Wie seriös schätzt ihr Meinungsbarometer ein?

Angedachte politische Veränderungen in der Gesellschaft lotet man ja oftmals bereits im Vorfeld mit einem Meinungsbarometer aus. Dies ist ja sicherlich schon wichtig um alle möglichen und angedachten Veränderungen auch legitimieren zu können. Hieße im Klartext, dass die handelnden Personen ja immer sagen können, sie hätten ja nur den Volkswillen durchgesetzt.

Von daher haben Meinungsbarometer schon eine ziemliche Gewichtung und ich bin mir nicht sicher ob diese auch immer 100%-ig Meinungskonform wiedergegeben werden. Glaubt ihr das in der Praxis Meinungsbarometer immer seriös erstellt werden oder werden diese schon auch mal ganz gern in gewünschte Bahnen gelenkt?

Es heißt doch "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast". Ich bin der Ansicht, dass man dieses Prinzip auf alles anwenden kann, was Außenstehende nicht wirklich überprüfen können. Nehmen wir mal an, man startet eine Umfrage unter 1000 Teilnehmern. Woher will man wissen, ob das Ergebnis korrekt wiedergegeben wird? So gesehen müsste man schon die einzelnen Leute alle kennen, damit man sie fragen kann wie sie sich geäußert haben. Nur dann ist eine Kontrolle möglich.

Aber meistens ist das ganze ja anonymisiert oder die Daten zu den Teilnehmern ist Außenstehenden nicht zugänglich. Daher kann jeder irgendetwas behaupten und behaupten, das ganze Volk denkt mehrheitlich so. Ich glaube, dass solche Meinungsbarometer in gewünschte Bahnen gelenkt wurden, aus welchem Zweck auch immer.

Schwierige Frage: Bei einer statistischen Umfrage kommt immer viel darauf an, wie die Stichprobe gezogen wird. Wenn man da nicht genauestens die Bevölkerungsstrukturen abdeckt, kann das schon zu Verzerrungen führen. Die großen Institute sollten da allerdings entsprechende Erfahrungen haben und solche "Anfängerfehler" nicht machen.

Allerdings kommt auch viel darauf an, wie gefragt wird: Wird der Umfrageteilnehmer angerufen und nach seiner Meinung gefragt oder muss er lediglich einen Fragebogen online ausfüllen? Allein das kann schon die Antworten verzerren, da viele Menschen überlegen, ob ihre Antwort auch sozial erwünscht ist.

Mal ganz krass und überspitzt als Beispiel formuliert: Eventuell finde ich, dass Angela Merkel die letzte Schl...mpe auf Erden ist und nix gebacken bekommt. Allerdings weiß ich auch, dass viele nichts auf die Bundeskanzlerin kommen lassen. Wenn ich dann am Telefon gefragt werde: "Wie schätzen Sie auf einer Skala von 1 bis 5 die Arbeit der Bundeskanzlerin ein?", könnte ich mich hinreißen lassen, ihr ein befriedigend zu attestieren anstatt eine 6 für "die Leistung ist unter aller Sau" zu vergeben. Eben weil ich dadurch nicht schief angeschaut werde und mich innerhalb der Mehrheitsmeinung bewege.

Wenn ich eine Extremmeinung vertrete, kann es mir nämlich immer passieren, dass niemand mehr mit mir was zu tun haben möchte und ich deswegen "in die Stille Ecke" gestellt werde. Von daher sind vermutlich rechtsextreme Tendenzen in der Gesellschaft sehr viel weiter verbreitet als das die Statistiken aussagen, weil viele zu ihrem "Stammtischgedankengut" nicht wirklich stehen. Nur manchmal bricht sich das dann Bann in solch unsäglichen Diskussionen wie im Deutsch-Sprech-Gebot für Ausländer.

Unseriös sind Meinungsbarometer nicht, aber sie sind eben oft ziemlich unzuverlässig. Je nach Art der Fragestellung und Auswahl der Testpersonen ist das Ergebnis bereits vorher abzusehen. Für manchen Anbieter ist das ein Segen, für die Leser der Barometer ist es Fluch.