Wie sehr sollte man sich für die Beziehung aufopfern?

vom 21.09.2015, 18:31 Uhr

Ich selbst finde es sehr wichtig, dass man in einer Beziehung immer gleichberechtigt ist. Deswegen verstehe ich auch nicht, warum einige Frauen gerne Hausfrauen sein möchten. Ich werde ganz normal verdienen, wie mein Freund auch und möchte nicht von ihm abhängig sein. Auch ist mir meine Bildung und meine Wohnsituation derzeit sehr wichtig, so dass mein Freund da schon mal zurückstecken muss.

Es gibt aber auch Paare bei denen das anders ist. Da zieht der Mann um, da er einen Job in einer anderen Stadt gefunden hat und die Frau zieht hinterher. Sie gibt dann quasi alles für den Partner auf, obwohl sie Nachteile dadurch hat. Dabei hätte der Partner vielleicht auch eine Stelle vor Ort bekommen, hat sich aber gar nicht darum bemüht. Die Frau zieht ja mit und was mit der Arbeit und der Bildung der Frau ist, ist zweitrangig.

Auch kenne ich Beziehungen wo das ganze Geld für ein Hobby oder für ein Auto des Mannes drauf geht und die Frau das so akzeptiert. In einem anderen Fall musste eine Bekannte von mir ihr komplettes Berufsleben zeitlich nach ihrem Mann richten, da dieser an erster Stelle stand. Sie durfte dann nur Teilzeit arbeiten, obwohl sie das gar nicht beabsichtigt hatte.

Wie ist das bei euch, wie sehr opfert ihr euch für eure Beziehung auf? Ist es noch normal, wenn man sich wirklich stark für den Partner aufopfert, diesem hinterherzieht und damit quasi auch signalisiert, dass das eigene Leben und die eigenen Bedürfnisse weniger wichtig sind, als die des Partners? Riskiert man damit nicht auch, dass der Partner das für selbstverständlich nimmt und anschließend immer erwartet, dass man sich nach ihm richtet?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wenn man das Gefühl hat, sich für seinen Partner aufzuopfern, dann läuft in der Beziehung grundsätzlich etwas falsch. Und gleichberechtigt sollten die Partner auch sein. Aber was hat das generell mit dem Einkommen oder dem Lebensmittelpunkt zu tun?

Ich hatte viel weniger Geld als mein Ex. Selbst heute, wo es mir ziemlich gut geht, wäre ich im Vergleich zu ihm sehr arm. Allerdings war meine Meinung in der Beziehung niemals weniger Wert als seine. Im Gegenteil habe ich sehr schnell die Finanzen geregelt. Bei geschäftlichen und privaten Entscheidungen war ich der Finanzminister. Dass man die Zeitplanung den geschäftlichen Erfordernissen unterordnet, das ist doch nur logisch. Schließlich sichert das die Zukunft von beiden.

Mit meinem Mann bin ich in verschiedene Länder gegangen. Dort hatte er Möglichkeiten für seine Karriere, die es so nicht gegeben hätte. Dass ich heute freiberuflich tätig bin, liegt daran. Allerdings hat mir das nicht geschadet, ich verdiene ebenso gut wie vorher und habe viel weniger Stress. Solche Entscheidungen treffen wir grundsätzlich gemeinsam.

Nur bleiben eben nur Kompromisse, wenn man gemeinsam etwas aufbauen möchte. Wobei diese Kompromisse eben genau nicht dazu führen, dass sich einer aufopfert oder es keine Gleichberechtigung gibt. Selbst wenn der eine das Geld verdient und der andere den Haushalt schmeißt und dem arbeitenden Partner den Rücken freihält, opfert sich keiner für den anderen auf oder hat nichts zu sagen. Das ist eine Frage der Haltung und nicht der Lebensumstände.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich finde, man kann nur dann von Aufopferung reden, wenn gar kein Kompromiss zustande kommt und immer einer nachgeben und sich quasi unterordnen muss. So eine Beziehung führe ich jedoch nicht. Es gibt Bereiche, da passe ich mich an, weil ihm das besonders wichtig ist und es gibt Bereiche, da passt er sich automatisch an, weil mir das wichtig ist. Es betrifft aber keine Dinge, wo der andere jeweils komplett dagegen wäre oder so.

