Wie schwer fällt es euch, andere Leute nach Hilfe zu fragen?

vom 23.08.2016, 19:07 Uhr

Ich habe gelesen, dass es den meisten Leuten wohl sehr schwer fallen soll, andere um Hilfe zu bitten. In einem Interview eines Unternehmers habe ich mal gelesen, dass er schon Leute deshalb kündigen musste, weil sie regelmäßig Projekte versemmelt haben. Sie waren schlicht und einfach überfordert mit den Projekten, trauten sich aber nicht, jemanden um Hilfe zu bitten.

Ich kenne das von mir gar nicht. Mir fällt es eigentlich immer schwer, auf Leute zuzugehen, die ich nicht so gut kenne. Wenn ich Hilfe brauche, sieht es aber ganz anders aus. Ich denke mir, dass ohnehin kein Weg dran vorbeiführt, wenn ich etwas nicht allein schaffe, so dass ich einfach frage, ohne groß zu überlegen. Das ist vor allem bei der Arbeit so. Bevor ich noch etwas falsch mache, frage ich einfach nach. Wie schwer fällt es euch, andere um Hilfe zu bitten? Fällt es euch überhaupt schwer?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Gerade dann, wenn ich neu in einem Unternehmen bin, dann muss ich sagen, dass es mir doch recht schwer fällt, die Kollegen um Hilfe zu bitten. Sicher geht es manchmal einfach nicht anders, aber leicht fällt es mir dann oft nicht, weil ich denke, dass ich das vermutlich schaffen müsste. Immerhin möchte man ja auch gerade am Anfang einen guten Eindruck bei den Kollegen hinterlassen und nicht wegen jeder Kleinigkeit fragen. Somit versuche ich es lieber selber, aber wenn ich nicht zurecht komme, dann frage ich schon.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Wie kann man denn etwas lieber scheitern lassen als mal um Hilfe zu bitten? Das finde ich schon reichlich bescheuert. Wenn ich Hilfe brauche, dann frage ich auch einfach. Da bin ich mir nicht zu fein und lasse mir dann auch helfen. Manchmal muss man einfach auch mal nachfragen, weil man selber keine Ahnung hat. So schlimm ist das doch auch nicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich finde es gar nicht schwer oder schlimm, wenn man andere um Hilfe bittet. Oft hat man einfach Dinge, die man alleine gar nicht schaffen kann. Ich muss öfter mal meinen Mann fragen, ob er mir bei etwas hilft, dass ich woanders hin tragen möchte. Manchmal ist es dann zu schwer für mich alleine oder zu Zweit geht es einfach viel besser.

Ich sehe es auch nicht als Schwäche an, wenn man eben im Hilfe bittet. Schlimmer finde ich es, wenn Menschen wer weiß was riskieren, nur um niemanden fragen zu müssen. Das wirkt auch schnell eingebildet, so als würde man sich einen Zacken aus der Krone brechen, wenn man nach Hilfe fragt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich denke, es kommt hier auf den Zusammenhang an. Schließlich macht es einen Unterschied, ob man privat und auf gegenseitiger Basis kleinere Handreichungen austauscht oder ob man eine halbwegs anspruchsvolle Aufgabe im Job zu erledigen hat. Ich finde es eigentlich ganz logisch, dass es einem leichter fällt, beispielsweise dem Nachbarn gegenüber zuzugeben, dass man noch nie einen Zaun gestrichen hat, als dass man beim Chef bekennt, dass einem ein Projekt, welches man pflichtgemäß begeistert angenommen und prompte Erledigung versprochen hat, völlig über den Kopf gewachsen ist. Wenn einen der Nachbar daraufhin für einen unbegabten Vollpfosten hält, hat das schließlich in der Regel weniger negative Konsequenzen, wie wenn der Vorgesetzte an der Kompetenz seines Mitarbeiters zweifelt.

Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass es auch an den Vorgesetzten und der ganzen Unternehmenskultur liegen kann, wenn Mitarbeiter Projekte lieber in den Sand setzen und hinterher die Scherben aufsammeln als zuzugeben, dass sie Unterstützung brauchen. Selbst wenn immer groß getönt wird, dass es ja ein Zeichen von „Stärke“ sei, um Hilfe zu bitten, und dass man sich ruhig trauen kann, muss das nicht viel mit dem Arbeitsalltag zu tun haben. Wenn alle anderen beispielsweise immer so tun, als seien sie wunder wie kompetent, muss man sich schon fragen, ob es so klug ist als einzig „Hilfsbedürftiger“ eine Sonderstellung einzunehmen, oder ob man besser im allgemeinen mehr oder minder planlosen Werkeln mit schwimmt.

Privat habe ich bedingt Probleme damit, andere Leute um Hilfe zu bitten, da schließlich jeder genug um die Ohren hat und ich niemandem zur Last fallen möchte. Außerdem komme ich nur selten in diese Verlegenheit, da ich die meisten erwachsenen Sachen in meinem Leben entweder selber hinkriege oder jemanden für die Erledigung bezahle. Das erspart mir die auf Gegenseitigkeit beruhenden sozialen Verwicklungen. Im Job wiederum habe ich auch eine Kollegin, die lieber Chaos anrichtet als auch nur ansatzweise zuzugeben, mit einer Sache überfordert zu sein.

Und ich muss schon sagen, dass es ein blödes Gefühl ist, der genervten Chefin zu vermitteln, dass ich mich mit einem Projekt in eine Sackgasse manövriert habe und selber nicht mehr weiter weiß, während die andere Dame im Hintergrund mit einem überlegenen Lächeln geheimnisvoll herum werkelt. Letzten Endes sind meine Projekte nämlich erfolgreicher, aber ich bin dennoch in meinem Team als die, der man immer das Händchen halten muss, bekannt, während die Kollegen zwar Mist bauen, diesen jedoch selbständig, selbstbewusst und oft genug sogar ganz unbemerkt. Es kommt eben auch darauf an, wie wichtig einem das „Standing“ im Job ist, und ob man eher für sein Ego oder das Wohl der Firma am Wirbeln ist.

» Gerbera » Beiträge: 11315 » Talkpoints: 48,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich denke ebenfalls, dass man das ganze differenzieren muss. Man kann eine kleine Hilfe im Privaten Bereich nicht direkt auf ein großes Projekt in einem Unternehmen beziehen. Denn es macht schon einen sehr großen Unterschied ob ich nun den Partner frage, ob er das Glas öffnen kann weil ich dazu nicht in der Lage bin oder einen anderen Mitarbeiter mit hineinziehen in ggf. wichtige Entscheidungen für das ich hinterher alleine die Haftung habe.

Gerade beruflich ist es doch so, dass manche Kollegen es einem auch nicht gönnen und dann entsprechend den falschen Rat geben oder auch falsche Arbeiten mit unterjubeln, damit sie hinterher besser dastehen. Von daher muss man dort auch darauf achten, ob das wirklich ehrliche Hilfe ist oder ob die andere Person nur versucht ihren eigenen Nutzen davon zu haben und einem selbst auch zu Schaden. Bevor ich also dort jemanden Frage der schon lange an meinem Stuhl sägt um meine Stelle zu haben, versemmle ich das Projekt dann doch lieber alleine aus meiner eigenen Fehlentscheidung heraus.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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