Wie Senioren vom Auto fahren abbringen?

vom 29.10.2016, 08:32 Uhr

Eine Kollegin von mir klagte mir neulich ihr Leid. Sie lebt zusammen mit ihrem Vater, der schon über 80 Jahre alt ist, in einem Mehrparteienhaus. Ihr Vater ist wohl gesundheitlich nicht der fitteste und sieht auch immer schlechter. Es soll wohl auch so sein, dass er sehr riskant fährt, bedingt durch die langsamere Reaktionszeit und das schlechtere Sehen. Sie wäre mal mit ihm mitgefahren und hätte sich vor Angst fast nass gemacht. Auch wäre es normal, dass er ständig andere Autos oder sogar Häuser rammt, verletzt wurde bisher glücklicherweise niemand.

Jedenfalls hat sie schon häufig versucht mit ihm zu sprechen darüber und ihm eben Vernunft einzureden, aber er möchte auf das Autofahren nicht verzichten. Er hat wohl ein Problem damit sich einzugestehen, dass er nicht mehr unabhängig ist wie früher, sondern auch gebrechlich und dass er körperlich abbaut. Er ist sehr stolz und stur und wird immer wütend, wenn sie mit ihm darüber spricht.

Kontrollieren kann sie ihn nicht, da sie ja arbeiten muss um ihre Familie ernähren zu können. Während sie arbeitet, nutzt er das Auto aber exzessiv. Seine Frau ist da auch keine Hilfe und unterstützt ihren Mann wenn es um seinen Fahrdrang geht, daher kann sich meine Kollegin auch nicht mit ihrer Mutter verbünden oder so. Wie würdet ihr da handeln? Was kann meine Kollegin noch tun? Wie kann man Senioren vom Autofahren abbringen ohne einen Familienstreit vom Zaun zu brechen? Meine Bekannte befürchtet wirklich, dass früher oder später jemand verletzt werden könnte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Wenn der Vater so stolz ist und gar nicht auf Hinweise seiner Tochter reagiert und die Mutter auch noch zum Vater hält, dann dürfte das ziemlich schwierig werden. Zumindest kann ich es mir vorstellen, dass es nicht ohne Streit abgehen wird, wie deine Kollegin sich das wünscht. Mit einem Gespräch scheint es ja nicht zu gehen, aber ich kann es mir vorstellen, dass deine Kollegin Angst hat, dass mal jemand verletzt wird und der Vater dann Schuld daran hat.

Mir fällt im Augenblick eigentlich nur eine Möglichkeit ein, diese ist aber vielleicht schon sehr drastisch. Deine Kollegin könnte mal mit dem Arzt ihres Vaters reden, mit dem Hausarzt oder auch mit dem Augenarzt, wenn er ja immer schlechter sieht. Ich habe es schon mitbekommen, dass Ärzte einen Antrag beim Straßenverkehrsamt stellen können und ihren Patienten dann der Führerschein entzogen wird. Aber wenn der Vater diese Aktion seiner Tochter mitbekommt, wird das sicher einen großen Streit bedeuten, darum weiß ich nun nicht, ob das für deine Kollegin der richtige Weg ist.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Das wirklich sehr schwierig. Ich kenne auch jemand der schon Mitte 80 ist und noch Auto fährt. Sie sagt, dass es für sie Unabhängigkeit bedeutet und sie das eben noch so lange machen möchte, bis sie eben merkt, dass es nicht mehr geht. Sie nutzt das Auto für ihre Arzttermine und auch, um zum Friedhof zu kommen. Ich muss sagen, dass ich es generell gefährlich finde, wenn ältere Menschen in diesen Jahrgängen noch Auto fahren.

Aber wie soll man das verbieten? Ich denke, dass man da nur rechtlich versuchen könnte, irgendwas zu erreichen. Aber das würde sicherlich auch zu Streit in der Familie führen. Man kann ja auch schlecht den Autoschlüssel verstecken oder ähnliches. Da wird man nicht viel machen können, als eben an die Vernunft der älteren Person zu appellieren. Ansonsten hat man da sicherlich eher schlechte Karten.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Wenn es den Tatsachen entspricht, dass er dauerhaft andere Fahrzeuge rammt und auch Häuser dann ist es doch ein leichtes ihn davon abzubringen. Entsprechend wird die Polizei davon wohl auch schon Wind bekommen haben, gerade wenn er in seiner Blindheit das noch nicht einmal bemerkt und dann Anzeige wegen Fahrerflucht gestellt wird. Dort ist der Lappen ganz schnell weg, zeigt er sich uneinsichtig kann die Staatsanwaltschaft ebenfalls ein Gutachten in Auftrag geben, ob der gute Herr überhaupt noch Fahrtüchtig ist oder ob die Erlaubnis direkt eingezogen bleibt.

Spätestens wenn der Lappen offiziell abgenommen worden ist, dann wird sich die gute Ehefrau wohl auch nicht mehr hinter ihren Mann stellen und ihn noch ermutigen mit seiner Fahrwut und weiterhin machen lassen was er möchte und man selbst hat auch die entsprechenden rechtlichen Argumente in der Hinterhand. Hält er sich dann nicht daran, gibt man einen dezenten Hinweis bei der Polizei ab und diese kümmert sich um alles weitere. Fahren ohne Führerschein ist jedenfalls kein Kavaliersdelikt und wird auch entsprechend geahndet.

Ansonsten ist es schwer einen solch sturen Bock davon zu überzeugen, dass es besser ist das Auto stehen zu lassen. Die Angehörigen erreichen dahingehend wohl kaum etwas, eher Außenstehende wie der Hausarzt oder auch eventuell ein Freund des Mannes der an seine Vernunft appelliert. Aber auch dort sehe ich die Chancen bei einem echten Sturkopf wie dieser Herr hier zu sein scheint eher als gering an, daher bleibt dort nur der offizielle Weg den Führerschein abzunehmen. Bei einer Gefahr für andere kann das auch vorher greifen wenn es bereits abzusehen ist.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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