Wie konkret sind eure Ratschläge im Bedarfsfall?

Ich hatte vor kurzem die Situation, dass eine Freundin Hilfe brauchte, aber keine konkreten Ratschläge haben wollte. Sollte heißen, dass ihr Smartphone einen funktionalen Defekt hatte und sie das Gerät wegen der Macken endlich mal austauschen wollte nach all den Jahren. Ich fragte sie also, ob ich helfen könnte und ob sie Ratschläge bräuchte. Hilfe brauchte sie schon, aber sie bat mich darum, ihr keine konkreten Ratschläge zu erteilen und zum Beispiel Gerät XY zu empfehlen.

Sie hätte nämlich sehr hohe Ansprüche und von Geschwistern und Bekannten wären ihr bereits konkrete Geräte empfohlen worden, die ihr aber alle nicht gefallen haben und ihr nicht zusagten. Ich habe ihr also letzten Endes geholfen, sich selbst zu helfen. Ich habe ihr gesagt, worauf sie am besten achten sollte (zum Beispiel den Ram-Speicher, weil das Gerät sonst dauernd abstürzt, wenn dieser zu gering ist) und Akkuleistung und dergleichen.

Ich habe ihr aber eher dazu geraten, ein Gerät zu wählen, das laut technischen Daten mehr Leistung hat als ihr bisheriges Gerät. dann empfahl ich ihr eine Internetseite, wo man die Kriterien eingeben kann und dann werden die passenden Geräte ausgespuckt mit Produktübersicht, Kosten und Preisentwicklung. Sie hat auf diese Weise dann ganz schnell ihren Favoriten gefunden und gekauft.

Wie handhabt ihr das, wenn jemand Hilfe braucht? Gebt ihr dieser Person konkrete Ratschläge und empfehlt dieses oder jenes oder helft ihr der Person nur auf dem Weg, die richtige Entscheidung zu treffen? Was findet ihr besser und warum?

Ich mache das von der Situation abhängig und auch worum ich genau gebeten werde. Wenn ich nach einen spezifischen Ratschlag gefragt werde und diesen geben kann, würde ich das auch machen. Ansonsten finde ich es auch völlig in Ordnung, wenn man nur Tipps gibt, worauf am besten geachtet werden muss und kein bestimmtes Modell oder ähnliches empfiehlt. Ich denke, dass sich dies ja meist bei der Situation und Person schon herausstellt, die einen Rat haben möchte.

Ich fange bei so etwas immer vorsichtig an. Ich sage erstmal grob meine Meinung und werde direkter, wenn ich merke, dass ein konkreter Ratschlag erwünscht ist. Dann gebe ich diesen Ratschlag auch, aber ich muss merken, dass man das auch will. Ich will niemanden etwas vorschreiben und manchmal möchte man ja auch gar keine Ratschläge, sondern nur jemanden der zuhört, das bekommt man dann aber schon im Laufe des Gesprächs mit finde ich.

Genau deswegen gebe ich so ungern Ratschläge. Man investiert geistige Energie und recherchiert am Ende noch in der Gegend herum, und dann ist der Ratschlag doch wieder nicht recht, weil man obskuren Faktor X nicht berücksichtigt hat oder der Ratsuchende inzwischen sich schon längst völlig anders entschieden hat.

Von daher gebe ich lieber Ratschläge, die so konkret wie möglich sind und erspare mir die Mühe, bei dem Entscheidungsprozess eines Dritten quasi Geburtshilfe zu leisten, und der Person geistig das Händchen zu halten, während sie das Für und Wider abwägt und die nötigen Informationen zusammenträgt. Das finde ich nämlich oft ziemlich anstrengend, weil es weit über die Frage "Bist du mit deinem Handy zufrieden und würdest du es mir empfehlen?" hinausgeht.

Letzten Endes bin ich nämlich der Meinung, dass gute Ratschläge aller Art immer ein zweischneidiges Schwert sind, weil jeder nur aus seiner eigenen Perspektive heraus handeln und entscheiden kann. Bei so banalen Fragen wie einem neuen Handy hat man wenigstens noch konkrete technische Spezifika, mit denen man arbeiten kann, aber gerade in zwischenmenschlichen Dingen und Gefühlsfragen finde ich es sehr schwer, Ratschläge aller Art zu geben.