Wie können studierte Menschen obdachlos sein?
Im Fernsehen wurde ein Interview mit einem jungen Mann gezeigt, der ein abgeschlossenes Informatikstudium aufzuweisen hat, aber dennoch arbeitslos und obdachlos ist. Aber wie kann das denn eigentlich sein? Gut, es war auch von Schulden die Rede, aber so schlimm und hoch können diese doch nicht sein, dass man die nicht abarbeiten könnte. Was meint ihr denn, warum selbst junge und studierte Menschen aus diesem Milieu nicht herauskommen? Wollen die nicht oder was könnten die Ursachen dafür sein?
Ich denke, auch als Mensch mit abgeschlossenem Studium und guter beruflicher Qualifikation ist es nicht garantiert, dass man in seinem Fachgebiet auch einen Job bekommt. Einem Freund von mir ist es so ergangen: obwohl er jahrelang als Ingenieur gearbeitet hatte, hatte er nach seinem Stellenverlust keinen neuen Job mehr gefunden, trotz umfangreichen Bewerbungsaktionen. Inzwischen arbeitet er etwas völlig Fachfremdes, und das Studienfach spielt gar keine Rolle mehr.
Glaubst du, dass ein Studium eine Garantie für Glück und Wohlstand ist? Glaubst du, dass ein Studium einen Job garantiert? Glaubst du, dass ein Studium vor Sucht, psychischen Erkrankungen, gescheiterten Beziehungen, traumatischen Erlebnissen und so weiter schützt?
Ich kenne tatsächlich einen "studierten Menschen", der fast ein halbes Jahr lang keinen festen Wohnsitz hatte. Er hatte mit seiner Freundin zusammen gelebt und da ist einiges vorgefallen, was dann dazu geführt hat, dass er da so schnell wie möglich ausziehen wollte. Und da der Wohnungsmarkt ziemlich leer gefegt ist, ist es auch mit einem gut bezahlten Job fast unmöglich von heute auf morgen eine neue Wohnung zu finden.
Und jetzt stell dir dieses Szenario mal bei jemandem vor, der keine Freunde hat, die ihn emotional auffangen, und der keinen Job hat mit dem er die Ferienwohnung für den Übergang bezahlen kann. Jemand, der ohne die emotionale Unterstützung auf dem Freundeskreis gar nicht die Motivation hat sich um eine Wohnung zu kümmern. Jemand, der dann zu Alkohol oder Drogen greift um seine Probleme vergessen zu können. Was glaubst du wohl was mit dem passiert? Und was glaubst du wie viel Einfluss ein absolviertes Studium darauf hat? Genau, keinen.
Das sind die Vorurteile, die über obdachlose Menschen herrschen. Nicht jeder, der keinen offiziellen Wohnsitz hat, sitzt bei Karstadt mit einem Hut besoffen auf dem Boden! Auch Menschen, die keine eigene Wohnung haben werden in der Statistik als wohnungslos gezählt. Obdachlosigkeit ist noch mal die Steigerung, wenn man, wie hier schon geschrieben wurde, niemanden hat, in dessen Gästezimmer man schlafen darf.
Der Hauptgrund sind doch auch nicht immer Verlust des Jobs, der Firma oder ein überhasteter Auszug. Sehr viel häufiger stecken psychische Probleme dahinter oder der Wunsch unterzutauchen. Es gibt auch Krankheiten, wo Menschen einfach wie Kinder weglaufen, wenn sie von Problemen überrollt werden. Das hat mit einem einmal absolvierten Studium auch nichts zu tun und schützt nicht vor Krankheiten.
Ich kenne auch jemanden, der einen sehr gut bezahlten Job hatte, aber aufgrund diverser Umstände einfach abhaute, alles stehen und liegen ließ, von der Beziehung, der Wohnung und bis hin zum guten Arbeitsplatz in leitender Position, um unterzutauchen und allem zu entfliehen. Die Person lebt jetzt, völlig unabhängig von ihrer einstigen beruflichen Stellung, in der Obdachlosigkeit.
Ich habe mal eine Reportage gesehen von einem ehemaligen Professor, der in München auf der Straße lebt(e). Ich verstehe daher nicht, warum Bildung von unglücklichen Umständen, Schulden, Krisen oder psychischen oder sonstigen Krankheiten schützen sollte. Manchmal hat man eben Pech und es geht bergab. Davor schützt keine Bildung der Welt.
Ich denke, dass jeder Mensch auf der Straße landen und obdachlos werden kann. Es sind doch die Umstände, die dazu führen. Schulden oder vielleicht falsche Spekulationen und ähnliches, können sicherlich dazu führen, dass auch ein Studierter oder Professor auf der Straße landet. Der Beruf oder die Ausbildung sind sicherlich kein Garantieschein dafür, dass es einem immer gut geht.
