Wie reagiert ihr, wenn ihr einen Schwarzfahrer entdeckt?
Täglich fahren viele Menschen in den Bussen und Bahnen schwarz. Das ist statistisch belegt. Den Gesellschaften entgehen dadurch hohe Summen. Dennoch können sie sich nicht flächendeckend gegen Schwarzfahrer zur Wehr setzen. Ab und an passiert es mir, dass ich in der Bahn einen Schwarzfahrer entdecke. Wenn man genau hinsieht, dann ist es gar nicht so schwer, sie zu entlarven. Sie sind nervös und blicken immer wieder in die Gänge und halten nach Kontrolleuren Ausschau.
Bisher habe ich sie einfach in Ruhe gelassen und nicht darauf angesprochen. Ich überlege allerdings, ob das die richtig Vorgehensweise ist. Eigentlich müsste man sie ja ansprechen und ihnen sagen, dass das Verhalten nicht in Ordnung ist. Schließlich muss ich für diese Schwarzfahrer zahlen, wenn ich mir mein Ticket kaufe. Schwarzfahrer sind sicherlich in den Preisen der Tickets berücksichtigt. Habt ihr auch schon mal Schwarzfahrer gefunden? Wie reagiert ihr in solchen Fällen?
Ich hatte auch schon die Gelegenheit jemanden zu entdecken der wirklich eine ganze Fahrt auf der Toilette verbracht hatte. Ich war auch am überlegen, ob ich nun reagiere und einem Schaffner bescheid sage, aber andererseits muss ich doch auch an ein Zitat von Heinrich Hoffmann von Fallersleben denken: "Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant." - Und das stimmt auch sogar.
Letztenendes schadet mir ein Schwarzfahrer nicht direkt und wenn ich ihn bei einem Schaffner anzeige kriegt er Ärger und muss 40 Euro zahlen, das wird ihn aber höchstwahrscheinlich nicht vom Weitermachen abhalten. Entweder ist es jemand der aus Zufall kein Geld bei sich hat und es einfach mal probiert, und beim nächsten Mal wieder zahlt, oder es ist jemand der ohnehin unbelehrbar ist und für den sich die 40 Euro Strafen mehr lohnen als dauerhafte Fahrpreisentrichtungen. Daher bringt es ohnehin nicht wirklich viel wenn ich denjenigen anschwärze.
Sollen die Leute machen, mich ärgert es zwar, aber letztenendes müssen sie dafür grade stehen, wenn sie erwischt werden und nicht ich. Mir wäre das äußerst unangenehm vor versammelter Mannschaft im Zug vom Schaffner hochgenommen zu werden. Daher fahre ich grundsätzlich nur mit Ticket. Und wenn es aus irgendwelchen Gründen mit dem Ticket Probleme gibt gehe ich lieber erst zum Schaffner, damit nicht mal der Eindruck aufkommen kann dass ich schwarz fahren könnte.
Ich habe mal zwei Mädchen, die neben mir saßen und keinen Fahrschein hatten auf mein Ticket mitgenommen. Ich hatte ein Tagesticket, wo man 5 Personen mitnehmen durfte. Ich war aber nur mit zwei Freundinnen unterwegs. Da sie sich unterhielten und sie auch sichtlich Angst hatten erwischt zu werden, habe ich sie gefragt, ob sie mit auf meinem Ticket fahren wollen und da waren die beiden richtig froh. Da sie auch noch weiter fuhren als wir, habe ich ihnen das Ticket dann überlassen. Es war Abend und ich wollte sowieso nur nach hause.
Ich würde niemals einen Schwarzfahrer anschwärzen. Das finde ich unmöglich und die Schwarzfahrer sind in den Ticketpreisen erst mal schon berücksichtigt und wenn die Leute einfach kein Geld haben, können sie auch die Strafe nicht zahlen oder eventuell müssen dann die Kinder der Leute drunter leiden, weil dann die Haushaltskasse geleert werden musste.
Das muss nicht immer der Fall sein. Ich habe auch schon übelst gechillte Schwarzfahrer gesehen, von denen man das nie vermutet hätte und wo das nur durch die Kontrolle aufgefallen ist.
Als ich das erste Mal komplett alleine in eine weit entfernte Stadt gefahren bin um mich zu immatrikulieren habe ich auch ganz nervös durch die Gegend geguckt, aber nur weil ich die Gegend nicht kannte und Schiss hatte, meine Haltestelle zu verpassen. Schwarz gefahren bin ich damals aber nicht.
Ich finde, dass das keinen was angeht wenn jemand schwarz fährt. Was hast du davon zu petzen? Kriegst du Provision?
Ich finde es schon ganz schön anmaßend, einen Schwarzfahrer an Hand seines Benehmens erkennen zu wollen. Ich denke da nur an eine Phase in meinem Leben, zu der ich immer recht gehetzt unterwegs war, weil ich alles zeitlich "optimal" Takten wollte. Und da war ich dann regelmäßig sehr unruhig und nervös in der S-Bahn oder U-Bahn unterwegs und habe natürlich aufgeregt zu den Türen geschaut, weil ich Angst hatte, dass diese unnötig blockiert werden und ich wertvolle Minuten verliere. Aber da war ich zu keinem Zeitpunkt als Schwarzfahrer unterwegs.
