Wie Menschen für "Fast Fashion" sensibilisieren?

vom 14.06.2019, 11:19 Uhr

Leider viel zu viele Modeketten lassen ihre Kleidung unter sehr prekären und unmenschlichen Bedingungen produzieren. Die Näher/innen sind häufig noch Kinder, die Arbeiter/innen können von ihren Löhnen nicht Leben, arbeiten im Akkord und müssen bei große körperliche Belastungen ertragen und sind zudem auch noch schädlichen Chemikalien ausgesetzt, ohne ausreichend geschützt zu sein.

Ein zu diesem Zustand beitragender Faktor ist ja die "Fast Fashion Strategie", bei der es teilweise jeden Monat in den Läden eine neue Kollektion zu günstigen Preisen gibt mit dem Ziel, den Kunden immer häufiger in seine Läden zu locken, um ständig neue Ware zu kaufen.

Wie könnte man die Menschen dafür sensibilisieren, welche Folgen diese Art des Konsums hat? Zwar gibt es inzwischen auch viele Labels, die sich bewusst gegen dieses Konzept entschieden haben, aber ich persönlich habe den Eindruck, dass bei vielen Menschen noch gar kein wirkliches Bewusstsein dahingehend entwickelt hat. Wie sind da eure Erfahrungen?

Eine Möglichkeit wäre, Transparenz zu schaffen, indem man jedes im Laden angebotene Kleidungsstück mit einem Etikett versieht, wie die Nährwertinformationen auf Lebensmitteln, auf dem steht, wie genau das Kleidungsstück produziert wurde. Dazu muss allerdings auch dem Hersteller genau klar sein, welche Wege seine Textilien hinter sich haben, was ja auch nicht immer der Fall ist. Was könnte man eurer Meinung nach noch machen?

» Viktoria_ » Beiträge: 398 » Talkpoints: 32,44 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Aufklärung ist sicherlich alles. Wie es momentan ja auch mit dem Plastik gemacht wird, man muss es immer wieder medial ansprechen und dann wird es auch irgendwann immer mehr Leute erreichen. So ein Label oder Anhänger am Kleidungsstück interessiert mich ehrlich gesagt nicht die Bohne. Es wäre natürlich schön, wenn die Bedingungen bis zu meinem Kleidungsstück schön wären und jeder auch von seiner Arbeit leben könnte, aber so ist es nun mal nicht. Daran kann ich aber auch nur bedingt etwas ändern.

Ehrlich gesagt würde ich es auch besser finden, wenn man auf Second Hand Händler mit Kleidung mehr hinweisen würde. Die Kleidung ist da wirklich noch sehr gut und ich kaufe da auch gerne mal. Bisher habe ich nur in seltenen Fällen gesehen, dass das Teil schon mal getragen wurde. Ich mache das aus der Überzeugung heraus, dass man nicht alles immer neu kaufen muss, außerdem findet man immer mal wieder ein schickes Teil, was aber nicht aktuell in Mode ist.

Ich denke, dass bei den Marken selber ein Umdenken stattfinden muss. Letztendlich muss man es aber auch schaffen das möglichst günstig zu halten und das ist nicht gerade leicht, wenn man auf Hochwertigkeit setzt. Man muss aber wirklich etwas ändern, da für ein Kleidungsstück wirklich viele Menschen leiden müssen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Jeden Monat ist gut, inzwischen sind täglich neue Klamotten in den Geschäften normal. Ich habe mal in einem H&M eine Aufschrift an der Wand gesehen nach dem Motto "bei uns kommen täglich neue Sachen an, kommt doch einfach öfter vorbei um nichts zu verpassen".

Und ja, die Lieferketten in der Textilindustrie sind leider extrem schlecht nachzuvollziehen. Selbst "fair fashion" Labels haben da teilweise Lücken in der Dokumentation. Man muss ja beim Anbau der Baumwolle anfangen und wenn man Plastik verwendet im Prinzip sogar bei der Erdölförderung.

Das Bewusstsein für faire Mode steigt schon, habe ich den Eindruck. Also nicht nur in meinem persönlichen Umfeld, was ja wenig aussagekräftig ist, sondern generell. Auf der Fashion Week in Berlin gibt es inzwischen zum Beispiel einen extra Bereich, in dem nur Anbieter von nachhaltiger Mode ausstellen.

Aber bei der breiten Masse ist das glaube ich genauso wie mit der gesunden Ernährung. In der Theorie weiß man wies richtig geht, in der Praxis isst man trotzdem oft das falsche. Genauso weiß natürlich jeder, der ein bisschen nachdenkt, dass man für 3 Euro kein T-Shirt herstellen kann, das eine faire Bezahlung der Näherinnen beinhaltet. Aber bevor das logische Denken einsetzt springt das Belohnungszentrum an und das tolle "Schnäppchen" wird gekauft.

Vielleicht ist die Lösung gar nicht unbedingt den Leuten immer wieder vor Augen zu halten, wie unfair die billigen Fummel hergestellt wurden. Vielleicht heißt die Lösung einfach für einen bewussteren Konsum zu werben. Denn die Leute, die nicht mehr wahllos einkaufen sondern sich auf wenige Stücke pro Jahr oder pro Saison beschränken, kaufen automatisch hochwertiger und fairer.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich habe nicht den Eindruck, als sei zu viel "Sensibilisierung" überhaupt gewollt. Die Leute, die mit H&M, C&A und Co. den dicken Reibach machen, haben nur insofern Interesse daran, ob die Näherin in Bangladesch 16-Stunden-Schichten schieben muss, als dass die Schichten auch tatsächlich stattfinden.

Es würden ja ganze Imperien zusammenbrechen, wenn auf einmal tatsächlich nur noch die Kleidungsstücke gekauft werden, die man auch braucht. Am Ende halten die Klamotten noch länger als eine Saison oder können gar umgearbeitet werden oder sind sogar getragen als Second Hand noch gut. Wer will das schon? Außer natürlich der Umwelt. Und am Ende verliert die Näherin in Bangladesch auch noch ihren Job, wenn ich nicht jede Woche ein T-Shirt für drei Euro kaufe, und bekommt nicht mal mehr die fünf Euro im Monat. So könnte man auch argumentieren, und wenn man zynisch genug ist, tut man das auch.

Ich denke daher, dass "Fast Fashion" auch auf lange Sicht noch der Standard bleiben wird, nicht zuletzt, weil hochwertigere Kleidung zu einem angemessenen Preis gar nicht billig sein kann, und viele Leute können sich schlicht kein T-Shirt für 50 Euro leisten. Und die Gewohnheit spielt natürlich auch eine Rolle, wenn sich 10 Euro mal als angemessener Preis in den Hirnen verankert haben, erscheinen 25 Euro auf einmal astronomisch hoch, selbst wenn man die Kohle übrig haben sollte.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Neben Aufklärung setze ich auch auf das Lieferkettengesetz, das letztes Jahr beschlossen wurde und ab 2023 in Kraft tritt. Auch sollte man in den Schulen die Kinder durch entsprechende Filme sensibilisieren, denn diese sind es ja naturgemäß, die sich modisch ausprobieren möchten. Das ist nicht verwerflich, aber sie sollten darüber aufgeklärt werden, unter welchen Bedingungen zum Beispiel bestimmte Jeans hergestellt werden. Viele Jugendliche sind sehr viel umweltbewusster als wir damals, aber viele wissen nicht viel über die Kleidungsindustrie beispielsweise in Indien.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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