Wie kommunikativer und offener werden?

vom 05.08.2016, 13:47 Uhr

Bei mir ist es so, dass ich generell ein eher ruhiger und verschlossener Mensch gegenüber anderen Leuten bin. Jedenfalls dann, wenn ich andere Menschen noch nicht oder auch gar nicht kenne. Sobald ich andere Menschen jedoch besser kenne und weiß über welche Themen ich mich mit denen unterhalten kann, fange ich auch an kommunikativer gegenüber ihnen zu werden.

Anfangs dachte ich erst, es läge an mangelndem Selbstbewusstsein. Diesen Gedanken habe ich jedoch nach kurzem Überlegen recht schnell wieder verworfen. An mangelndem Selbstbewusstsein liegt es definitiv nicht. Meiner Meinung nach liegt es bei mir einfach an mangelndem Interesse an fremden Menschen und/oder fehlender Erfahrung im kommunikativen Umgang mit Fremden.

Meistens erkenne ich es nicht oder aber erst im Nachhinein wenn jemand Fremdes mit mir gerne ein Gespräch anfangen möchte. Dies führt dann immer zu kurzen und knappen Antworten meinerseits, wodurch mein Gegenüber, wie sollte es anders sein, davon ausgeht ich hätte kein Interesse an einem Gespräch. Ich selber schaffe es allerdings auch nicht von mir aus ein Gespräch mit Fremden anzufangen. Da wüsste ich einfach nicht worüber ich denn reden sollte. Zudem käme ich mir äußerst dämlich dabei vor einfach fremde Leute mit irgendwas voll zu quatschen.

So ist es zum Beispiel so, dass ich vor nun fast drei Jahren Zwecks meines Studiums in eine andere Stadt gezogen bin. Abgesehen von meiner Freundin habe ich hier jedoch auch nach dieser doch recht langen Zeit immer noch keine Freunde, geschweige denn einen eigenen Freundeskreis. Die meiste Zeit stört mich das allerdings auch nicht, da ich mich auch sehr gut alleine beschäftigen kann. In meiner Heimatstadt konnte ich meine Freunde auch an einer Hand abzählen. Aber immerhin waren es da zumindest ein paar und nicht gar keine.

Abgesehen von der Uni, wo ich wie gesagt niemanden kenne, ist mir mein offensichtliches Kommunikationsproblem auch innerhalb meines Ferienjobs aufgefallen. Dort war in meiner Abteilung neben mir noch ein weiterer Ferienbeschäftigter angestellt. Wir beide fingen zur selben Zeit im Unternehmen an. Innerhalb kürzester Zeit hatte dieser es geschafft mit nahezu allen Kollegen gute Gespräche zu führen, während ich meist einfach meinen Arbeitstag abarbeitete und dabei kaum ein Wort mit den Kollegen wechselte.

Meine Frage ist nun, wie sieht das bei euch aus? Habt ihr ähnliche Probleme damit offen und kommunikativ auf andere zuzugehen oder kennt ihr aus eurem Bekanntenkreis Leute, denen es ähnlich ergangen ist? Was lässt sich tun um kommunikativer zu werden?

» Kami » Beiträge: 265 » Talkpoints: 0,23 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Bei mir ist es so, dass ich nicht grade ein Problem damit habe offen und kommunikativ zu sein. Ich rede gerne mit anderen Leuten und grade in meinem Beruf als Krankenschwester fällt es mir sehr leicht, mich mit anderen Leuten zu unterhalten. Es macht im Beruf einfach vieles leichter und angenehmer, wenn man sich mit den Patienten unterhalten kann - es ist angenehmer für beide Parteien, wenn man den Patienten beim Wasche helfen muss und sich dabei ein wenig unterhalten kann und nicht nur stumm nebeneinander steht und irgendwie peinlich berührt ist.

Ich denke, dass es viel hilft, wenn man ein Thema hat, über das man sich unterhalten kann. Ich selbst unterhalte mich gerne über Pferde, da dies mein Lebensinhalt ist. Da fällt es mir leicht ein Thema zu finden und ich kann viel erzählen. Vielleicht geht es dir auch so? Wenn du ein Thema hast, mit dem du dich auskennst, dann kannst du viel erzählen und wenn es andere Leute gibt, die sich auch dafür interessieren, dann werden sie dir auch zuhören und du kannst viel erzählen ohne dass sich andere Leute langweilen.