Dann möchte ich gerne dem Märchen entgegentreten, dass die Schwarzfahrer wirklich einen 1-zu-1 Verlust für die Betreiber verursachen. So jedenfalls unterstellst du, dass diese in jedem Fall sonst ein Ticket lösen würden. Wenn jetzt aber jemand deshalb ohne Ticket fährt, weil er oder sie es sich definitiv nicht leisten kann, dann würde er oder sie eben auch keines kaufen! So behauptet ja auch die Musikindustrie, dass jeder der ein Album kopiert, so einen Verlust bedeutet - weil wohl zwangsläufig sonst das Album gekauft worden wäre. So was ist dann schlicht nicht haltbar!
Wenn jetzt dann alle Schwarzfahrer vom Fahren abgehalten werden würden, würden dem Betreiber aber die gleichen Kosten entstehen, wo siehst du hier das Problem? Du wirst hoffentlich nicht damit argumentieren, dass der Zug bei z.B. drei Schwarzfahrern pro Abteil mehr Energie braucht, was die Kosten treibt. Es ist der Versuch der Betreiber, hier die Fahrgäste zu Komplizen zu machen um den Schwarzfahrer ungeachtet aller Umstände zu dämonisieren. Allein das es hier zu so einer Frage kommt, zeigt deutlich, dass das klappt.
Fakt ist, wenn man nicht wirklich massiv Ärger will, dass man sich bei solchen Dingen zurückhält! Es geht nicht um "Zivilcourage" oder dem Dienst als Hilfspolizist! Man nutzt den öffentlichen Personennahverkehr und sollte für sich ausmachen, wie man damit umgeht. Wer sich dadurch benachteiligt fühlt, weil andere nicht zahlen, kann doch einfach auch schwarz fahren (und feststellen, dass das gar nicht so toll ist und die Ersparnis u.U. schnell weg ist und man u.U. eine Anzeige gar nicht gebrauchen kann).
Ansonsten braucht man potentielles Leid Dritter nicht zu steigern. Oder würdest du Flaschensammler auch darauf aufmerksam machen, dass sie die Flaschen aus den Mülleimern die an Haltestellen stehen nicht nehmen dürfen, weil es genaugenommen Diebstahl ist?
Da ich eine Zeit lang täglich gut 5 Stunden im Zug verbracht habe, habe ich auch schon des Öfteren mal mitbekommen, dass Leute schwarz gefahren sind, was dadurch recht offensichtlich wurde, weil sie bei jedem Gang des Kontrolleurs plötzlich auf die Toilette mussten oder sich sogar darüber unterhalten haben, wie sie unbemerkt ohne Ticket fahren können.
Man kann darüber diskutieren, wie schlimm dieses Vergehen wirklich ist und man kann sich auch darüber ärgern, dass man selbst ein teures Ticket gezogen hat, während andere gratis fahren und damit auch noch durchkommen. Und natürlich kann man zum Schaffner gehen und die Leute verpfeifen.
Ich finde es persönlich nicht verwerflich, wenn man sich zum Petzen entscheidet. Schwarzfahrer verstoßen nun mal gegen die Regeln und je nachdem wie oft eine Person dieses gratis Fahren pflegt, wird er sich letztlich eine Strafanzeige einhandeln - völlig zu Recht, meines Erachtens.
Ich persönlich habe aber kein Interesse daran, jemanden in die Pfanne zu hauen. Der Schwarzfahrer schadet mir nicht direkt und es ist auch nicht meine Aufgabe, diese Schwarzfahrer ausfindig zu machen oder für ihre Strafe zu sorgen. Ich habe schlicht keinen Grund, mich in die Angelegenheiten anderer einzumischen.
Stell dir mal vor, du bist in einer fremden Stadt unterwegs und bist mit dem U-Bahn System etwas überfordert. Du hast einen wichtigen Termin, fragst dich, ob du in der richtigen Bahn sitzt und hast Angst die Haltestelle zu verpassen und deshalb zu spät zu deinem Termin zu kommen.
Und dann kommt so ein selbsternannter Blockwart daher und schließt aus deiner Nervosität, dass du bestimmt ein Schwarzfahrer bist und macht dich dumm an. Wie würdest du dich in dieser Situation fühlen?
Ich war im Ausland schon öfters in der Situation, dass ich die Sprache nicht verstanden habe, zum ersten Mal mit einem öffentlichen Verkehrsmittel gefahren bin und auf dich wahrscheinlich wie ein Schwarzfahrer gewirkt hätte, weil ich leicht nervös immer wieder die Haltestellen auf der Karte überprüft habe. Und nein, ein Ausländer ist nicht unbedingt als Ausländer zu erkennen, oder würdest du dir zutrauen einen Berliner von einem Polen, der in Berlin nur übers Wochenende Urlaub macht, zu unterscheiden?
Und hast du dir schon mal überlegt, was passieren könnten, wenn du als guter Blockwart auf den potentiellen Schwarzfahrer zugehst und der hat tatsächlich kein Ticket aber so gar keinen Bock sich mit einem Denunzianten zu beschäftigen? Weißt du wie viele Leute in den Bahnen schon aus wesentlich nichtigeren Gründen zusammen geschlagen wurden?
Du würdest dich für in potentielle Gefahr begeben und für was? Damit du dich fünf Sekunden lang moralisch überlegen fühlen kannst? Oder um die deutsche "folgt den Regeln" Mentalität zu befriedigen?
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