Wie offen seid ihr dafür Dienste mit Kollegen zu tauschen?
Ich bin aktuell bei einer Zeitarbeitsfirma über 700 Kilometer entfernt von meinem Heimatort eingesetzt. Freunde habe ich hier bisher noch nicht gefunden und werde mir wahrscheinlich auch keine suchen, da ich nicht weiß, wie lange ich noch hier sein werde. Dementsprechend habe ich in meiner Freizeit nicht so viel zu tun, gehe recht viel spazieren, mache ein wenig Sport zu Hause, aber bin nicht so zeitlich angebunden wie zu Hause, wo ich meinen Freund, bald meinen Hund und eben auch meine zwei Pferde zu versorgen habe.
Dementsprechend bin ich recht offen, was das Tauschen von Diensten mit Kollegen angeht und alle sind immer sehr dankbar, wenn sie mit mir tauschen können. Da ich sowieso hier bin und meine Freizeitgestaltung von nichts abhängt, habe ich kein Problem damit zu tauschen, wenn andere Leute dadurch ihre Termine besser wahrnehmen können. Mich selbst stört das nicht, solange es meine freien Tage nicht betrifft, bei denen ich nach Hause fahre.
Wie ist es bei euch? Seid ihr dem Tausch von Diensten mit Kollegen gegenüber auch sehr offen oder behaltet ihr eure Dienste lieber, weil ihr gerne Planungssicherheit habt oder einfach keine Lust habt noch mal zu tauschen? Oder hängt es bei euch vielleicht auch davon ab, wer euch fragt, ob ihr tauschen wollt?
Da ich nur knapp 15 Minuten zu Fuß von der Arbeit entfernt wohne, keine Kinder und auch nur wenige andere private Verpflichtungen habe und Verständnis dafür habe, dass andere Leute öfter mal spontan umplanen müssen, wenn familiäre oder terminliche Probleme auftreten, gehöre ich zu den flexibleren Tauschpartnern auf der Arbeit. Ich bin gerne bereit, einen Dienst zu übernehmen, wenn mir dafür an anderer Stelle einer abgenommen wird, und wenn ich genügend Vorlauf habe, dann kann ich auch meinen Terminkalender entsprechend umorganisieren.
Schwierig ist es für mich lediglich, wenn es um Dienste am gleichen oder am nächsten Tag geht, oder wenn ich von langer Hand bereits größere Verpflichtungen und Pläne auf einen dienstfreien Tag gelegt habe. Zur äußersten Not mache ich auch das mal möglich, wenn sonst niemand einspringen kann, aber ich mache es nur ungern so spontan. Allerdings gibt es ja meistens auch gute Gründe, wenn jemand so kurzfristig ausfällt, und da mir das ganz genauso irgendwann passieren kann und ich mir dann auch ein BackUp wünschen würde, mache ich dann auch niemandem einen Vorwurf.
Als ich in der Gastronomie gejobbt habe, habe ich immer gerne Dienste für Kolleginnen übernommen wenn es bei mir gepasst hat. Das hatte nämlich den großen Vorteil, dass ich selber auch darauf hoffen konnte, das man mir mal einen Dienst abnimmt wenn bei mir irgendwas dringendes anstand. Wenn man sich da stur und unflexibel zeigt und auf seinen Dienstzeiten besteht hat man es deutlich schwerer wenn man selber mal auf die Hilfe der anderen angewiesen ist.
Bei uns im Team ist es so, dass wir sieben Personen sind und jeweils zwei Dienste pro Arbeitstag haben. Einer von uns muss den Frühdienst übernehmen und schon um 06:00 Uhr anwesend sein und einer von uns hat den Spätdienst und muss bis mindestens 16:00 Uhr bleiben. Die anderen fünf Kolleginnen dürfen ihre Gleitzeit nutzen und von 06:00 Uhr bis 18:00 Uhr mehr oder weniger kommen und gehen wann sie wollen so lange sie mindestens 4 Stunden anwesend sind. Zusätzlich dazu haben wir noch einen "Bereitschaftsdienst" fürs Wochenende den jeweils eine Kollegin pro Wochenende übernehmen muss. Diejenige muss sozusagen auf Abruf in die Arbeit kommen.
Unseren Schichtplan machen wir immer zum 20. des Vormonats. Wir erstellen den Plan in Absprache untereinander und nehmen da schon viel Rücksicht auf persönliche Vorlieben und Termine. Kolleginnen mit Kindern kommen zum Beispiel seltener beim Frühdienst dran, eine andere Kollegin stimmt ihre Schichten mit denen ihres Mannes ab. Bevor unser Vorgesetzter den Plan zu Gesicht bekommt haben ihn sozusagen alle betreffenden Kolleginnen schon gesehen und abgenickt. Aus diesem Grund kommt es sowieso sehr selten vor, dass Dienste getauscht werden müssen.
Wenn es tatsächlich mal der Fall ist, dass ein Dienst übernommen oder getauscht werden muss - z.B. aus Krankheitsgründen, kurzfristigen Arztterminen - dann bin ich da die letzte die "Nein" sagt. Gerade bei den Spätdiensten handelt es sich da um ein / zwei Stunden die ich dann länger bleiben muss wie geplant, also für mich nicht wirklich ein "Opfer". Auch bei Bereitschaftsdiensten fürs Wochenende hab ich kein großes Problem. Die Wochenenden gestalten wir meistens spontan, sodass ich auch da kein großes "Opfer" bringe wenn ich dann mal einen Dienst übernehme. Meist ist es sogar auch so, dass ich auf einen Tausch verzichte und die Dienste einfach zusätzlich auf mich nehme. Das Ganze beruht in unserem Team aber auf Gegenseitigkeit. Ich weiß genau, es findet sich immer jemand der auch meinen Dienst machen würde.
Das finde ich eigentlich total schlimm, was man da mit dir macht. 700 km weg von zu Hause ist ja wirklich eine wahnsinnige Entfernung, schon die Fahrt dauert doch sicherlich fast einen halben Tag. Ich will die Zeitarbeit nicht generell verteufeln, aber dass man da Mitarbeiter einmal ans andere Ende des Landes schickt ist echt eine Frechheit, als ob es dort keine anderen Mitarbeiter in der Region gäbe, die ähnliche Aufgaben übernehmen können.
Ich glaube, ich wäre total frustriert, wenn ich so weit weg müsste und wäre dann gar nicht mehr großartig bereit, irgendwas für andere Leute zu machen, weil ich mich so über meine eigene Situation ärgern würde. Ich weiß, es gibt Menschen, die reisen gerne, aber das wäre für mich total schlimm, solche Entfernungen.
Ansonsten im früheren normalen Arbeitsleben habe ich ich manchmal einzelne Aufgaben für andere übernommen. Da musste ich etwas Kurse halten und es kam vor, dass eine anderen Mitarbeiterin ihren Kurs nicht durchführen konnte oder schlicht krank war und dann musste ich das machen. Da wurde aber nicht gefragt, das wurde mir dann einfach aufgedrückt. Mir war das nicht immer so recht, weil das mitunter zur Folge hatte, dass ich zu Zeiten arbeiten musste, zu denen ich ansonsten schon Feierabend gehabt hätte. Aber wie gesagt, ich hatte da leider keine Wahl. Ich bin nämlich eher dafür, dass man den Kurs dann mal pausiert oder diese eine Veranstaltung dann wieder nachholt, wenn der Mitarbeiter zurück ist und nicht andere einspringen lässt.
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