Ich denke, dass es nur was bringt, wenn man es übt. Wenn man immer wieder auf andere Leute offen und ehrlich zugeht und sich mit ihnen unterhält. Dann wird es zur Gewohnheit und man stört sich nicht mehr daran, dass man auf andere Leute zugeht und sich mit ihnen unterhält.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich habe es auch jahrelang als Problem angesehen, dass ich ein ruhiger, zurückhaltender Mensch bin, der nur in sehr begrenztem Maß das Bedürfnis hat, auf andere Leute einzureden oder mir ihre Ausführungen anzuhören. Das hat zwar durchaus auch Nachteile, aber mittlerweile bin ich zu der Erkenntnis gereift, dass ich wohl einfach so "gestrickt" bin, dass mir diese Art der lockeren Sozialkontakte nicht viel bringen, ja dass ich sie sogar als anstrengende Pflichtübung empfinde.

Ich habe mich auch gefragt, ob meine Lebensqualität tatsächlich darunter leidet, dass ich nicht besonders "kommunikativ und offen" bin, aber die Antwort lautet eigentlich "Nein". Ich kann mich zwar zwingen, einen geselligen Eindruck zu machen, aber ich bin hinterher regelmäßig so erschossen, dass ich Tage brauche, um wieder zu mir zu kommen. Da fühle ich mich als "verschlossener" Mensch schon erheblich wohler.

Zudem habe ich auch erkannt, dass man genau hinschauen muss, ob man sich wirklich ändern möchte, weil man selber mit seinen Eigenarten unglücklich ist oder weil man glaubt, es der Umwelt schuldig zu sein, damit diese sich nicht unwohl fühlt, nur weil man sein Innenleben nicht offen auf dem Revers trägt. Nur, weil alle Welt offen und kommunikativ erscheint, ist dies für mich noch kein Grund mich dauerhaft zu verbiegen und wider meine Natur zu leben.

Ich denke mir auch, dass auch nicht so kommunikative Menschen einen Nutzen für die Gesellschaft haben. Bestimmt gab es schon in der Steinzeit Leute, die lieber still für sich am neuesten Modell des Faustkeils getüftelt haben als sich am Lagerfeuer gegenseitig zu lausen. Und so ein Faustkeil hat die Menschheit mindestens genauso viel voran gebracht wie ein nettes Gespräch über das letzte Winterquartier. :wink:

» Gerbera » Beiträge: 11317 » Talkpoints: 49,13 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich würde mir da an deiner Stelle eher weniger einen Kopf machen. Immerhin bist du selbstbewusst und hast daher schon mal ein Problem, beziehungsweise ein großes Problem weniger, wenn es um die Kommunikation mit anderen Menschen geht. Man kann da also durchaus etwas daraus machen.

Ich würde an deiner Stelle versuchen öfter mal lose Gespräche zu führen, einfach mal so drauf los, ob du nun generell Interesse an dieser Person hast oder nicht. So etwas muss eben auch geübt sein und nicht bei jedem Fremden erkennt man auf den ersten Blick ob er Potenzial zu einem Freund hat oder nicht, weswegen man solche lockeren Gespräche einfach mal führen muss.

Ich finde es auf Arbeit schon einfach ins Gespräch zu kommen. Da kann man fragen, was es Neues gibt, wie dies oder das gemacht wird, über das Wetter reden, ob man gut oder weniger gut geschlafen hat. Man kann mit tausend Dingen ein Gespräch anfangen und sollte dies auch nutzen, denn gute Kommunikation im Arbeitsleben kann nicht schaden und eher als wichtig bewertet werden.

Vielleicht kannst du dir ja einen Freundeskreis über deine bestehende Freundin aufbauen. Wenn sie beispielsweise mal einen anderen Freund von sich mitbringt und ihr dann gemeinsam etwas macht. Da könnt ihr zu dritt über Themen reden und es mag für dich leichter sein, weil sie dich ein bisschen in die andere Person einweisen kann. Ansonsten kann ich dir nur dazu raten zu reden was das Zeug hält.

Bei mir war es so, dass ich wenig Selbstbewusstsein hatte. Ich habe mich nicht getraut auf Leute zu zugehen oder gar einkaufen zu gehen. Da habe ich schon überlegt ob ich die Dinge wirklich brauche, weil ich ja angesprochen werden könnte. Es war also ganz schwer und da habe ich mich auch nur mit Stärkung und reden herausbringen können.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^