Wie sinnvoll sind Erziehungsseminare für Eltern?
Ich habe kürzlich eine sehr interessante Reportage über ein Erziehungscamp in den USA gesehen. Dort war dann die Rede davon, dass die Kinder oftmals zu diesen Camps geschickt werden würden, wobei die Betreiber des Camps aber sehr konsequent wären. Denn gleichzeitig würden sie an den Wochenenden die Eltern schulen was die richtige Kindererziehung angeht.
So würden die Eltern dazu verpflichtet werden, an Erziehungsseminaren teilzunehmen, während die Kinder in den Camps Gehorsam und richtiges Benehmen lernen. Begründet wurde das damit, dass die Kinder ansonsten in alte Verhaltensmuster zurückfallen würden, wenn die Eltern eben nichts zu Hause ändern würde.
Man möchte auf diese Weise die Rückfallquote der Kinder reduzieren und dass diese nicht doch noch auf die schiefe Bahn gelangen. Was haltet ihr davon? Wie sinnvoll sind in euren Augen Erziehungsseminare für Eltern? Würdet ihr an so etwas teilnehmen wollen oder ist das unnötig? Sollte man solche Seminare vielleicht schon viel früher freiwillig besuchen, bevor die Kindererziehung aus dem Ruder läuft?
Ich finde es eigentlich wenig sinnvoll so ein Camp aufzusuchen und dann noch an so einem Seminar teilzunehmen. Immerhin gibt es nicht den einen Erziehungsstil und das eine Rezept, was auch etwas bringt. Dass man konsequent sein sollte, ist eigentlich auch jedem klar. Ich finde es schon wichtig, dass man sich Hilfe holt und auch über sein Verhalten reflektiert, wenn man solche Probleme hat, aber von den Camps halte ich nichts.
Warum sollte das Schwachsinn sein? Die Eltern geben ihre Kinder nicht aus einer Laune heraus in diese Camps, sondern weil vorher schon etwas schief gelaufen ist und sie selbst damit nicht mehr weiter kommen. Entsprechend ist es natürlich auch notwendig, dass die Eltern auf das neue Verhalten dann mit trainiert werden, denn ansonsten würde das ganze auch nichts bringen, wenn sich die Kinder nur 5 Tage die Woche daran zu halten haben und am Wochenende wieder die Regelfreie Zone eingeführt wird und das alte Muster wieder weiter an den Tag gelegt wird.
Das eigene Rezept hat dann schon lange versagt und hat auch nichts damit zu tun, dass man aus einer Laune heraus ein Kind haben will was direkt beim betreten des Raumes stramm steht. Notwendig sind solche Dinge hier ebenfalls auch, aber hier weigern sich die Eltern dagegen strikt und meinen mit Reden und Zuhören alleine ist es getan.
Sieht man auch wohin das führt, gerade wenn ein Kind schon auf der kriminellen Bahn ist, rein gar nichts. Das hat dann seine Karriere eingeschlagen und wird sich auch weiterhin durchziehen und mit Reden alleine bringt es nichts, da braucht es dann schon mal eine stärkere Hand, andere Regeln um wieder in die richtigen Bahnen gelenkt zu werden. Hilfe holen und reflektieren hier, nett gesagt und wie sieht es aus? Man bekommt jemanden vom Jugendamt zur Seite gestellt, der alle paar Wochen angemeldet einmal schaut und den man vielleicht telefonisch erreicht wenn etwas wäre. Aber dieser Mitarbeiter springt auch nicht auf und eilt herbei, wenn der Sohnemann gerade an den Drogen schnüffelt und Mutti das nicht abnehmen konnte oder sich wieder mit seinen kriminellen Freunden trifft.
Einfach lächerlich ist das hier und kann man sich nur schön reden wenn man damit noch nie Kontakt hatte. Braucht man die Hilfe aber tatsächlich, dann merkt man wie verloren man auf dem Posten steht und auch aus Deutschland schicken immer mehr Eltern ihre Kinder dann in die USA in entsprechende Camps. Das ist nicht nur eine Show die hier gut vermarktet wird, dass ist die Realität, da man hier ebenfalls im Stich gelassen wird von den Ämtern und dem ach so tollen sozialen Netzwerk was ja niemanden durchfallen lässt.
Diese Bootcamps für Minderjährige sind in meinen Augen völlig unakzeptabel. Da versagen Eltern und überlassen ihre Kinder irgendwelchen Drill Sergeants, die glauben, ihnen etwas Gutes zu tun, wenn sie sie psychisch und physisch völlig zerstören und ihren Willen brechen. Keinem Hund würde ich diese Art der "Erziehung" antun und ich bin auch froh, in einem Land zu leben, wo man mit Kindern nicht komplett machen kann, was man will.
Von daher bezweifle ich auch, dass in diesen Fällen Seminare sinnvoll sind, die die Eltern pädagogisch auf Vordermann bringen sollen, während sich der Nachwuchs in der Zwischenzeit fragt, ob der Tod nicht eine bessere Alternative sei. Aber das heißt ja nicht, dass Erziehungsseminare an sich sinnlos sind. Natürlich ist jedes Kind und jede Familie anders, aber ein paar grundlegende Prinzipien der Psychologie und Pädagogik dürften für die allermeisten Leute jeden Alters schon gelten. Schließlich gehören wir alle der gleichen Spezies an und haben erheblich mehr gemeinsam als uns unterscheidet.
Ich selber frage mich sowieso, wieso man für jeden Blödsinn vom Autofahren bis zum Spalierbäume ziehen Kurse machen kann oder sogar muss, aber das körperliche und seelische Wohlergehen eines hilflosen Menschenwelpen wird einem einfach so ohne Ansehen der Person, ohne Vorkenntnisse und nur mit einem Minimum an Unterstützung anvertraut. Daher wäre ich mir eindeutig nicht zu schade, mich in einem Kurs oder Seminar darüber zu informieren, wie ich mein Kind nicht nur körperlich gesund groß bekomme, sondern auch seelisch und charakterlich nicht zu sehr ruiniere.
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