Wie reagieren, wenn ältere Menschen vom eigenen Tod reden?
Ich muss sagen, dass dies ein Thema ist, dass mich doch aktuell sehr beschäftigt. Meine Oma ist mittlerweile Mitte 80 und immer wieder mal redet sie von ihrem eigenen Tod. Das äußert sich dann meist, dass so Sätze fallen wie " Wenn ich das dann noch erlebe" oder "Wer weiß, wie lange ich noch habe" oder auch, dass sie irgendwie das Gefühl hat, dass sie das nächste Jahr nicht mehr leben wird.
Mich belasten diese Aussagen von ihr schon. Ich versuche ihr dann immer gut zuzureden und ihr Mut zu machen, dass sie sicher noch länger bei uns ist und wir sie ja auch brauchen. Aber so recht weiß ich nie, wie ich damit umgehen soll. Natürlich mache es viele alte Menschen, dass sie solche Sätze fallen lassen. Das scheint ja recht normal zu sein, aber trotzdem bin ich es irgendwie nicht so schön und auch schwierig.
Wie geht ihr damit um, wenn ältere Menschen von ihrem Tod sprechen? Nehmt ihr das kommentarlos hin? Oder versucht ihr da irgendwie Mut zu machen und das alles etwas zu entschärfen? Wie kommt so etwas bei euch an? Macht ihr euch dann Sorgen um diese Person?
Ich ignoriere das immer konsequent. Ich habe bei alten Menschen, die wiederholend solche Sätze äußern, immer das Gefühl als wollten sie nur Aufmerksamkeit und Mitleid haben. Ich meine, sie fühlen sich oftmals alleine und vernachlässigt, weil die Kinder und Enkelkinder alle erwachsen sind und dann genug eigene Sachen zu tun haben wie Kindererziehung, Partnerschaft, eventuell Ausbildung oder Arbeitsleben und vielleicht wird ja noch ein Haus gebaut oder gekauft. Zu tun hat man immer eine Menge und je nachdem wo man wohnt und wie viel zu tun ist, hat man nicht immer die Zeit, regelmäßig die Oma oder den Opa zu besuchen. Mit solchen Kommentaren soll nur erzwungen werden, dass man sich schuldig fühlt und häufiger zu Besuch kommt. Eine Manipulationsmasche, wenn man so will. Wenn man darauf eingeht und darauf reagiert, dann macht man doch genau das, was die wollen. Daher ignoriere ich das immer und ändere mein Verhalten nicht.
Die letzte Seniorin, die gerne diesen Satz gesagt hat und ständig von ihrem eigenen Tod gesprochen hat, hat im Endeffekt über 15 Jahre länger gelebt als das erste Mal prophezeit. Daher kann ich solche Sprüche nicht wirklich Ernst nehmen. Hattest du nicht in einem Beitrag erwähnt, dass deine Familie weiter weg wohnt, Nelchen? Weiß gar nicht, ob das für alle Familienmitglieder galt und damit deine Oma eingeschlossen hat oder nicht. Im Endeffekt denke ich, dass deine Oma will, dass du dich schuldig fühlst und am besten noch jeden zweiten Tag zum Frühstück und Mittagessen vorbei kommst, bevor sie gefühlt nächste Woche stirbt.
Meine Oma macht das aber nicht nur bei mir, sondern auch bei anderen Mitgliedern aus der Familie, die sie regelmäßig sieht. Ich habe sie leider wirklich schon länger nicht mehr gesehen und kann auf Grund der Entfernung auch nicht so oft hin.
Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass sie viel krank ist und sich deswegen nicht gut fühlt. Sie kann ja auch viele Dinge nicht mehr so wie früher. Da ist es sicherlich auch schwer, wenn man eben einsehen muss, dass einiges nicht mehr so einfach ist und man dann vielleicht Hilfe annehmen muss. Mich macht es nur immer traurig, wenn sie sagt, dass sie ja nicht weiß, ob sie dieses oder jenes dann noch miterlebt.
Ich glaube keineswegs, dass diese Menschen nur Aufmerksamkeit und Mitleid erregen wollen. Es beschäftigt sie einfach. Wir wissen alle, dass unser Aufenthalt nur sehr begrenzt ist. Und nun kommen sie mehr und mehr in die Jahre und mehr und mehr wird ihnen bewusst, wie begrenzt ihre Zeit doch noch ist.
Ehemalige Kollegen, gute alte Bekannte, Nachbarn versterben nach und nach und sie bleiben übrig. Das kenne ich von der Oma meines damaligen Mannes. Sie redete auch oft darüber, dass sie kaum noch Gesellschaft hat, weil alle um sie herum wegsterben. Wir nahmen sie dann immer ernst und trösteten sie und sagten ihr, dass wir sie da gut verstehen können. Und dann war es wieder kein Thema mehr.
