Wie macht ihr die Welt ein bisschen besser im Alltag?
Jeder hat ja Möglichkeiten vernünftig zu leben, sozial zu sein, zu helfen, sich zu engagieren. Mich würde mal interessieren, was ihr in eurem Alltag macht, um die Welt ein kleines bisschen besser zu machen oder habt ihr nicht den Anspruch? Ich meine man könnte das Leben auch egoistisch durchziehen, andere Menschen sind einem egal und man fährt die Ellenbogen aus und beißt sich durch.
Ich versuche im Alltag immer hilfsbereit zu sein, ein offenes Ohr zu haben und vielleicht auch die ein oder andere Sache für die Umwelt zu machen, was eben so in meinem Rahmen liegt. Ich lebe aber an sich ganz normal, besuche keine Demos, gehe nicht gezielt irgendwo Müll einsammeln und so weiter. Dennoch ist mir gerade das Thema Müll im letzten Jahr wichtig geworden und ich versuche da weniger on zu produzieren. Man kann aber sicherlich auch wirklich gute Projekte finden, die man unterstützen kann und dann dementsprechend auch seinen Alltag gestaltet, andere Themen betreffend. Wie macht ihr das oder ist das euch egal?
Engagement und Vorbildsein für Andere ist für mich sehr wichtig. Anderen zu zeigen dass es auch anders geht, als das zu nehmen, was einen bietet. Selbst auch kreativ zu sein und andere Menschen damit einbinden ist für mich eine schöne und sinnvolle Sache, den Alltag zu begehen. Sich selbst Ziele setzen und diese auch versuchen zu erfüllen kann die Welt für mich selbst ein Stück weit besser machen denn die Ziele können wiederum auch für andere eine Grundlage sein um anzusetzen wenn es um die eigene Lebensausrichtung geht.
Nur weil ich kein absoluter Rüpel bin, glaube ich noch lange nicht, dass "die Welt ein bisschen besser wird", wenn ich durchs Leben stolpere. Klar halte ich mich an die gängigen Regeln des höflichen Umgangs miteinander und versuche in so ziemlich jeder Hinsicht, es wenigstens nicht noch schlimmer zu machen. Aber wie erfolgreich ich damit bin, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Ich muss nämlich ehrlich zugeben: Ich brauche nur schlecht geschlafen oder den Kopf voll Stress haben, um eine ausgesprochen mürrische Zeitgenossin zu sein. Und klar trenne ich beispielsweise den Müll brav, aber weniger wird er davon auch nicht. Auch meine "Hilfsbereitschaft" kommt bei weitem nicht immer von Herzen, sondern oft genug auch aus einem müden Pflichtgefühl heraus. Unter dem Strich kann ich also bestenfalls hoffen, dass sich meine sozialen und positiven Seiten zumindest die Waage halten mit dem gelegentlich durchbrechenden egoistischen Sackgesicht.
Ich stehe auch den Mitmenschen skeptisch gegenüber, die sich für wunder wie vorbildlich halten und sich bei jeder Gelegenheit selbst beweihräuchern, wie viel schöner die Welt doch sei, weil sie sich doch so engagieren und immer brav nach den Regeln spielen und fleißig und produktiv sind und was weiß ich was noch alles. Da sind mir oft die Zeitgenossen lieber, die auch mal fünfe grade sein lassen können anstatt morgens um fünf achtsam zu meditieren, nur im Unverpackt-Laden zu kaufen und natürlich von der Wiege bis zur Bahre immer entschleunigt und produktiv zugleich zu leben.
Es geht ja um den normalen Alltag. Und da kann man eine Menge tun. Ich kenne viele Leute aus dem linksgrünen Bereich, die an Müllsammelaktionen teilnehmen, sich damit brüsten, im Ohne-Laden oder beim Bauern einzukaufen und stolz ihre Kinder im Lastenfahrrad zum Kindergarten bringen (wobei Lastenfahrräder laut einem Test für Kinder gefährlicher sind als Kindersitze oder Anhänger), aber ihre alten Verwandten nicht im Altersheim besuchen oder nicht wissen, wer eigentlich in ihrem Haus noch so wohnt.
Ich finde, dass man in der nächsten Umgebung anfangen muss, die "Welt besser" zu machen. Eine Freundin hat das mal mit Kreisen verglichen, die sich immer weiter ausbreiten. Wenn man zum Beispiel den Nachbarn freundlich grüßt, wird der vielleicht besser gelaunt und gibt das an seinem Arbeitsplatz stimmungsmäßig weiter und so breitet sich das von Mensch zu Mensch aus.
Hier ist auch schon mal die Meinung vertreten worden, dass man Balkon und
Garten nur für sich selber pflanzen soll und dass das Vorbeigehende gar nicht angehe. Der Meinung bin ich gar nicht. Natürlich pflanze ich für mich an, aber es ist doch schön, wenn ein Passant zu mir auf den Balkon heraufschaut und sich über die schönen Sonnenblumen freut. Das hebt seine Laune vielleicht und diese gute Laune gibt er wiederum weiter.
Es sind oft Kleinigkeiten, mit denen man für ein schöneres Miteinander sorgen kann. Da ist zum Beispiel das Sommerfest im Kindergarten, wo man eine exotische Speise lobt und die Köchin oder der Koch darüber freut, vielleicht auch einfach darüber, mit jemandem ins Gespräch zu kommen und nicht abseits zu stehen, und diese Freude vielleicht an seine Kinder weitergibt und so weiter. Ich habe mich neulich über einen jungen Mann geärgert, der bei den Grünen ist und auf Facebook stolz eine beim Ramadama gesammelte Flasche hochhält, ich aber von den Eltern weiß, wie sein Zimmer aussieht und wie er seine Mutter behandelt.
Je weiter weg man sich engagiert, desto einfacher scheint es zu sein. Die Welt retten zu wollen, ist ein hehres Ziel, aber für einen normalen Menschen unerreichbar. Mit der engsten Umgebung zurechtzukommen, ist anscheinend schwieriger.
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