Wie schnell verfliegt die Anfangseuphorie?
Häufig ist es so, dass man sehr euphorisch ist, wenn man mit etwas Neuem beginnt oder sich etwas Neues kauft. Wenn man sich beispielsweise vornimmt, täglich früh aufzustehen, ab sofort gesund zu essen oder sich eine Sauna für zu Hause gekauft hat, dann freut man sich anfangs sehr und berichtet von den vielen tollen und positiven Effekten.
Nach einiger Zeit geht diese Euphorie allerdings dann häufig verloren und ich frage mich, wie schnell das bei euch der Fall ist. Außerdem würde mich interessieren, ob diese Euphorie immer verloren geht oder man sie auch aufrecht erhalten kann.
Du solltest dir vielleicht zuerst mal überlegen ob das, was du da vorhast überhaupt zu dir passt. Ich bin zum Beispiel absolut kein Morgenmensch und ich glaube das wird sich auch nicht mehr ändern. Natürliche würde ich nicht euphorisch Morgens aus dem Bett springen.
Zumal mir in dem Fall auch der Grund fehlen würde. Wenn ich einen Flug um 6 Uhr Morgens habe bin ich natürlich motiviert aufzustehen oder wenn ich auf einer Wanderung den Sonnenaufgang erleben möchte. Aber im täglichen Leben sehe ich keinen Vorteil darin mich früher als absolut nötig aus dem Bett zu quälen.
Oder nehmen wir deinen Saunakauf. Wie oft gehst du in die öffentliche Sauna? Und ist das dann wirklich nur weil du da im Schwitzkasten hocken willst? Hat der Saunabesuch noch eine andere Funktion? Stört es dich überhaupt, dass du das Haus für den Saunabesuch verlassen musst? Und so weiter.
Bei meinem Fitnessstudio ist eine Sauna kostenlos mit dabei und ich nutze die auch wenn ich Zeit habe. Das ist schön entspannend nach dem Workout, man trifft da immer nette Leute und wie gesagt, es kostet mich nichts extra außer Zeit. Welche dieser Vorteile würde mir eine Sauna im Keller bieten? Tatsächlich keine. Und nur für den Saunabesuch ins Fitnessstudio fahren würde ich nicht.
Es gibt ja auch noch andere Menschen als die euphorischen Anfangsenthusiasten, nämlich solche wie mich. Bevor ich etwas Neues anfange oder wage, irgendein neues Gadget oder sonstigen Kram kaufe, überlege ich relativ genau, inwiefern das dauerhaft überhaupt realisierbar ist oder wirklich zu mir passt. Von daher bin ich keiner dieser Leute, die jede Woche in eine neue Euphorie verfallen, um drei Wochen später das Vorhaben aufzugeben oder den Krempel in die Ecke zu knallen. Und wenn ich wirklich etwas Neues habe oder kaufe, ist das so gut überlegt, dass ich gar nicht in eine anfängliche Euphorie verfalle. Oder ich fange so klein an, dass es nicht der Rede wert ist und ich die Sache immer noch steigern kann.
Ich muss auch zugeben, dass Leute, die dieses Muster von Überambitioniertheit und steil abfallender Interessenskurve zeigen manchmal anstrengend sein können. Wenn außer ihnen jeder andere im Umfeld schon weiß, dass die neue Diät, das tägliche Joggen oder ein neues Hobby manchmal schon nach drei Tagen wieder im buchstäblichen Müll des Aufgebens liegen werden. Da muss man sich auf die Zunge beißen, um nicht zu sagen: Nun warte doch erstmal ab...
Manchmal habe ich das Gefühl, dass ein besonders überschwänglicher Anfang ein Indikator für schnellen Interessenverlust sein kann. Mir fallen so einige Leute ein, die sich zum Beispiel im Laufe der Zeit ein ganzes Sportzimmer mit Hantelbank, Fahrrad und sonstigen Geräten zusammengekauft haben, und wo die Gerätschaften am Ende als Kleiderständer dienten. Oder die Stapel von ungelesen Büchern oder nie benutzten Hobbyartikeln haben, die in der Bude rumfliegen. Und oft ist die anfängliche Euphorie schon nach wenigen Tagen oder Benutzungen verflogen.
Was mich selbst betrifft, tendiere ich nicht zum vorschnellen Investieren in teure Hobbyprodukte, für die ich mich später nicht mehr interessieren würde. Abgesehen davon, dass ich sowieso kein Mensch bin, der gleich alles besitzen muss, entwickle ich neue Interessen eher langsam - ich habe eh schon viele Themen, mit denen ich mich gern beschäftige.
Bezüglich Sport ist es so, dass ich schon seit Jahren recht regelmäßig ins Fitnessstudio gehe (unterbrochen von der Corona Zeit). Und da stelle ich fest, dass meine Lust aufs Training im Lauf der Zeit eher zunimmt, weil sich Gewohnheiten und Routinen einstellen. Außerdem erlebe ich tatsächlich positive Effekte auf mein Wohlbefinden, die mich dazu bringen, weiterzumachen. Es gibt da also keine kurzzeitige Euphorie, sondern eher so ein allmähliches langsames Hineinwachsen in dieses Hobby.
Ich denke, dass es in der Natur des Menschen liegt, dass sich früher oder später immer wieder ein emotionales Gleichgewicht einstellt, wenn man sich an veränderte Umstände gewöhnt hat. Es ist wohl vom Energiehaushalt her schlicht nicht praktikabel, dauerhaft im Zustand der Euphorie zu sein und hilft auch nicht bei den grundlegenden menschlichen Bestrebungen: Überleben und Fortpflanzung.
