Wie können Innenstädte wieder attraktiver werden?
Wenn man in die Fußgängerzone in meinen Wohnort geht, dann sieht man schon sehr viele leerstehende Geschäfte. Die Geschäfte die in der Fußgängerzone überwiegen sind Billig- und Ramschläden wie 1-Euro-Läden, Primark & Co. Für mich also kein großes Wunder, dass die Straßen nicht besonders belebt sind.
In den Corona-Jahren gaben fast dreimal so viele Läden ihre Geschäft in Innenstädten auf. Aber auch eine Prognose für dieses Jahr sagt voraus, dass 9.000 weitere Geschäfte in Deutschland schließen werden.
Unsere Stadt versucht die Fußgängerzone u.a. wieder attraktiver zu machen, indem sie die Fußgängerzone renovierte und mit Blumen, Bänken & Co. aufhübschte. Außerdem wurde versucht noch mehr an Restaurants und Cafés in die Innenstadt zu "locken". Es gibt Aktionstage, wie z.B. verkaufsoffene Sonntage, und neue Festivitäten, die sich auf den Innenstadtbereich konzentrieren und so die Menschen anlocken sollen.
Wie kann man Innenstädte wieder attraktiver machen? Müssen die Einzelhändler finanziell mehr von Gemeinde bzw. Staat unterstützt werden? Sollte man die Öffnungszeiten lockern? Was hilft langfristig im "Kampf" gegen den Onlinemarkt?
Ich bin der Meinung, dass mehr Individualität den Innenstädten guttun würde. Mich lockt keine Stadt zum bummeln, wenn man überall nur den Einheitsbrei sieht, den auch die gängigen Onlineshops anbieten. Möglichkeiten gibt es da verschiedene. Zum Beispiel größere Länden an mehrere Leute vermieten. Vor allem im Modebereich habe ich da schon im Fernsehen Beispiele gesehen.
Mehrere kleine Einzelunternehmer mieten halt zusammen einen größeren Laden. Sie teilen sich die Miete, vertreten sich im Verkauf bei Bedarf auch gegenseitig und der Kunde kann von Kleidung über die passende Handtasche bis zum Schmuck alles in einem Geschäft kaufen. Aber ohne dass im Bekanntenkreis noch drei Leute mit dem selben Kleid auftauchen. Eben weil es alles Unikate sind.
Oder diese Poupstores. Wo auch, meist junge Selbständige, für ein paar Tage den Laden nutzen und danach wieder jemand anderes seine Waren anbietet. Damit haben Kunden grundsätzlich immer ein neues Angebot, was sie entdecken können.
In meinen Augen ist das Konzept der Innenstadt als Einkaufsmeile an sich auf dem absteigenden Ast. Leerstände und austauschbare Billigketten sind unattraktiv, aber letztere sind offensichtlich die einzigen Möglichkeiten, dort trotz horrender Mietpreise noch Profit zu machen. Viele jammern, dass es keine schönen, traditionellen, inhabergeführten Geschäfte mit exklusivem Angebot mehr gibt, aber die sind ja aus guten Gründen so gut wie ausgestorben. Weil die Kundschaft nicht die Kohle oder nicht das Interesse hat, diese Läden zu unterstützen, sondern lieber bei Primark Billigfummel rausschleppt. So funktioniert der Kapitalismus: wo keine Nachfrage, da kein Angebot.
Davon abgesehen gibt es sicher die unterschiedlichsten Auffassungen, wie man Innenstädte attraktiver machen kann, aber ohne immens Geld hineinzupumpen, wird sich da wohl wenig tun, und die Städte und Kommunen sind bekanntlich notorisch klamm. Ein paar Blumenrabatten und Bänke sind ja schön und gut, aber wenn die gleiche fensterlose Warenhaus-Architektur vor sich hin vegetiert, gehe ich doch lieber in den Botanischen Garten. Und das Angebot müsste für mich speziell viel differenzierter sein als Klamotten, Schuhe und Handtaschen, egal ob Primark oder "Unikate", die dann doch keiner kauft, weil sie "zu teuer" sind.