Quasselfee hat geschrieben:Das kenne ich von der Oma meines damaligen Mannes. Sie redete auch oft darüber, dass sie kaum noch Gesellschaft hat, weil alle um sie herum wegsterben. Wir nahmen sie dann immer ernst und trösteten sie und sagten ihr, dass wir sie da gut verstehen können. Und dann war es wieder kein Thema mehr.
Schizophrene Argumentation. Mag sein, dass es deiner Meinung nach keine Taktik ist, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, aber du wirst zugeben müssen, dass das genau diesen Effekt hat: man interessiert sich mehr, besucht mehr, kümmert sich mehr und das alles so lange bis es der Person besser geht. Du kannst nicht davon ausgehen, dass jeder Mensch derartige Sätze ohne Hintergedanken ausspricht. Das wäre viel zu naiv.
Natürlich sterben ab einem gewissen Alter sehr viele Freunde, Familienmitglieder und generell Kontakte weg und man wird einsam. Vielleicht sogar, wenn der Partner verstorben ist und die Kinder und Enkel deutlich weniger Zeit haben als früher. Nicht umsonst gehen nicht gerade wenige Senioren dann bewusst zum Arzt, weil sie jemanden zum Reden haben wollen und sich nicht einsam fühlen wollen. Der Tod ist meiner Meinung nach nichts, wovor man Angst haben muss und ich kenne auch keinen einzigen Menschen der älteren Generation, der tatsächlich Angst vor dem Tod und dem Sterben hat. Daher wäre Trost hier meiner Meinung nach (zumindest in meinem Umfeld) komplett überflüssig.
Ich glaube, dass diese älteren Leute Angst vorm Tod haben und sich mitteilen wollen. Es ist auch verständlich, dass man sich vor dem Tod fürchtet, zwar gehört er zum Leben dazu und wir werden alle früher oder später sterben, aber ein unangenehmes Gefühl mit dem Gedanken zu verbinden ist auch nicht verwunderlich. Wir können uns eben nicht vorstellen, nicht mehr zu sein. Deswegen glaube ich, dass bei diesen älteren Menschen einfach Redebedarf besteht.
Außerdem ist es auch so, dass ältere Leute auch öfters krank sind. Beispielsweise haben sie chronische Krankheiten oder hier und da eine altersbedingte Krankheit und andere Probleme. Wenn die Schmerzen an den Kräften zehren, dann kann man auch mal erwähnen, dass man vielleicht bald nicht mehr kann und möchte. Ob diese Menschen dann Aufmerksamkeit wollen? Sicherlich, aber wer möchte das denn nicht?
Wie ich reagiere, wenn ein älterer Mensch vom Tod spricht? Kommt drauf an. Meinem Großvater habe ich damals gesagt, dass ich ihn sehr lieb habe, dabei habe ich ihm auch die Hand gehalten, dann hat er auch den Arm um mich gelegt. Bei meinen Großeltern würde ich so eine Aussage auch nicht einfach stumm abnicken oder ignorieren.
Ich halte mich da nüchtern an die Fakten. Es lebt niemand ewig, keiner weiß wann es einen trifft und er stirbt und warum sollte ich daran etwas beschönigen müssen? Diese Aussagen die hier getroffen werden mit "wir brauchen dich" sind doch nichts was den Tod aufhalten würden und daher nur eine Heuchelei komplett aus dem Zusammenhang gerissen und dienen nur dazu, dass die Oma Mundtot gemacht wird mit ihrem Thema vom Sterben und man auf etwas anderes lenkt was einem selbst besser in den Kram passt. Ich finde das daher reichlich respektlos.
Wenn die Oma das Bedürfnis hat darüber zu sprechen oder auch zu jammern, dann ist das ihr gutes Recht. Mit 80 Lenzen kann man nun auch schon davon ausgehen, dass sie nicht mehr so lange lebt wie sie das schon getan hat und sich damit langsam auch anfreunden oder auseinander setzen muss. Oder sie will es auch, weil es ihr nun langsam auffällt, dass ihre Freunde alle wegsterben oder auch andere Anlässe den Fokus darauf lenken.
Wie gesagt, ich nehme das nicht kommentarlos hin aber ich rede es auch nicht schön und geschweige denn, rede ich es klein und lenke davon ab. Wenn jemand das Bedürfnis hat darüber zu sprechen, dann sage ich nüchtern wie es ist. Mag für den einen oder anderen Herzlos klingen, aber sterben werden wir alle mal und es wird in den meisten Fällen immer jemanden geben, der darüber dann traurig ist oder sich alleine gelassen fühlt. Ändern kann man es dennoch nicht und von daher sollte man das meiner Meinung nach Akzeptieren.