Ich denke, es gibt viele Gründe, warum auch junge und studierte Menschen in die Obdachlosigkeit abrutschen können. Erstens kann es durchaus sein, dass diese Personen einfach Pech im Leben hatten und unverschuldet in diese Situation geraten sind. Zum Beispiel könnten sie durch eine Krankheit oder einen Unfall ihre Arbeit verloren haben und dann Schwierigkeiten gehabt haben, eine neue Anstellung zu finden.
Zweitens gibt es aber auch Faktoren, die dazu führen können, dass junge Menschen aus schwierigen sozialen Verhältnissen es schwer haben, sich aus diesem Milieu zu befreien. Zum Beispiel können familiäre Probleme, fehlende Bildung oder Unterstützung, Suchtprobleme oder psychische Erkrankungen eine Rolle spielen. Diese Faktoren können dazu führen, dass junge Menschen trotz guter Ausbildung und Fähigkeiten Schwierigkeiten haben, eine Anstellung zu finden und sich ein Leben aufzubauen.
Ich denke auch, dass es nicht immer einfach ist, aus einer solchen Situation herauszukommen, selbst wenn man es wirklich will. Es kann schwierig sein, die richtigen Ressourcen zu finden und sich auf den richtigen Weg zu begeben. Aber ich glaube auch, dass es wichtig ist, nicht aufzugeben und immer nach neuen Möglichkeiten zu suchen, um sich zu verbessern. Oft gibt es Hilfsangebote, die diese Menschen unterstützen können, wie zum Beispiel Beratungsstellen, Jobcenter oder gemeinnützige Organisationen. Es erfordert jedoch oft viel Geduld und Durchhaltevermögen, um sich aus einer solchen Situation zu befreien.
Jeder kann auf der Straße landen. Manchmal sind es einfach die Umstände, die einen scheitern lassen. Bei uns lebte beispielsweise viele Jahre ein Mann auf der Straße, der seine Frau verloren hatte. Er hatte sie vorher gepflegt und sie ist dann verstorben, womit er einfach nicht umgehen konnte. Er war hoch gebildet, aber hat seinen Beruf für sie an den Nagel gehangen und nach dem Tod ging es dann bergab, weil er keinen Sinn mehr im Leben gesehen hat.
Das kann einfach jedem Menschen passieren. Es ist ja nicht so, dass da nur blöde Menschen landen. Das Schicksal macht da keinen Unterschied und selbst hochgebildete Menschen haben Probleme im Leben und gerade diese Menschen leiden auch häufiger an Depressionen und mit diesen kann man leider leicht am Leben scheitern.
Wieso sollten es immer die Umstände sein, die einen auf der Straße landen lassen können? Deutschland hat eines der besten sozialen Netze und man muss nur die Anträge stellen. Wenn man dem selbst nicht gewachsen ist, gibt es wieder Anlaufstellen, wo man Hilfe dabei bekommt. Wenn man es schafft als Obdachloser auf der Straße zu landen, hat man aus meiner Sicht einfach einige Dinge nicht auf den Weg gebracht oder man hat sich bewusst dafür entschieden.
Selbst wenn der Job weg ist, die Scheidung ansteht und man quasi pleite ist, gibt es entsprechende finanzielle Hilfen vom Staat. Und wenn an meinem Wohnort keine Wohnungen zu finden sind, dann muss man notfalls auch mal in einen Ort wechseln. Aber man es sich eben auch einfach machen und immer auf die Umstände verweisen. Wobei ein Rauswurf aus einer Wohnung ja auch nicht innerhalb von ein paar Wochen machbar ist für einen Vermieter.
Punktedieb, da machst du es dir jetzt aber etwas einfach. Mit einer psychischen Erkrankung, einer psychischen Krise oder einer Suchterkrankung ist es eben nicht mal eben möglich, "ein paar Anträge" auszufüllen oder eine Beratungsstelle aufzusuchen .Und psychologische oder psychiatrische Hilfe gibt es in vielen Regionen erst nach Monaten oder Jahren Wartezeit.
Wenn du in meiner Stadt Hilfe benötigst, dann bekommst du die nur, wenn du nüchtern, drogenfrei und ohne Haustier darum bittest. Schaffst du es nicht, deine Suchtmittel nicht zu nehmen oder willst du dein Haustier nicht abgeben (was oft der letzte Halt ist) kommst du nicht in der Beratung unter. Und dann bleiben dir genau drei Tage, um zu entscheiden, wie du wieder ein nützliches Mitglied der Gesellschaft werden möchtest. Also bleibt nur die Straße oder Entgiftung und Therapie.
Andere Gemeinden und auch Länder bekommen das durchaus besser hin. Denn du kannst nun einmal nicht jeden zwangsweise "gesund" machen. Niedrigschwellige Angebote, die Betroffene nicht bevormunden und ihnen Entscheidungsfreiheit zugestehen, funktionieren und bieten ein sicheres Umfeld. Das passt aber nicht zu der Auffassung, wie du sie vertrittst, dass die Leute sich nur mal zusammenreißen müssen.
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