mehr der einen besucht und da ist so ein Omasitter, wobei dieser Name schrecklich ist, sehr schön. Immerhin kann man so Kontakte haben und muss nicht den ganzen Tag alleine zu Hause sitzen. Wenn man Familie hat, sollte diese dennoch organisiert bekommen einen irgendwo hinzufahren und auch so das Leben am laufen zu halten.
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