Wie oft spielende Kinder auf der Straße kontrollieren?

Familie U. wohnt in einer kleinen Siedlung. Die Straße, in der die Familie lebt, ist eine sogenannte Spielstraße. Die Straße endet in einem Wendehammer, der gerne von den Kindern der Siedlung als Treffpunkt zum Spielen genutzt wird.

Die Kinder von Familie U. sind sieben und neun Jahre alt. Beide können bereits die Uhr lesen und halten sich an Absprachen, wann sie daheim sein müssen. Bei dem guten Wetter spielen auch sie mit anderen Kindern der Siedlung im Wendehammer. Die Kinder sind dabei nicht immer leise, aber auch nicht so laut, dass die ganze Siedlung durch Kinderlärm aufgeweckt wird.

In der Regel sind die Kinder von Familie U. maximal zwei Stunden mit den anderen Kindern im Wendehammer am spielen. Zwischendurch gehen sie aber immer mal wieder nach Hause, um was zu trinken oder was zu essen oder um die Toilette zu besuchen. Sie spielen also nie den ganzen Tag/Nachmittag durchgehend im Wendehammer.

Nur wurde die Mutter von einem Nachbarn angesprochen. Der Nachbarn wohnt näher am Wendehammer als die Familie U. und seine Kinder sind an sich den ganzen Tag, beziehungsweise den ganzen Nachmittag dort zum Spielen. Der Nachbarn meinte, Frau oder Herr U. müssten öfters nach ihren Kindern schauen. Es ginge nicht, dass die zwei Kinder der Familie U. den ganzen Tag dort derart laut spielen, davon würden auch die kinderlosen Anwohner sich gestört fühlen. Er selber würde jede Viertelstunde nach seinen Kindern sehen.

Im Verlauf des Gespräches meinte der Nachbar auch, man habe ja schließlich auch die Aufsichtspflicht und müsste die Kinder deshalb in kurzen Abständen kontrollieren. Das Ehepaar U. sieht das ein wenig anders. Müssen Kinder wirklich konstant kontrolliert werden, wenn sie in einer Spielstraße spielen? Wird die Aufsichtspflicht verletzt, wenn man die spielenden Kinder nicht jede Viertelstunde kontrolliert? Die Mutter sieht die Kinder ja am Nachmittags öfters und schaut auch gelegentlich mal aus einem Fenster, welches einen Blick auf den Wendehammer hat. Ist das nicht ausreichend, um seiner Aufsichtspflicht nach zu kommen?

Ich glaube als Kind wäre ich nicht mehr nach draußen gegangen, wenn meine Eltern alle Viertelstunde nach mir sehen gekommen wären. Das wird einem doch irgendwann zu blöd und vor allem ist das ja auch peinlich für ein Kind, wenn es so von den Eltern kontrolliert wird. Ich war teilweise 4 - 5 Stunden alleine draußen ohne nach Hause zu kommen, einfach nur bei Freunden oder auch draußen am spielen.

Ich würde auf jeden Fall mit dem Kind eine Zeit ausmachen und dann ist es auch gut. Ich meine Kinder brauchen auch mal Freiräume und wenn man weiß wo das Kind ist und dass es dem Kind gut geht, dann muss man da auch nicht ständig daneben stehen, nicht in dem Alter.

Heutzutage werden die Eltern auch irgendwie immer überwachender und kontrollieren ihre Kinder ständig. Warum kann man ein Kind denn nicht mal Kind sein lassen und dem Kind auch mal Zeit für sich lassen? Früher sind die Kinder kilometerweit weg gegangen, wenn sie spielen waren, heute darf man nur noch wenige Meter weg sein und muss dann auch noch in Sichtweite sein und womöglich noch alle 15 Minuten angesprochen werden, ob es einen gut geht und man noch nicht vom bösen Mann entführt wurde. Das ist doch Quatsch, ein bisschen Vertrauen in das Kind und in die eigene Erziehung muss man schon haben.

Wenn das Kind schon alt genug ist, dass es ohne Aufsicht draußen spielen kann, dann würde ich auch nicht alle paar Minuten nach dem Kind sehen. Ein Kleinkind würde ich persönlich jetzt nicht ohne Aufsicht draußen spielen lassen, aber bei einem älteren Kind geht das durchaus. In der Regel spielen Kinder ja nicht ganz alleine draußen, sondern mit anderen Kindern - egal ob jetzt mit Geschwistern oder mit den Nachbarskindern oder Freunden. Irgendwann weiß man als Elternteil ja auch, mit dem das Kind so zu tun hat und muss sich weniger Sorgen machen. Auch werden die Eltern dem Kind die wichtigsten Regeln beigebracht haben, also dass man zum Beispiel bei fahrenden Autos aufpassen muss und so weiter.

Ich würde dem Kind einfach eine Zeit nennen, zu der es zu Hause (beispielsweise wegen Essen oder Bettzeit) zu Hause sein soll und wenn es dann unpünktlich ist, wird es entsprechende Kontrollen zu spüren bekommen und ansonsten würde ich den Freiraum lassen. Das Kind muss lernen, dass man sich an Absprachen und Regeln zu halten hat und wenn diese eingehalten werden ist das Vertrauen entsprechend groß.

Also wenn man mich alle 15 Minuten kontrollieren würde, dann wäre ich als Kind aber regelrecht ausgeflippt. Denn ich musste nicht in diesem Sinne kontrolliert werden und Vorsicht ist Okay, aber bitte nicht alle 15 Minuten. Und mir wäre es als Kind auch sofort aufgefallen, wenn die Nachbarin immer aus dem Fenster gucken würde, raus kommen würde oder am Balkon mich sehen würde, dass ihre Aufmerksamkeit auch mir gilt. Das hätte ich als Kind zum ausflippen gebracht.

Man wusste genau wo ich bin. Das habe ich immer offen kommuniziert. Ich habe immer eine Uhrzeit gehabt, wann ich nach Hause sollte. Danach konnte ich z.B. um 20.00 Uhr auch noch raus, aber ich sollte wenigstens mal bei Mama vorbeischauen, ob ich noch lebe. Telefonzelle in der Nähe? Gerne auch mal kurz durchbimmeln, wenn ich jetzt woanders hingehe usw.

Meine Mama wollte immer nur indirekt wissen, wo man ist, falls mal etwas passiert. Nachgeschaut hat die aber nie. Ich hätte der auch wirklich etwas vom Pferd erzählen können. Bei Oma war ich dann auf dem Spielplatz, im Park und mehr. Auch sie wollte nur wissen, wo ich bin und gut war.

Ich musste auch nicht immer extra rein, um Mittag zu essen. Ich kam aber meist, wenn ich Hunger hatte eh rum, habe was gegessen und war wieder weg. Ich bin also meiner Familie dankbar, dass wir nicht derart kontrolliert wurden.