Um ein Beispiel zu nennen: nach meinem Abschluss kann ich überall landen was Arbeit angeht. Denn Absolventen meines Faches werden sogar international stark nachgefragt. Mein Freund kann bedingt durch seine Ausbildung eigentlich überall Arbeit finden und er hat mir von Anfang an gesagt, dass er mir hinterher zieht, egal wo ich Arbeit finden werde.

Ich habe ihn nie dazu gezwungen und ihm auch nie gesagt, dass ich definitiv hier weg will. Er hat das automatisch gesagt und handelt auch dementsprechend, sodass es hier gar keinen Grund gibt, sich "aufgeopfert" zu fühlen. Ein Opfer ist es doch nur, wenn man das ansonsten nicht tun wollen würde. Wenn sich einer aufopfert ist die ganze Beziehung falsch wie ich finde.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich bin auch für meinen Freund umgezogen. Erstens bin ich mobil, da ich nicht arbeiten kann. Zweitens hatte er mehr Platz bzw. das schönere Haus und drittens würde er nie im Leben aus Köln wegziehen. Ist für mich aber kein Aufopfern.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin ungefähr nach einem halben Jahr zu meinem Partner gezogen, wobei mir das völlig egal war wohin ich ziehe, also ein richtiges Opfer war das nicht. Generell finde ich Beziehungen, in der sich immer einer aufopfern muss nicht richtig, nicht schön. Immer nachstehen hat ja keinen angenehmen Beigeschmack, ganz im Gegenteil, man wird sich irgendwann nach dem Warum fragen.

Ich habe lieber eine Beziehung auf Augenhöhe und so sieht das auch mein Partner. Momentan arbeite ich nicht und er zahlt Dinge für mich, aber ich stehe ihn in nichts nach, er opfert sich nicht auf für mich, sondern hat diese Entscheidung alleine getroffen. Ich habe für ihn aber auch schon gezahlt. Wir wollen auf einer Ebene stehen und ich denke, dass machen wir auch.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich habe meinem Freund von Anfang an gesagt, dass ich mit ihm in jede Stadt ziehen werde, was ich auch machen werde. Immerhin sucht mein Freund derzeit nach einem Job, während ich in einigen Monaten meinen Master machen werde. Studieren kann ich meinen Studiengang an nahezu jeder Uni in Deutschland, wobei mein Freund natürlich nicht überall einen Job bekommen wird, der ihn interessiert. Von daher ist es für mich selbstverständlich, dass ich mich da nach meinem Freund richte, der für mich ja auch in der Nähe einer Uni ziehen wird. Ich wüsste nicht, inwiefern ich mich da aufopfere, da ich das ja gerne mache und das der einzig logische Weg ist.

Ich wüsste nicht, was es bringen sollte, wenn ich dann quasi allein in meiner Stadt bleibe und da studiere, obwohl ich überall sonst studieren kann. Wenn die Beziehung dafür in die Brüche geht, dann ist es mir das nicht wert, vor allem, weil es doch egal ist, wo ich studiere. Ich bin da recht offen und für mich hat das auch nichts mit Aufopferung zu tun.

Ich finde es ansonsten aber sehr wichtig, dass man in einer Beziehung immer Kompromisse eingeht und eben versucht, beide glücklich zu machen. Ich würde meinem Freund zuliebe nicht darauf verzichten, zu studieren und auch nicht als Hausfrau enden wollen. Was den Arbeitsort angeht und auch den Wohnort, bin ich aber kompromissbereit. Und wenn dann jeder von uns sein eigenes Geld verdient, kann auch jeder sein Geld für das ausgeben, was er möchte. Da möchte ich mir nicht reinreden lassen und ich meinem Freund auch nicht. Solange wird dann gemeinsam für Urlaube sparen können und da Kompromisse schließen, ist doch alles in Ordnung.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich finde, dass man sich nur insofern "aufopfern" sollte, wie die eigenen Grenzen nicht überschritten werden. Wenn ich merke, dass ich die Grenze meiner Belastbarkeit erreiche, ist für mich eindeutig die Grenze erreicht und ich finde, dass man dann nicht mehr tun sollte als man überhaupt kann oder möchte. Das führt doch zu nichts gutem, wenn man sich überlastet.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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