Wie setzt ihr den Hygge-Trend für euch persönlich um?
Schon seit einiger Zeit gibt es ja schon den "Hygge-Trend". Das aus dem norwegischen kommende Wort bedeutet so viel wie "Gemütlichkeit" oder "Wohlbefinden" und meint, sich selbst eine entsprechende Atmosphäre zu schaffen, mit der man sich rund um wohl fühlt. Besonders die Wohnung kann man nach diesem Prinzip ganz gut gestalten.
Zum Trend gehören vor allem auch solche Sachen wie Wolldecken, Fellteppiche, Kaminfeuer, schöne Tassen und kuschelige Pullover, wobei auch ein schönes Picknick oder das Lieblingsessen dazu beitragen können, ein entsprechendes Lebensgefühl zu erreichen. Wie setzt ihr den Hygge-Trend für euch persönlich um? Bezieht ihr diesen eher nur auf eure Wohnung oder versucht ihr auch, ihn in anderen Lebensbereichen einzubringen?
Interessiert es mich wirklich, ob der Genuss einer Tasse Tee, eingerollt in eine hübsche Decke ernsthaft jetzt einen trendy Namen bekommt? Ganz ehrlich, das zählt für mich zur Selbstfürsorge und ist kein Trend. Ich finde es normal, wenn Menschen es sich gemütlich machen, sich schönes Porzellan kaufen oder sich mal eine angenehme Atmosphäre machen. Vor einigen Jahren hatte dies noch keinen religiösen norwegischen Namen.
Ich persönlich finde jedoch auch, dass aus vielem zu sehr ein aktueller Trend gemacht wird. Haferschleim heißt Porrigde, Gemütlichkeit heißt nun Hygge. Eigentlich blödsinnig, wenn man sich mal vor Augen führt, dass es doch vollkommen normal ist, dass es einem gut oder besser geht, wenn man entspannt sein Leibgericht einnimmt und für Gemütlichkeit in den eigenen vier Wänden sorgt.
Also das was als "Hygge-Einrichtungsstil" verkauft wird empfinde ich alles andere als gemütlich. Jeder Mensch neigt doch von Natur aus dazu, sein Heim so gemütlich wie möglich zu gestalten - schließlich verbringt man hier abgesehen von Arbeit/ Schule/ Studium die meiste Zeit. Da wäre es doch unlogisch, wenn man sich dann zu Hause nicht wohlfühlen würde.
Gar nicht. Schließlich geht es wie bei allen Trends nur darum, den Konsumenten überteuerten Kram anzudrehen. Und da die "Welt da draußen" gefühlt(!) schon seit Ewigkeiten immer gefährlicher, unübersichtlicher und gruseliger wird, zieht es die Leute wieder in die Sicherheit und Behaglichkeit ihrer vier Wände. Daraus entstehen dann Trends, die Heimeligkeit, Gemütlichkeit, Natürlichkeit und Selbermachen in den Vordergrund rücken. Und Skandinavien hat ja nicht erst seit seit IKEA einen sehr guten Ruf bei den Deutschen als reich, ordentlich und sicher.
Aber das heißt auch nicht, dass ich in meiner Wohnung auf nackten Fliesen hause und alles Gestrickte, Duftkerzen, Zimtschnecken, Kissen und Teetassen eiskalt verbannt habe, nur damit es ja nicht irgendwie gemütlich und entspannend zugeht. Aber dieses Durchgestylte und von Herstellern von Frottee und Filz "Verordnete" reizt mich einfach nicht besonders. Gemütlichkeit nach Vorschrift, sozusagen, und wenn du nicht "hygge" deinen Tee nippst, sondern einfach nur im Gammeloutfit die Zehennägel feilst, machst du schon wieder alles falsch.
Ich glaube dieser Trend basiert auf einem Buch, aber warum das jetzt ein Trend ist verstehe ich nicht wirklich. Vielleicht weil es sich schön für Instagram inszenieren lässt und weil #hygge so ein schöner, kurzer Hashtag ist.
Ich meine, in Dänemark wird der Begriff einfach für das verwendet, was die meisten Menschen ganz ohne Trend eh regelmäßig machen - quality time zu Hause oder mit Freunden verbringen. Die meisten Menschen haben doch ein Interesse daran ihr Haus gemütlich einzurichten oder etwas leckeres zu essen. Ich finde diese Listen, die da im Internet kursieren, total überflüssig.
Ich finde den skandinavischen Einrichtungsstil tatsächlich gemütlich - hell, minimalistisch und unaufgeregt - aber ich finde andere Wohnstile deshalb nicht automatisch ungemütlicher. Viele Deutsche mögen ja bunt gestrichene Wände, denen kann man doch keine weißen Wände verordnen und ihnen sagen, dass sie jetzt viel gemütlicher wohnen. Sie werden das natürlich anders empfinden.
Schon irgendwie komisch, dass man so etwas zu einem Trend erklären muss. Ich meine dass man es sich möglichst angenehm in der eigenen Wohnung gestaltet ist doch normal und es ist auch normal, dass man sich nicht nach einem stressigen Tag noch in eine kühle Wohnung setzt, die man nicht gut findet und die einem nichts gibt. Man gestaltet es sich doch nach eigenen Vorstellungen, Wünschen und so wie man sich wohlfühlt.
