Wie kann man stark gestressten Menschen helfen?

Eine Freundin von mir hat gerade Prüfungsphase, wobei sie ziemlich unter Druck steht. Ich finde, sie kann das alles, sie ist nicht auf den Kopf gefallen und sehr fleißig gewesen. Sie hat schon ein halbes Jahr vorher mit dem Lernen angefangen und sie ist nicht der Typ, der alles auf den letzten Drücker macht. Trotzdem setzt sie sich selbst unter Druck wegen ihrem Perfektionismus und es ist sogar so schlimm, dass sie körperliche Symptome zeigt wie Schlafmangel, Zittern, Nervenzusammenbrüche. Sie war deswegen auch schon beim Arzt, aber was der zu ihr gesagt hat, weiß ich gar nicht.

Wenn ich das so höre, würde ich voll gerne meiner Freundin helfen, weiß aber nicht wie und das habe ich ihr auch offen gesagt. Ich würde am liebsten alle Sachen packen und zu ihr fahren, wobei sie weiter weg wohnt. Dann würde ich sie ins Bett stecken und ihr Hühnersuppe kochen und servieren, aber so gesehen ist sie ja nicht krank. Sie hat ja keine Erkältung oder Grippe, sie setzt sich selbst nur unter Leistungsdruck mit ihrem Perfektionismus, was ihr so gesehen schadet. Wie kann man Personen helfen, die stark gestresst sind? Pflanzliche Beruhigungsmittel helfen ihr überhaupt nicht, das kommt also gar nicht in Frage.

Ich würde in so einer Situation hinfahren und gemeinsam den Tag verbringen für eine Weile. Abseits des Prüfungsstresses wäre es eben gut, wenn man einfach mal abends weggeht oder sich sonst irgendwie am Tag ablenkt. Dinge, die sie gerne macht, sollte sie machen und da sie das alleine wohl nicht machen wird, solltest du da mal auf sie einreden oder wirklich mal für ei paar Tage hinfahren.

Außerdem würde ich ihr dazu raten dass sie aufhört zu lernen. Wenn sie bereits so lange lernt und die Prüfung bald ist, sollte es sitzen und dann muss sie auch nichts mehr dafür tun, sollte sich vertrauen und sich ablenken. Solltest du nicht hinfahren können, weil es dir absolut nicht möglich ist, kannst du ihr vielleicht ein kleines Paket schicken, mit Dingen, die sie gerne isst und die sie gerne macht. Beispielsweise kannst du ihr eine DVD schicken mit ein bisschen Süßkram. Das würde sicherlich schon helfen.

Das hängt vom Charakter des Menschen und vom individuellen Kontext ab. Als introvertierter Mensch hätte es mir beispielsweise überhaupt nicht geholfen, wenn jemand in einer stressigen Phase meines Lebens auf mich "eingeredet" hätte oder gar noch unangekündigt vor der Tür gestanden wäre. Am Ende noch als Hausgast, den man bewirten und bespaßen muss.

Wohl gemeinte soziale Kontakte stellen für meinesgleichen immer noch zusätzliche Stressfaktoren dar, und wenn ich sowieso schon am Wirbeln bin, kann ich nichts gebrauchen, was meine Routine noch zusätzlich durcheinander bringt. So bin ich eben gepolt, und ich kann mir auch vorstellen, dass es nicht nur mir allein so geht.

Ein "Care-Paket" hätte dagegen schon eher eine willkommene Ablenkung dargestellt. Und bei rechtzeitiger Ankündigung hätte es sicher auch geholfen, wenn mich jemand zum Kaffeetrinken abgeschleppt und sich ein paar Stunden mein Gejammer angehört hätte. Man sollte nur darauf achten, dass der oder die Gestresste nicht das Gefühl bekommt, noch mehr Anforderungen und Erledigungen aufgebürdet zu bekommen und irgendwelche Außenstehende bei Laune halten zu müssen, obwohl diese eigentlich nur für etwas Abwechslung sorgen wollten.

Ich glaube nicht, dass man solchen Menschen wirklich helfen kann. Ich denke, dass man sich in solchen Situationen nur alleine helfen kann, ohne jemand anderen. Was will die andere Person denn schon machen? Sie kann einem ja keine Arbeit abnehmen oder eine andere Lösung herzaubern. Auch Ablenkung hilft da sicherlich nicht so wahnsinnig viel. Das macht es vielleicht für den Moment besser, aber am nächsten Tag ist die vorherige Situation auch schon wieder gegeben.

Wenn ich gestresst bin, bin ich auch froh, wenn ich mal meine Ruhe habe. Mich würde es total nerven, wenn dann jemand auch noch so auf dem Thema herumreiten würde. Dann könnte ich mich ja gar nicht entspannen. Ich würde auch nicht anders behandelt werden wollen, wie sonst. In solchen Momenten ist man ja nicht krank und braucht daher auch keine besondere Fürsorge. Zumindest sehe ich das so, wobei es sicherlich auch Personen gibt, die das anders sehen.