Und warum reitet man darauf herum wenn ältere Menschen davon sprechen? Würde es weniger stören wenn das jemand mit 30 anfängt zu sagen oder seine Bestattung und seine Dinge nach seinem Ableben bereits regelt? Dann kann ich dir sagen, als ich das geregelt habe mit gerade mal 20 Jahren, wie dort geschaut worden ist. Da kamen Aussagen wie "du hast doch noch so viele Jahre" aber wissen kann das doch niemand.
Ich bin gerne vorbereitet, daher habe ich das auch früh gemacht, meine Jobs haben das auch notwendig gemacht da in diesen immer der Fall eintreten kann, dass ich nicht lebend nach Hause komme. Hinterher war ich krank, fast schon abgeschrieben und auch da fand ich es gut, dass ich alles vorher geregelt hatte. Da war ich noch keine 30 Jahre alt und auch da in diesen Umständen kam wieder das ablenken mit "du hast noch so viel Zeit" von anderen, die das Thema einfach nicht ansprechen wollen. Mit dem Alter hat das rein gar nichts zu tun, die Älteren erweisen sich dann meistens doch als Bodenständiger und befassen sich damit, weil es sie in naher Zukunft betreffen könnte mit einer größeren Wahrscheinlichkeit.
Täubchen hat geschrieben:Quasselfee hat geschrieben:Das kenne ich von der Oma meines damaligen Mannes. Sie redete auch oft darüber, dass sie kaum noch Gesellschaft hat, weil alle um sie herum wegsterben. Wir nahmen sie dann immer ernst und trösteten sie und sagten ihr, dass wir sie da gut verstehen können. Und dann war es wieder kein Thema mehr.
Schizophrene Argumentation.
Lass mal langsam gut sein. Ich bin sehr geduldig und weiß ja auch von wem es kommt und warum. Aber in seine Wortwahl kann man schon auch Respekt legen. Ich bin nicht schizophren und Menschen mit solcher schlimmen Erkrankung haben es nicht verdient, dass andere sie als Beleidigung missbrauchen. Ein respektvoller Umgang schadet niemandem, sondern nutzt auch diesem Forum. Leben und leben lassen, sich nicht so wichtig nehmen, immer mal tief durchatmen, wäre hier angebrachter.
Meine Ur Oma war da auch so. Ich habe es dann auch angesprochen und sie versicherte mir, dass sie das gar nicht negativ sieht und ja ein schönes Leben hatte. Es ging ihr wohl eher darum, dass sie Dinge nicht mehr ewig schieben wollte und deswegen dann so etwas gesagt hat. Vielleicht ist es im Fall deiner Oma auch so. Man weiß nun mal auch, dass das Leben endlich ist. Da ist es ja höchst natürlich auch davon zu reden, was einen emotional bewegt.
Ich denke man sollte immer mit Verwandten über die eigenen Gefühle reden können und vielleicht sucht man ja dann auch nach lieben und netten Worten oder bereut auch mal etwas, weil man gewisse Dinge einfach nicht mehr machen kann. Das ist sicherlich im Alter nicht gerade leicht und man sollte sich vor Augen führen, dass das für die Betroffene noch schlimmer ist als für einen.
Ich kann mir vorstellen, dass es für Menschen, denen der Sensenmann wohl oder übel schon über die Schulter schaut, absolut kränkend und auch belastend sein kann, immer mit mehr oder weniger wohlmeinenden Plattitüden abgewürgt zu werden, weil das Thema dem Gegenüber unangenehm ist. Klar, Floskeln absondern kann jeder, aber meiner Erfahrung nach wiegeln gerade die Leute, die immer tönen, dass der Tod ja ein ganz natürlicher Teil des Lebens sei, derlei Themen panisch ab mit einem "Ach Omma, du überlebst uns doch alle!"
Von daher wäre es aus zwischenmenschlicher Sicht wohl eher angemessen, auch auf unangenehme Themen einzugehen und auch mal zuzuhören, und nicht gleich zu krähen, dass Omma ja nur "Aufmerksamkeit" wolle. Tatsache ist eben, dass man das nahende Ende irgendwann nicht mehr wirklich verleugnen kann. Und ich finde es auch ganz nachvollziehbar, allmählich damit anzufangen, seine "Angelegenheiten zu ordnen", wie man so schön sagt. Aber wenn es immer nur sinngemäß heißt: "Hör auf zu jammern, ich will mit dir nur über "schöne" Sachen reden!", braucht man auch sonst nicht so zu tun, als läge einem Omas Wohlergehen am Herzen.
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