Wie psychisch belastend sind OP-Narben?
Meine Schwiegermutter wurde vor nicht allzu langer Zeit operiert, weil sie wohl Gallensteine hatte. Es gab Probleme und Komplikationen während der OP, sodass sie kurz nach dem ersten Eingriff noch einmal notoperiert werden musste. Der ganze Aufenthalt im Krankenhaus sollte nur knapp eine Woche dauern und nur einen Eingriff umfassen, letztendlich wurde sie jedoch 4 mal operiert und war drei Wochen im Krankenhaus.
Sie hat jetzt eine sehr große OP-Narbe quer über den ganzen Bauch, die Narbe sieht auch sehr tief aus und ist überhaupt nicht schön anzusehen. Schlimm finde ich das jedoch nicht, denn sichtbar ist das durch die Kleidung sowieso nicht. Außerdem bin ich froh, dass es ihr jetzt gut geht und sie am Leben ist, da stören solche kleinen körperlichen Makel meiner Ansicht nach überhaupt nicht.
Mein Freund ist jedoch anderer Meinung. Er glaubt, dass diese Narbe seine Mutter sehr stark psychisch belastet, auch wenn sie versucht sich nichts anmerken zu lassen. Wie psychisch belastend sind OP-Narben? Kann man als Außenstehender irgendetwas sagen oder tun, um den Betroffenen zu helfen?
Narben sind so eine Sache. Es gibt Leute, die darunter leiden, da muss man wahrscheinlich noch differenzieren, ob sie die Narbe nur als Schönheitsmakel betrachten oder ob der Anblick sie ständig an ein schlimmes Erlebnis erinnert. Es gibt ja auch Leute die ihre Narben feiern, in Tattoos einbauen und sagen, dass sie etwas überlebt haben. Manche Frauen sind auch stolz auf die Narben ihrer Kaiserschnitte.
Ich denke auch, dass dies jeder Mensch anders angeht. Mich stören sie zum Beispiel nicht, da sie von fremden Menschen nicht gesehen werden. So hatte vor Jahren eine frühere Nachbarin einen Unfall, wo auch eine Gesichtsrekonstruktion gemacht werden musste. Die ersten Monate ist sie allen Nachbarn und Bekannten aus dem Weg gegangen. Da hat sie nur ihren Mann und die Eltern um sich geduldet. Obwohl die eine kleine Narbe aus meiner Sicht gar nicht so schlimm war.
Ich hatte mich dann mal mit meiner Beraterin der Krankenkasse darüber unterhalten, weil sie die Familie auch kannte. Und da bekam ich die Antwort, dass ich anders damit umgehen würde, weil ich Kinder hätte. Mir wäre es daher wichtiger, dass ich mich umfassend selbst um meine Kinder kümmern könnte und das Aussehen dabei zweitrangig wäre.
Die Aussage ist gar nicht so verkehrt. Vor allem, wenn es um sichtbare Narben geht. Bei Narben an Stellen, die man so niemanden zeigt, ist es dann sicherlich das Aussehen der Narbe, was da beeinflusst. Du schreibst selbst, dass die Narbe sehr auffällig wäre, so dass man sie selbst kaum aus dem Sichtfeld verbannen kann, wenn man ohne Kleidung ist. Und das kann schon die Psyche negativ beeinflussen.
Ich habe zwei Operationsnarben an meinem rechten Sprunggelenk, von beiden Seiten eine. Eine Narbe ist nur fünf Zentimeter lang, die andere sogar ganze fünfzehn. Ich muss sagen, dass ich mich jedoch gar nicht daran störe. Natürlich fände ich es wesentlich schöner, keine Narben zu haben, aber ich kann ja nichts dran ändern und ich kann den Unfall nicht rückgängig machen. Damit muss ich nun leben, was ich aber eben nicht schlimm finde.
Ich hatte das Glück, einen wirklich guten Arzt gehabt zu haben, der wirklich gut operiert hat. Die Narben sind im Laufe der Jahre sehr stark verblasst und man sieht sie nun auch nur, wenn man genau hinsieht. Wenn man mich normal ansieht, fallen die Narben überhaupt nicht auf, das sieht man eigentlich nur dann, wenn man direkt drauf schaut. In erster Linie sieht man aber auch nur die Vertiefung vom Schnitt aber das auch verhältnismäßig leicht. Von daher habe ich gar kein Problem damit, kurze Hosen und andere kurze Sachen zu tragen. Ich möchte mich da nicht einschränken. Es reich schon, wenn die Schmerzen mich einschränken, da muss ich mich nicht noch selbst einschränken.
