Wie sieht modernes Gefühlsmanagement aus?
Ich habe vor kurzem den Begriff "modernes Gefühlsmanagement" gelesen und weiß damit nicht so wirklich was anzufangen. Was versteht man darunter und was unterscheidet die "Moderne" von früheren Zeiten, wenn man so will? Wie sieht modernes Gefühlsmanagement konkret aus? Welche Maßnahmen und Strategien sowie Merkmale und Kennzeichen beinhaltet es? Kann das jeder Mensch von Natur aus und damit intuitiv oder bedarf es dafür eine bestimmte Schulung oder sogar Therapie?
Den Artikel habe ich, glaube ich, auch überflogen. Es ist eben immer schwierig, wenn man wissenschaftliche Erkenntnisse auf wenigen Seiten zusammenfassen und noch so darstellen soll, dass es auch die Leute verstehen, die keine Soziologen sind. Meine Interpretation sieht eben so aus, dass Gefühle, Triebe und Instinktreaktionen in unserer modernen Gesellschaft wie alles andere auch an uns mehr oder weniger streng reglementiert werden müssen, damit das Zusammenleben, wie es sich gerade in der westlichen, urbanen Gesellschaft entwickelt hat, auch funktioniert.
Beispielsweise verbringen viele Leute viel Zeit in öffentlichen Verkehrsmitteln, und ich kann mir vorstellen, dass es bestimmt nicht artgerecht ist, unter Zeitdruck mit 50 Artgenossen in einer Blechkiste durch eine Großstadt kutschiert zu werden. Da kann man schon mal aggressiv werden, aber diese Impulse muss man eben unterdrücken oder sonstwie "managen", weil man sonst schlimmstenfalls in Handschellen abgeführt wird. Oder auch das berühmte "Ein Mann weint nicht", welches die meisten heutigen Erwachsenen von klein auf eingetrichtert bekommen, sprich das geschlechterbasierte Gefühlsmanagement, welches Frauen die Zusatzarbeit auferlegt, die Emotionen ihrer Umwelt mit zu betreuen. Auch das oftmals propagierte "positive Denken" fällt für mich unter gesellschaftlich bestimmtes Gefühlsmanagement, weil es offensichtlich nicht zulässt, dass man auch mal etwas gepflegt kacke findet und sich herzhaft darüber aufregen kann. Nein, immer schön die positiven Seiten sehen!
Das stelle ich mir unter Gefühlsmanagement vor, und ich glaube auch, dass man schon im Kindesalter vermittelt bekommt, welche Gefühlsausdrücke gesellschaftlich akzeptabel sind, und welche sich aus unterschiedlichen Gründen nicht "gehören.". Dass man da irgendwann eine Therapie braucht, weil man sein Leben lang nur die Rolle der gewissenhaften Mitarbeiterin, der treusorgenden Partnerin oder der selbstlos Engagierten spielt, um andere Leute ja nicht mit seinen wirklichen Gefühlen zu belasten, glaube ich wiederum auch gerne.
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