Wie kann Marktführer von Schnurlostelefonen insolvent gehen?
Ein bekannter Telefonriese muss Insolvenz anmelden. Gemeint ist die Gigaset AG die wohl auch mehrere Jahre unter Siemens Gigaset firmiert hat. Ich habe auch noch so ein Gigaset Mobilteil daheim in Betrieb und das leistet mir schon Jahre gute Dienste. Da frage ich mich schon, wie gerade ein Marktführer in ganz Europa insolvent gehen kann. Kann es sein, dass die Nachfrage nach DECT-Schnurlostelefonen in den letzten Jahren derart zusammengebrochen ist oder welche Gründe fallen euch für so eine Insolvenz ein?
Ich denke, dass sehr viele Menschen vom Festnetzanschluss weggekommen sind und mittlerweile eher aufs Smartphone zurückgreifen. Das Smartphone kann alles Mögliche und dank teilweise unbegrenztem Datenvolumen kann es auch als Hotspot fürs Internet fungieren. Die meisten Menschen greifen vermutlich eher rein auf einen Internetanschluss zurück und verwenden das Festnetztelefon gar nicht mehr.
Wir haben zwar noch einen Festnetzanschluss und verwenden seit Jahren auch ein Produkt aus der Gigaset-Reihe, aber mittlerweile wird deutlich mehr über das Handy erledigt, außer längere Telefonate mit der Familie. Und Firmen greifen oftmals eher auf Avaya zurück, weil sich dieses Unternehmen deutlich stärker angepasst hat und auch passende Lösungen für Schnurlos-Telefonie in Unternehmen anbietet. Bei den Unternehmen, bei denen ich bisher gearbeitet habe, wurde im Laufe der Zeit auch eher auf Avaya umgestellt.
Für eine Insolvenz kann es ganz verschiedene Gründe geben, Missmanagement, gestiegene Produktionskosten, nachgelassene Nachfrage nach dem Produkt etc. Es kann durchaus auch sein, dass die Firma technologisch einfach den Zug verpasst hat und nicht mehr zeitgemäße Produkte anbietet. Vor allem wenn ich halt im zweiten Beitrag lese, dass Großkunden gerne auf ein Konkurrenzprodukt ausweichen in den letzten Jahren.
Eine wichtige Antwort auf die Frage gibt sich aber der Themenersteller hier schon selber: die Langlebigkeit des Produkts! Wenn ein Produkt so gut verarbeitet und technologisch immer noch Uptodate ist, dann gibt es keinen Grund dieses auszutauschen oder zu erneuern und dementsprechend sinkt der Absatz des Produkts. Nicht umsonst hört man ja immer wieder von der eingebauten Latenz bei zum Beispiel Fernsehgeräten. Dabei werden Bauteile eingebaut, die nur etwas länger halten als die Garantie gegeben werden muss, und kurz danach geht das Gerät dann kaputt. Oftmals könnte das Bauteil durch ein anderes, nur unwesentlich teureres, aber deutlich länger haltbares Bauteil schon bei der Produktion ersetzt werden, aber das ist natürlich nicht erwünscht, da man ansonsten ja nicht in drei bis vier Jahren wieder ein neues Gerät verkaufen könnte.
Ich selber habe noch ein Festnetztelefon zu Hause mit einem Mobilteil. Allerdings nutze ich dieses wirklich nicht sehr oft. Eigentlich hat auch nur meine Familie in der Heimat und eine Hand voll Freunde meine Festnetznummer. Handy ist einfach praktikabler und kostet in Zeiten von Flatrates ja auch nicht mehr als die Gespräche mit dem Festnetz.
Der Abschuss einer Produktgruppe oder in Folge dessen sogar einer ganzen Firma kommt hierzulande nicht von Ungefähr. Um eine unliebsame Firma loszuwerden, bedient man sich nur allzu gerne der Vorschriftenänderung. So war es früher zum Beispiel verboten, Satelliten-LNBs zu verwenden, weil die angeblich den Flugfunk stören könnten. Hinterher hat man die Daumenschrauben auf Seiten der Zulassungsbehörde wieder etwas gelockert.
Und genau so verhält es sich wohl auch mit den DECT-Telefonen, die ja auch nicht im luftleeren Raum operieren, sondern Funkfrequenzen benötigen mit entsprechenden Sendeleistungen, um eine Verbindung aufrecht erhalten zu können. Auf einmal durften die nicht mehr benutzt werden, weil sie Mobiltelefone stören könnten.
Die Vorgänger der aktuellen DECT-Schnurlostelefone wurden mit den Funkstandards CT1+ und CT2 ausgeliefert. Die sind mittlerweile veraltet; aktuell gilt der Standard „DECT“. CT1+- und CT2-Telefone sind aber noch vielfach im Einsatz, da sie sich als langlebig erwiesen und relativ strahlungsarm sind. Möglich ist zudem, dass Billigimporte sogar noch vor Kurzem im Handel erhältlich waren oder sind.
Diese Meldung stammt aus 2009. Mittlerweile ist die Technik eben veraltet. Und der Einstieg in die Smartphone Branche klappte nicht wunschgemäß, so dass schließlich Markenrechte verkauft werden mussten.
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