Um die Innenstädte wieder attraktiver zu machen, sollten die Städte sich auf das Besondere konzentrieren. Das bedeutet, dass die Geschäfte in der Innenstadt etwas anbieten sollten, das man nicht im Internet kaufen kann. Zum Beispiel eine besondere Beratung oder eine einzigartige Auswahl an Produkten. Die Stadt könnte auch spezielle Themenwochen oder Aktionen anbieten, um die Aufmerksamkeit der Menschen zu gewinnen.
Finanzielle Unterstützung durch die Gemeinde bzw. den Staat kann den Einzelhändlern sicherlich helfen, aber das allein wird nicht ausreichen. Es braucht auch eine neue Strategie, um die Kunden wieder in die Läden zu locken. Eine Idee wäre, die Öffnungszeiten der Geschäfte zu lockern und an die Bedürfnisse der Kunden anzupassen. Vielleicht könnten die Geschäfte auch neue Konzepte wie Pop-up-Stores oder temporäre Ausstellungen ausprobieren, um mehr Kunden anzulocken.
Langfristig wird der Kampf gegen den Onlinemarkt schwer sein. Aber ich denke, dass es wichtig ist, dass die Innenstädte sich auf das Besondere und die individuelle Beratung konzentrieren. Wenn die Geschäfte einzigartige Produkte und Dienstleistungen anbieten, die man online nicht finden kann, dann wird das den Kunden wieder Anreiz geben, in die Innenstädte zu kommen.
Punktedieb hat geschrieben:Ich bin der Meinung, dass mehr Individualität den Innenstädten guttun würde. Mich lockt keine Stadt zum bummeln, wenn man überall nur den Einheitsbrei sieht, den auch die gängigen Onlineshops anbieten.
Fast jede Fußgängerzone sieht heute gleich aus, überall die gleichen Ketten und selbst die Gastronomie ist häufig die gleiche wie in der Nachbarstadt. Aber die Frage ist halt, wie man für Individualität sorgen will. Ich kenne Fälle von Geschäften, die geschlossen wurden oder keinen Nachfolger gefunden haben weil die Mieten einfach nicht mehr bezahlbar waren. Also müsste man entweder die Mieten per Gesetzt senken oder subventionieren.
Und dann muss man sich die Frage stellen, ob das Geld so wirklich gut angelegt ist. Schau dir zum Beispiel die großen Kaufhäuser an. Sämtliche Sanierungskonzepte sind mehr oder weniger gescheitert, weil diese großen Klötze einfach nicht mehr zeitgemäß sind und weil da immer weniger Leute einkaufen wollen.
Vielleicht könnte man Innenstädte ja auch dadurch attraktiv machen, dass man die Konsumtempel, die nicht mehr gebraucht werden, einfach abreißt und durch dringend benötigten Wohnraum ersetzt? Die Geschäfte und Freizeiteinrichtungen, die die Bewohner tatsächlich brauchen, werden sich nach und nach schon von selber ansiedeln.
Wohnraum in der Innenstadt kann aber auch nicht die allumfassende Lösung sein, wenn man die Konsumtempel abreißen würde. Ich kenne genug Städte, die bei den Wohnungen viel Leerstand haben und die Wohnlage Innenstadt kann sich dann auch nicht jeder leisten. Und was die großen Kaufhäuser angeht, so ist doch bei denen der Hauptgrund, dass man dort auch nur das bekommt, wie in jedem anderen Laden oder im gängigen Onlinehandel.
Ich halte auch verkaufsoffene Sonntage nicht für ein sinnvolles Konzept. Es geht zu Lasten der Angestellten und bringt am Ende kaum ein Umsatzplus. Wenn man dann schon Konsumtempel abreißen will, dann wäre es wohl durchaus eine Möglichkeit, wenn man diese Stellen dann begrünt, mit Spielplatz, die vielleicht im Sommer auch Wasserspiele haben. Das bietet einen Anlaufpunkt in der Innenstadt und ein Teil der Leute würde das eben auch mit einer Shoppingtour verbinden.
Aber insgesamt müssen die Innenstädte vom Einheitsbrei weg. Wenn ich überall das selbe Angebot vorfinde, kann ich eben auch von zu Hause aus im Internet bestellen. Der Reiz durch die Geschäfte zu schlendern ist aktuell eben kaum vorhanden.
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