Man kann natürlich, wie es viele machen, einfach immer wieder etwas Neues anfangen, sobald die Emotionswelle abgeebbt ist. Viele Leute eiern gefühlt ihr ganzes Leben lang so durch die Gegend: Neuer Job, neue Partnerschaft, neue Familie, neue Hobbys, neue Wohnung, neues Spielzeug - immer dann, wenn die anfängliche Begeisterung wieder gegen Normalnull pendelt, wird ausgetauscht.
Dazu kommt noch der gefürchtete Boden der Tatsachen, auf dem man aufprallt, wenn man feststellt, dass die tolle neue Sportart/Diät/Freundin/Arbeitsstelle doch nicht so toll ist, wie man sich in der ersten Begeisterung eingeredet hat, weil auch das in der Natur der Sache liegt. Aber immerhin hilft es dabei, den Kapitalismus anzukurbeln. Wo kämen wir hin, wenn jeder zufrieden wäre mit dem, was er hat?
Ich kann absolut nachvollziehen, was du meinst. Mir geht es oft genauso. Wenn ich etwas Neues beginne oder mir etwas Neues kaufe, bin ich anfangs wirklich begeistert und voller Euphorie. Ich erzähle jedem von den tollen Effekten und wie großartig sich mein Leben dadurch verändert hat.
Leider muss ich zugeben, dass diese Euphorie oft nach einiger Zeit verfliegt. Es ist wie eine Art "Honeymoon-Phase", in der man alles rosarot sieht und sich von den positiven Effekten blenden lässt. Doch mit der Zeit kommt oft die Ernüchterung und man stellt fest, dass es doch nicht so einfach ist, wie man es sich vorgestellt hat. Die anfängliche Begeisterung schwindet und man verliert vielleicht auch die Motivation, dran zu bleiben.
Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Manche Menschen schaffen es, die Euphorie über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. Sie haben vielleicht eine starke Willenskraft oder setzen sich klare Ziele, um ihre Motivation aufrechtzuerhalten. Doch für die meisten von uns ist es schwierig, die anfängliche Euphorie dauerhaft zu bewahren.
Ich denke, es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein und sich nicht zu sehr von der anfänglichen Begeisterung blenden zu lassen. Es ist normal, dass die Euphorie abflaut und es dann auf Disziplin und Durchhaltevermögen ankommt, um bei unseren Vorhaben oder neuen Errungenschaften dran zu bleiben.
Es kann auch hilfreich sein, sich realistische Ziele zu setzen und sich bewusst zu machen, dass Veränderungen Zeit brauchen und nicht immer sofort die gewünschten Ergebnisse liefern. Es geht darum, kleine Fortschritte zu schätzen und sich nicht zu sehr von der Euphorie abhängig zu machen.
Ich denke dass die Euphorie definitiv eher erhalten bleibt, wenn man etwas startet, woran man wirklich Lust hat. Ich habe vor ein paar Wochen aus unserem Gästezimmer einen Hobbyraum gestaltet. Dafür habe ich neue Schränke eingekauft, neue Schreibtische und Wandregale. Für die Gitarren habe ich sogar coole Wandhalterungen gefunden und auch noch Lichterstreifen für die Wandregale.
An sich war ich super aufgeregt und der Raum ist sehr schön geworden. Ich habe nun die ganze Wolle nach Farben und Material sortiert, meine Nähmaschine und der Plotter haben einen tollen Platz mit ihrem Zubehör bekommen und auch der 3D-Drucker und das Graviergerät haben nun ihren Platz neben dem PC meines Freundes. Es hat ewig gedauert, aber ich bin sehr stolz darauf.
Ganz anders ist es bei mir mit dem Garten. Ich gebe hundert Prozent beim Kaufen der Blumen. Bei der Pflege habe ich jedoch immer Pech. Es macht dann auch keinen Spaß mehr und wenn ich sehe dass die ersten Blätter hängen, dann verliere ich die Euphorie jedes Jahr aufs Neue. Wenn ich schon ganz aufgegeben hätte, dann hätten wir eine Wüste im Garten und ich hätte Ruhe.
Es gibt viele Sachen für die ich mich begeistern kann und die zu mir und meinen Interessen passen. Ich interessiere mich für alle Tiere und wir haben das große Glück immer mal wieder verschiedene Tiere aufnehmen zu können. Dabei steht das Wohl des Tieres natürlich an erster Stelle und ich bin sehr euphorisch wenn es um die richtige Ausstattung, das richtige Futter und die Pflege des Tieres geht.
Beim Häkeln und Nähen ist es auch so. Ich motiviere mich über den ganzen Zeitraum des Projektes immer wieder neu und freue mich auf das Ergebnis. Besonders euphorisch bin ich dann wenn ich an einem Abend einen großen Fortschritt erzielen konnte. Andererseits bin ich schnell genervt, wenn das Gravieren von Gläsern oder Brettchen nicht richtig funktioniert oder der 3D-Drucker am Ende das Projekt zerstört.
Zum einen ist es teuer und zum anderen wartet man ja auch lange. Wenn alles gut läuft bin ich dabei natürlich auch euphorisch. Ich denke es kommt immer auf die Situation und die Beschäftigung an. Beim Putzen ist man meistens ja auch weniger euphorisch als bei seinem Lieblingshobby.
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