Dass Op-Narben allgemein psychisch belastend sind, kann man so also nicht sagen. Es kommt wohl auf die Art der Narbe an und darauf, wo man sie hat. Sicherlich sind Narben im Gesicht um einiges belastender, als woanders. Gerade bei Brust-Vergrößerungen hat man ja auch eine Narbe unter der Brust. Das scheint aber trotzdem die Frauen nicht davon abzuhalten, sich unters Messer zu legen. Diese Narben sieht man dann im Normalfall ja auch nicht und man rechnet ja auch damit, dass sie mit der Zeit verblassen.
Das kommt wohl wirklich immer ganz auf den Einzelfall an. Meine Mutter hatte eine Narbe vom Rücken bis nach vorne zum Brustansatz über den halben Brustkorb. Dazu kamen drei bauchnabelartige "Löcher" von den Drainagen. Das Entfernen eines Lungenflügels geht eben nicht spurlos an einem Körper vorbei.
Ihr war diese Narbe nur vor Fremden peinlich, weil da dann eben doch gestarrt worden ist. Im Schwimmbad sah man es beispielsweise. Ansonsten hat es sie nicht weiter belastet, ich bin auch erst danach entstanden. Nur bei Fremden oder bei Arbeitskollegen hat es sie gestört. Sie wollte eben nicht angestarrt, darauf angesprochen oder gar für nicht leistungsfähig gehalten werden.
Bei mir ist das anders. Ich habe eine lange Narbe am Unterarm, die wird gerne für einen Selbstmordversuch gehalten. Im Sommer sprechen mich garantiert selbst Kassierer darauf an. Das stört mich nicht, ich finde es auch nicht peinlich. Außerdem gleichen meine Rippen auf einer Seite einer Buckelpiste. Das sieht im Röntgenbild wie ein Mosaik aus und fällt in enger Kleidung auf.
Auch das ist mir egal, ich bin einfach froh, dass ich damit relativ beschwerdefrei leben kann. Dann hätte ich noch eine Narbe im Intimbereich zu bieten. Die ist tatsächlich eher jedem anderen peinlich, ich denke nur selten an sie. Das passiert nur bei solchen Themen wie diesem hier, wenn ein neuer Frauenarzt schlucken muss oder früher, wenn ein neuer Partner irritiert war.
Da ist zwar alles glatt verheilt, aber man sieht die frühere Verletzung genau. Mich hat halt einmal ein großer Hund erwischt. Nach dem Abheilen sieht es aus, als hätte mich Dracula persönlich oder irgendein Zombie gebissen. Alle kleineren Narben sind mir erst Recht egal. Man sieht halt, dass ich mein Leben lebe.
Die Operationsnarben entstehen ja nicht im Vakuum sondern aufgrund einer Verletzung oder Erkrankung und wenn die Operation noch nicht so lange her ist, ist man doch erst mal damit beschäftigt wieder fit und beweglich zu werden und macht sich keine großen Gedanken um die Narben.
Und natürlich sehen frische Operationsnarben immer schlimm aus, wenn die Haut gerötet ist und das Gewebe geschwollen ist und wenn man vielleicht auch noch Blutergüsse hat. Das braucht eben seine Zeit bis das verheilt. Ich habe eine Narbe von Januar, die hat mit zuerst an Frankensteins Monster erinnert, aber inzwischen ist sie fast ganz verblasst und ich mache mir darüber gar keine Gedanken mehr wenn ich Shorts oder kurze Röcke trage.
Ich finde es kommt immer auf die jeweilige Person drauf an, wie diese damit umgeht. Sicherlich sind es optische Makel aber damit geht jeder anders um. Manche stört es nicht wenn darüber gesprochen wird oder man darauf angesprochen wird, andere flippen vollkommen aus und andere verkriechen sich in ihr Schneckenhaus.
Somit kann man es als Außenstehender schon am Verhalten der Betroffenen Person merken, wie diese mit der Sachlage umgeht. Und wenn die Mutter sich normal verhält, dann muss man ihr auch keine psychische Belastung anhängen.
Ich habe nur Narben auf meinem kompletten Körper. Zum einen von den Schlägen in der Kindheit, diverse Operationen, Drainagen und sonstiges. Die meisten sind zwar blasser geworden aber dennoch werden sie immer da sein. Ich muss ich damit nicht verstecken und wieso sollte ich nun immer lange Sachen anziehen, damit es niemand sieht? Darauf angesprochen werde ich selten aber hinter dem Rücken wird darüber geredet. Mich stört es nicht, ich finde es nur reichlich feige von den anderen Personen nicht direkt zu fragen anstatt sich selbst etwas zurecht zu spinnen.
