Wie kommt es dazu, dass man sich selbst sabotiert?

vom 04.06.2020, 17:51 Uhr

Manche Menschen sabotieren sich selbst, egal ob es um den Job, die Beziehung oder sonst irgendwelche Bereiche geht. Sie stehen sich selbst im Weg und akzeptieren die eigene Unzufriedenheit, ohne etwas daran zu ändern. Oder sie tun bewusst etwas, wovon sie genau wissen, dass es ihnen nicht gut tut.

Ich frage mich, wie es dazu kommt, dass man sich selbst sabotiert. Denn eigentlich will doch jeder glücklich werden, oder? Wie kommt es dann dazu, dass man manchmal genau das macht, was das Gegenteil bewirkt. Wie seht ihr das und welche Erfahrungen habt ihr schon damit gemacht?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich glaube das hat oft etwas mit der eigenen Psyche zu tun, mit dem was man sich selber zutraut und was man von sich denkt. Wenn man sich selber nicht leiden kann und nicht verstehen kann, wie einen andere Menschen mögen oder als kompetent empfinden können, dann wird man wohl eher in die falsche Richtung handeln und sich selber sabotieren, weil man diese Menschen auch nicht enttäuschen möchte, wenn sie sich dann richtig auf einen eingelassen haben.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Menschen denken und handeln eben nicht zwingend logisch und zielführend, sondern stümpern sich mit ihren unterschiedlichen Lebenserfahrungen, Defiziten und Erziehungsfehlern so durch. Ich vermute, dass die meisten Normalbürger Selbstsabotage kennen und betreiben, und dass die Gründe dafür vielfältig sind, auch wenn ich mich nur amateurpsychologisch darüber auslassen kann.

Beispielsweise ist ja Angst vor Erfolg ein verbreitetes Phänomen. Man träumt von großen Taten und Abenteuern, aber wenn es ans Abliefern geht, wird es schwierig. Dann muss man nämlich unter Druck und vor den Augen der Welt beweisen, dass man es wirklich drauf hat und riskiert auch, Kritik einzustecken und sich sogar Feinde zu machen. Wenn man nur unbeachtet im Hintergrund herumstolpert, kann man sich wenigstens vorstellen, was wäre, wenn... Aber wenn man zur Tat schreitet, kann man scheitern oder enttäuscht werden, und ungangenehmen Gefühlen gehen viele Leute aus dem Weg.

Und so funktioniert es eigentlich in anderen Lebensbereichen auch. Bevor man sich mit den Haken und Ösen einer realen Beziehung herumschlägt, bleibt man vielleicht lieber allein, weil es bequemer ist, kein Risiko einzugehen. Oder man will sich nicht eingestehen, dass dir das Ziel, auf das du vielleicht jahrelang hingearbeitet hast, gar nicht mehr so viel bedeutet, und du werkelst nur halbherzig vor dich hin, wo Leistung gefragt wäre. Oder du hältst keine Diät durch, weil du eigentlich auch mit ein paar Kilo zuviel zufrieden bist und nur glaubst abnehmen zu müssen, weil es sich so gehört, oder weil jeder jammert. Gründe für Selbstsabotage würden mir also genügend einfallen.

» Gerbera » Beiträge: 11310 » Talkpoints: 47,17 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich denke, das hat zum einen damit zu tun, dass manche Leute den Zusammenhang von Ursache und Wirkung nicht erkennen oder auch, dass man etwas ändern muss, um ein anderes Ergebnis zu bekommen. Auch Faulheit und mangelnde Konsequenz hängen damit zusammen.

Um es am konkreten Beispiel zu erläutern: Person A ärgert sich immer wieder darüber, dass er seinen Schlüssel nicht findet und jedes Mal, wenn er rausgehen möchte, den Schlüssel erst lange suchen muss. Manchmal findet er ihn auch gar nicht, musste schon mal Ersatzschlüssel anfertigen lassen, weil er sie nicht mehr fand, oder er geht ohne hinaus und ist dann darauf angewiesen, dass seine Freundin ihn wieder herein lässt. A weigert sich allerdings, sich mal anzugewöhnen, den Schlüssel an einem festen Platz zu deponieren. Das ist ihm zu kompliziert, das könne er nicht.

Person B ärgert sich darüber, dass ihre Müllsäcke immer so schwer sind und sie sie kaum aus der Wohnung zur Mülltonne bekommt. Sie kauft allerdings auch die riesig großen Müllsäcke, die 120 l fassen (also so groß wie eine mittlere Mülltonne sind) und macht die auch immer richtig voll, weil ein nur halb gefüllter Sack ja Verschwendung wäre. Sie kommt nicht auf die Idee, kleinere Müllbeutel zu kaufen und einfach öfter den Müll raus zu bringen.

Es klingt jetzt nach zwei hanebüchenen Beispielen, die ich aber genauso in meinem Umfeld erlebe. Auch ein kleiner, wohlgemeinter Hinweis von mir führt nicht dazu, dass etwas geändert wird. Stattdessen wird weiter darüber gemeckert, dass der Schlüssel schon wieder unauffindbar ist, man deswegen den Bus und damit den Termin verpasst. Oder dass man den Beutel nicht anheben kann, man ihn nicht einmal aus dem Eimer bekommt und sich deswegen in der Küche sogar die vollen Müllsäcke stapeln in der Hoffnung, dass mal irgendjemand hilft!

Und was im Kleinen nicht funktioniert, funktioniert im Großen erst recht nicht. Ich habe mal gelesen, dass sich manche Menschen in der Rolle des Opfers einfach wohl fühlen. Es gefällt ihnen unterbewusst, dass sie sich immer als Opfer der Umstände hinstellen können, denn dann bekommen sie von anderen immer Aufmerksamkeit und werden bedauert, was wiederum ihrer Psyche gut tut. Darum ändern sie auch nichts. Nach meinen Beobachtungen scheint an dieser These wirklich etwas dran zu sein.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



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