Wie sinnvoll ist Sprachunterricht in Kitas?

vom 06.07.2017, 06:38 Uhr

Ich habe gelesen, dass man überlegt, in vielen Grenzregionen in Ostdeutschland die Sprachkenntnisse der Kita-Kinder zu fördern. Die Menschen dort würden wohl zu wenig Polnisch oder Tschechisch können bzw. verstehen und das wolle man eben ändern und zur besseren Völkerverständigung beitragen. Daher überlegt man jetzt, ob man länderübergreifende Kita-Partnerschaften ins Leben ruft, regelmäßige Sprachangebote für Kita-Kinder einführt oder aber die Kinder durch einen jeweiligen Muttersprachler im Kita-Alltag betreuen lässt. Soweit ich weiß fördert die EU das auch noch. Klick.

Was haltet ihr persönlich generell vom Sprachunterricht in Kitas allgemein? Ist es dafür nicht ein bisschen zu früh? Bei Sprachunterricht in der ersten Klasse kommt ja immer wieder die Kritik, dass die Kinder doch erst einmal vernünftig Deutsch lesen und schreiben lernen sollen und sich dann auf Fremdsprachen konzentrieren sollten. Wäre Sprachunterricht in Kitas daher sinnvoll oder würde das die Kinder nur noch mehr verwirren? Würdet ihr euch derartige Konzepte in allen Grenzregionen wünschen?

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Was ist daran nun so neu? Sprachunterricht findet in jeder Kita statt, selbst bei den kleinsten wird ihre Sprache gefördert und das ist in der ersten Linie hier das Deutsch. Dann gibt es noch genug Einrichtungen, die direkt das Bilinguale anbieten mit Englisch oder Französisch, jede zweite Einrichtung bietet das hier und da fragt auch niemand, ob das zu früh ist ein Kind mit einem Jahr bereits mit einer Fremdsprache zu konfrontieren und wird als "toll" eingestuft und nicht nur von Eltern die Zweisprachig Zuhause unterwegs sind.

Es gibt hier nur einen einzigen Kindergarten der den Französischen Kindern vorbehalten ist, dort ist Französisch die erste Sprache und als Fremdsprache erlernen die Kinder direkt ab dem ersten Lebensjahr noch mit das Deutsch. An die Kita und den Kindergarten angegliedert ist auch direkt die Schule und die Kinder werden dort vom ersten Tag an nur auf den Besuch dieser Schule vorbereitet, die man dann bis zum Abitur auch besuchen kann. Quasi eine kleine Eliteschule ist das, welches hier eben nur einer bestimmten Gruppe vorbehalten ist.

Der Rest rennt den anderen Einrichtungen die Bude hier ein, damit das Kind direkt mit Englisch konfrontiert wird. Es macht Sinn, wenn Zuhause beides gesprochen wird aber nicht, wenn Zuhause nur Deutsch gesprochen wird und man das Kind direkt bevor es überhaupt seine eigene Muttersprache spricht, dann noch mit weiteren Dingen bombardiert. Denn dabei kommt nichts gescheites raus wie man sehen kann. Diese Kinder werfen Deutsch und Englisch durcheinander, können Begriffe in keiner Sprache richtig aussprechen und es braucht allgemein länger bis diese ihre Muttersprache auch beherrschen wenn es nur in der Kita kommt mit der Fremdsprache.

Ich habe mich bewusst gegen dieses Getue ausgesprochen, denn mit Fremdsprachen kommt man schon früh genug in Kontakt da es inzwischen schon in der Grundschule anfängt und nicht erst im weiteren Verlauf. Mir war es wichtig, dass mein Sohn erst einmal seine Muttersprache beherrscht und diese kann, bevor er weitere Dinge in Angriff nimmt. Es ist nicht einfach solche Kitas und Kindergärten hier noch zu finden und einen Platz dort zu bekommen, aber das alleine ist es mir Wert da mein Kind nicht von Anfang an zu einem Leistungssklaven erzogen werden soll, was mit 10 Jahren dann schon Abitur macht, 3 Fremdsprachen können muss und solchen Käse. Aber auf das Thema mit Leistungsbezogener Gesellschaft zielen viele Kitas momentan ab.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich denke, dass man damit nicht zu früh in der Kita oder dem Kindergarten anfangen sollte. Bei uns wird es in der Regel so gemacht, dass es im letzten Kindergartenjahr gemacht wird mit der englischen Sprache und da kann dann jedes Kind, was das lernen möchte auch mitmachen und wenn das Kind nicht mitmachen möchte ist das auch nichts, was es machen muss. Die Kinder, die es lernen wollen, können das in einem extra Raum machen und da ist dann eben auch eine Erzieherin dabei.

So wird das Kind nicht gezwungen und auch von der Elternseite entsteht kein Druck, weil die wissen, dass das Kind das entscheiden muss. Ich habe auch nur von Kindergärten gelesen, in denen das angeboten wird mit einer Fremdsprache, ob es dann tatsächlich sein muss, weiß ich nicht, aber es schadet sicherlich auch nicht, wenn man das im letzten Jahr macht, wenn es den Kindern Spaß macht. Sie sollten aber die eigene Muttersprache schon gut beherrschen.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Warum sollte das zu früh sein? Es ist doch schon länger bekannt, dass man möglichst früh anfangen sollte mit dem Lernen von Fremdsprachen und, dass das auf die Fähigkeit Deutsch Lesen und Schreiben zu lernen überhaupt keinen Einfluss hat.

Das Problem ist aber, dass es kein durchgehendes Konzept gibt. Ich wohne an der französischen Grenze, deshalb ist hier Französisch in Kitas, Kindergärten und Grundschulen üblich. Die meisten weiterführenden Schulen bieten dann aber nur Englisch als erste Fremdsprache an und wenn Französisch angeboten wird - entweder als erste Fremdsprache oder als AG - wird nicht auf das aufgebaut, was die Kinder schon können.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^