Wie sehr brauchen Deutschland und die EU die Türkei?

vom 23.04.2016, 13:29 Uhr

Früher waren die Türken immer die Bittsteller und der Übergang von Europa zur islamischen Welt. Dieses Land wurde trotz des Bürgerkrieges zwischen Kurden und Türken und den Spannungen mit Griechenland immer wieder als Vorbild für die Demokratisierung der arabischen Welt genannt.

Bis zum Ende des Ostblocks war es zudem ein sehr geschätzter Partner gegen den Kommunismus. Immerhin hat die Türkei die zweitgrößte Armee innerhalb der NATO. Das gespannte Verhältnis beider Staaten ist inzwischen kaum noch bemerkbar.

Der Konflikt zwischen den Kurden und der Türkei ist wieder seit Anfang des Jahres eskaliert und hat Hunderte Tote gekostet.Auch hier werden kaum kritische Fragen gestellt, da man die Türkei zu sehr als Partner braucht. Dabei ist die Behandlung der kurdischen Minderheit in der Türkei sicher nicht gerade vorbildlich.

Der Kampf gegen den IS dürfte der Hauptgrund sein, warum die Türkei aktuell wenig Kritik zu fürchten hat. Man braucht sie eben unbedingt als Bündnispartner gegen die Terrormiliz, da nur von hier aus schnell und sicher in Syrien eingegriffen werden kann.

Für Deutschland und die EU zählt wohl mehr, dass die Türkei ein sicheres Bollwerk gegen den Flüchtlingsstrom nach Europa sein soll, da inzwischen kein anderes Land in der EU mehr Merkel in ihrer Flüchtlingspolitik folgen will. Ohne die Türkei scheint keine Lösung in der Flüchtlingspolitik möglich zu sein.

Haltet ihr die Türkei auch für unverzichtbar in der Flüchtlingskrise und dem Kampf gegen den IS? Können Deutschland und die EU der Türkei überhaupt noch ernsthaft drohen? Was könnten Deutschland und die EU anders machen?

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Talkmaster am 23.04.2016, 14:08, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich betone natürlich, dass ich kein Profi in der ganzen Maschinerie der Politik bin. Doch ich bin der Meinung, dass die Türkei schon als purer Gewinner gehandelt wird, ist richtig! Denn sie wird gewinnen und seit sie so wichtig ist, kommen die Verhandlungen auch von Deutschland wieder auf den Tisch, was den EU-Beitritt angeht.

Immer war es Merkel, die strikt gegen den EU-Beitritt war. Das ist richtig. Doch seit gerade sie u.a. die Flüchtlingskrise so heftig negativ ins Rollen brachte, ändert sie ihre Meinungen nahezu wöchentlich. Erst war es "Wir schaffen das", dann ihr müsst auch irgendwann wieder nach Hause. Dann wir schaffen eine europäische Lösung - dann Verschärfung der Asylpolitik.

Für mich ist Merkel so naiv an die Flüchtlingskrise ran gegangen, dass es keinen Ausweg mehr gab, als den Notanker Türkei teilweise hohe Zugeständnisse zu machen, wie eine Verhandlung um den Beitritt der EU oder die Visafreiheit. Im Übrigen würde die Visafreiheit tausende bettelarme Türken sofort zu uns bringen, aber darüber hat Frau Merkel offenbar nicht nachgedacht!

Sie wollte "Wir schaffen das" auf den europäischen Gebieten verteilen, aber die haben ihr fein den Vogel gezeigt. Sie stand vom ersten Tag alleine da, hat lieber Zeit verstreichen lassen, um eine Lösung zu finden. Mit brachialer Wunschvorstellung und ist genau so auf die Nase geflogen, wie zuvor schon die ganze Zeit, was das Flüchtlingsthema angeht!

Nun ist die Türkei der Notanker und nutzt es. Auf einmal sind 6MRD Euro da, um die Flüchtlinge fernzuhalten! Im eigenen Land ist auf einmal Kohle da in Höhe von mehr als 40MRD Euro, um die Flüchtlinge unter zubringen, sie zu verpflegen und mehr. Hätte man nicht einmal 10MRD für Grenzschutz ausgegeben, würden wir nicht vor der Türkei betteln müssen, weil einfach niemand mehr reingekommen wäre.

Die Türkei droht jede Woche neu, dass sie gewisse Einhaltungen will und wenn nicht, dann schickt sie die Flüchtlinge los. Das ist also der glorreiche Verhandlungspartner von Deutschland und Europa? Ja feine Angelegenheit.

Deutschland ist erpressbar und wenn Frau Merkel nicht spurt, dann widerruft der Türke seine Zugeständnisse und weiter geht es. So sieht die Realität aus und meine türkischen Freunde sehen das sehr ähnlich. Sie gehen sogar weiter und sagen, dass es schrecklich ist, dass man mit ihm Geschäfte macht, wo er die Menschenrechte und Rechte der Frauen mit Füßen tritt.

Heute habe ich im Übrigen gelesen, dass die Türkei laut N-24 Flüchtlinge erschießt an den Grenzen und vor wenigen Tagen hieß es zudem, dass sie einfach syrische Flüchtlinge nach Syrien zurück geschickt hat. Schon komisch, was der sich rausnehmen kann und nimmt, weil er weiß, dass er tun kann, was er fast will, weil Europa ihn braucht, um keine Flüchtlingswellen los zu treten.

Doch die Flüchtlinge suchen schon übers Mittelmeer Richtung Italien die Lösung. Dort warten in Lybien 200.000 Flüchtlinge auf Überschiffung. Zu Ende ist hier gar nichts, was traurig ist!

Im Bezug auf die IS? Nun die Rebellen in Syrien behaupten, dass sie den Kampf längst gegen die IS gewonnen hätten, wenn die Türkei und USA dies nicht verhindern würden, sie im Prinzip behindern würden und sich die Lorbeeren nicht selber einsacken.

Glaube, dass man jetzt nie wirklich weiß, was stimmt, was man glauben kann oder nicht. Klar ist, die Türkei wäre nie ins Boot meiner Verhandlungen gekommen! Dafür hat sie genug Dreck am Stecken und keinerlei Rechte entsprechende Forderungen zu stellen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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