Für mich gehört dazu möglichst ein schöner Blick aus dem Fenster oder ein schön gestalteter Balkon, ein schönes Essen im Optimalfall Freunde, die bei einem sind und gute Musik. Diesen Optimalfall hat man nicht jeden Tag, aber mir reicht es auch einfach gemütlich irgendwo zu sitzen und am Ende des Tages den Ausklang genießen zu können.
Ich muss auch sagen, dass ich nicht so richtig verstehe, was daran Trend sein soll. Ich finde es ganz natürlich, dass jeder versucht sich mit seinem Zuhause ein kuscheliges und gemütliches Heim zu gestalten. Da gehören doch hier und da ein Teppich oder Läufer und eine Decke zum einkuscheln dazu oder auch mal eine Tasse mit einem heißen Getränk. Kaminfeuer ist doch schon immer als gemütlich und entspannend betrachtet worden. Nicht umsonst kaufen sich viele einen künstlichen oder elektrischen Kamin, um das Flair so auch zu bekommen. Für mich wäre das kein neuer Trend in dem Sinne.
Trend? Oder doch so: Das heutige Spanien, eine Höhle vor circa 64 000 Jahren. Ein Neandertaler kommt mit seiner Gruppe von der Jagd, darf sich nach getaner Arbeit in einer Höhle kuschelig auf einem erlegten Fell ausstrecken, während er von seinem warmen Sud aus einem geschnitzten Becher nippt und zufrieden über diese Ruhepause in das knisternde Feuer starrt. Hygge vor 64 000 Jahren. Blöderweise hat es dem Neandertaler an den sprachlichen Fähigkeiten und einem internetfähigen Smartphone gefehlt, um das ganze ordentlich trenden zu lassen.
Auch wenn die Generation Instagram glaubt, jetzt einen Trend erfunden zu haben, ist der Rückzug ins eigene Heim und Gemütlichkeit eines der Grundbedürfnisse des Menschen. Aber irgendetwas muss man ja kreieren, um kuschelige Bilder zu knipsen und weiße, überdimensionierte Wolldecken an die Frau zu bringen. Als Trend wurde das unter anderen Namen übrigens schon in den achtziger Jahren bezeichnet, da hieß es noch Cocooning, davor gab es irgendwelche anderen Namen.
Nicht, dass ich Kerzen, Duftöle, Decken, Kissen und Lichterketten nicht zuhause ständig im Einsatz hätte, aber ich finde es albern, das als einen neuartigen Trend zu sehen, der gerade von jungen Leuten erfunden wurde. Für meine Groß- oder Urgroßeltern waren es eben die schweren Eichenmöbel mit dem Tee-Service und dem Stövchen neben bestickten Kissen, die die Gemütlichkeit haben einziehen lassen.
Ich will ja nicht wie ein Hipster klingen, aber ich habe schon in Flauschedecken gelegen, Kuschelsocken getragen, weiche Kissen um mich geschart und meinen Tee in einem XXL-Strickpulli getrunken, bevor es cool war. Sprich: Das, was heutzutage überall als Trend angepriesen, überteuert verkauft und in jedem Style-Magazin empfohlen wird, ist weder neu noch wirklich etwas, das ausführlichen Erklärungen und Anleitungen bedarf. Nur, weil jemand idyllische Fotos auf Instagram gepostet hat, muss sich nicht alle Welt danach richten oder seinen Lebensstil auf einmal mit einem Fremdwort betiteln, wenn er schon seit eh und je so gewohnt hat.
Auch finde ich, dass Gemütlichkeit nicht mit Standardaccessoires und Klischees pauschal definiert werden kann. Jeder empfindet etwas anderes, wenn er an eine Wohlfühlatmosphäre denkt. Ich habe es gerne kuschelig, weich und warm, aber jemand anders liebt vielleicht eher simple und moderne Formen und Dekoobjekte. Das heißt nicht, dass das eine den Geist oder den Gedanken von „Hygge“ mehr verkörpert als das andere.
Ich denke auch nicht, dass es sich dabei wirklich um einen Trend handelt, sondern einfach ein Wort, dass vorher schon oft verwendet wurde, nur viral ging durch das Rautezeichen. Bei vielen Sachen ist es ja so und die Hashtags werden verwendet, weil die Leute viele Klicks und Likes auf ihren Fotos haben wollen. #hygge klingt da natürlich erstmal moderner und besonderer als #gemütlich, auch, wenn es das Gleiche bedeutet.
Ansonsten bin ich aber auch eher der Typ, der für weiche und warme Einrichtungen zu haben ist. Ein Kamin, eine Holzeinrichtung, warme und gedeckte Farben finde ich für die Einrichtung ansprechender als so manches auf Hochglanz polierte und verchromte Haus mit einem Tisch aus Marmor. Das wirkt dann irgendwie immer so kalt - aber jeder fühlt sich anders wohl und das ist auch gut so.
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