Aber ich kann auch sagen, dass jede meiner Narben zu mir gehören und auch ein Teil von mir sind. Im Prinzip lässt sich mein komplettes Leben anhand meiner Narben und Wunden beschreiben und das erinnert mich auch immer wieder an einige unschöne und schöne Gegebenheiten. Aber in Szene setzen durch diverse Mittel und spezielle Kleidung muss ich das ganze nicht.
Das kommt sicherlich ganz auf die Person an, aber ich sehe es so, dass niemand perfekt ist und man durchaus auch eine Narbe haben kann und sich trotzdem gut fühlen kann. Ich habe bisher nur eine Narbe und auf die bin ich sehr stolz. Ich finde sie auch nicht hässlich, weil sie gut gemacht ist. Es handelt sich um meine Kaiserschnittnarbe.
Nun kann man natürlich auch daut argumentieren, dass man diese Narbe nun im normalen Alltag nicht sieht, aber ich habe auch durch die Schwangerschaft Dehnungsstreifen gehabt oder habe sie noch, weil die ja nie wirklich weggehen und nur verblassen. Ich fand das anfangs schon belastend, weil es einfach ganz anders war, aber nun habe ich es verarbeitet und kann mich wieder hübsch finden.
Ich denke, dass die Mutter froh sein kann, dass alles gut gegangen ist und kann eigentlich auch ein bisschen Stolz auf die Narbe sein, weil sie einen daran erinnert, dass man das Leben genießen soll und es jeden Tag vorbei sein kann. Optisch gesehen sind viele Narben doch einfach nur ein Strich, der mit en Jahren auch besser wird, ich denke nicht, dass man sich deswegen langfristig wirklich Gedanken machen muss. Wenn man wenig Selbstbewusstsein hat, wird man dies aber dennoch tun.
Wie soll man das so pauschal beantworten können? Manche OP-Narben sind drei Zentimeter lang und/oder an verdeckter Stelle, sodass man den Menschen schon sehr genau mustern muss, um sie überhaupt wahrzunehmen. Andere OP-Narben stellen wahre Krater da, sind mitten im Gesicht oder ziehen sich quer über den Brustkorb. Da würde ich spontan vermuten, dass die zweite Kategorie im Schnitt "belastender" wirkt.
Außerdem macht es bestimmt auch einen Unterschied, ob die Narbe von einer relativ harmlosen, geplanten oder "Schönheits"-OP von vor 20 Jahren herrührt oder das Ergebnis eines brutalen und traumatischen Erfahrung ist. Dazu kommen dann noch die allgemeinen Lebensumstände des Betroffenen. Ein blutjunges BH-Model oder ein eitler Fatzke kommen mit einer Narbe sicher schlechter zurecht als jemand, der körperliche Verfalls- und Alterserscheinungen als unabwendbar hinnimmt und Narben eher als Beweis ansieht, etwas überstanden zu haben.
Wenn man einen Menschen also nicht gut kennt, sollte man sich meiner Meinung nach davor hüten, ihm oder ihr eine psychische Belastung entweder anzudichten oder abzusprechen. Für manche Leute ist ein besserer Kratzer schon ein Trauma, während sich andere nach ihrer Brust-Amputation stolz fotografieren lassen, weil sie die Narben als Zeichen ihrer Courage sehen.
Ich denke, eine große Rolle bei deiner Schwiegermutter spielt auch die Tatsache, dass es Notoperationen waren, sie hatte sicherlich große Angst, was mit ihr geschieht, ob sie alles gut durchsteht, hatte bestimmt auch starke Schmerzen. Das kann schon in vielerlei Hinsicht traumatisierend sein. Und bei der Narbe handelt es sich ja um eine wirklich auffällige, große und bestimmt auch schmerzhafte Narbe.
Auch wenn es keine auf dem ersten Blick für Außenstehende sichtbare Narbe ist, wie beispielsweise eine im Gesicht oder Halsbereich, wird sie diese sicher oftmals am Tag spüren, und nicht zu vergessen, bei jedem Blick in den Spiegel sehen. Immer und immer wieder an so eine schreckliche Situation voller Angst und physischen Schmerz erinnert zu werden, kann sicher extrem belastend sein für die Psyche.
Andere Aspekte, die da eine Rolle spielen könnten, sind auch ein gewissen Schamgefühl, weil es sich vielleicht in Augen einiger Personen um ein "Schönheitsmakel" handelt und am Selbstwertgefühl kratzt.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung 1029mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Rubbelfeld · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung
- Palmen für die Wohnung 2989mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Dreddi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen für die Wohnung
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun? 1842mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: helgak62 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun?
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel? 1337mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wawa666 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel?