Wie sinnvoll ist ein Medikamentenplan für Patienten?
Seit einiger Zeit wird diskutiert, ob man in Deutschland einen Medikamentenplan einführen sollte, den man dann vom Arzt bekäme. Dort soll dann draufstehen, wann welches Medikament eingenommen wird und in welcher Dosis. An sich eine nützliche Sache, aber ich frage mich, warum die Ärzte das nicht individuell so abstimmen können, das wäre doch sinnvoller und im Interesse des Patienten finde ich.
Ich hatte als Studentin an meinem damaligen Wohnort einen Hausarzt, der immer einen Medikamentenplan ausgeteilt hat, wenn er ein Medikament verschrieben hat. Dort stand dann auch immer drauf, wann man das Medikament in welcher Dosis einnehmen sollte. So konnte man auch nicht durcheinander kommen und er machte das auch unabhängig vom Alter oder so. Ich fand das sehr gut, habe aber festgestellt, dass das eher die Minderheit der Ärzte individuell macht. Warum machen das die Ärzte nicht automatisch? Bedarf es hierbei wirklich einer gesetzlichen Regelung?
Wenn es sich denn um ein Medikament handelt, bei dem es bei der Einnahme Spielraum gibt, finde ich einen individuell eingerichteten Plan nicht schlecht und so kenne ich das auch von den meisten meiner Ärzte. Sich da strikt an gesetzliche Regelungen zu halten scheint mir jetzt auch nicht wirklich sinnvoll, wenn man dann keine eigenen mehr erstellen darf.
Euch ist aber schon klar, dass die meisten Patienten gar keinen oder keinen vollständigen Medikamentenplan besitzen? Da mag der Hausarzt einen erstellen, vielleicht macht der Kardiologe noch einen, der Lungefacharzt dann nicht und von mir aus der Diabetologe auch nicht.
Und das kann ziemlich üble Folgen haben. So mancher Senior nimmt bereits zum Frühstück zehn oder mehr Tabletten ein. Da sind weiteren Einnahmen über Tag verteilt noch gar nicht bei. Und kaum jemand kann sich wirklich alle Pillen merken.
Sitzt so jemand dann bei irgendeinem Arzt, erfährt der nicht alle eingenommenen Medikamente. Noch übler ist es, wenn der Notarzt kommen muss. Polypharmazie, also unerwünschte Wechsel- und Nebenwirkungen bei Medikamenten machen zehn Prozent (!!!) der Krankenhauseinweisungen bei alten Menschen aus. Bei jüngeren ist meist besser, aber ungefährlich ist es auch da nicht.
Ein vorgeschriebener Plan, auch dem alle Medikamente von allen Ärzten stehen, würde Leben retten und die Kosten im Gesundheitsystem zusätzlich senken. Wer kennt denn beispielsweise die SOS-Dose für den Kühlschrank? Ein Aufkleber an der Wohnungstür und Ersthelfer wissen, dass sie im Kühlschrank eine Dose mit Medikamentenplan, Hinweisen zu Allergien und Unverträglichkeiten, Kontaktdaten von Angehörigen und eventuell auch mit einer Patientenverfügung finden.
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