Wie kann ich ein Buch veröffentlichen, Erfahrungen?
Ich hoffe, dass ich in diesem Kanal richtig liege. Mein Bruder und ich möchten nach einer vierjährigen Arbeit unser erstes Buch veröffentlichen. Allerdings sind angesichts der Vorgehensweise etwas verunsichert. Die Möglichkeiten scheinen heutzutage endlos zu sein.
Daher haben wir zwar viel recherchiert, aber die Informationsflut ist überwältigend. Deshalb würde uns jetzt interessieren, ob Ihr schon einmal ein Buch veröffentlicht habt. Wenn ja, welche Herausforderung hattet Ihr und wie habt Ihr sie gemeistert? Und was würdet ihr im Nachhinein anders machen?
Konnte gerade noch eine Buchveröffentlichung stoppen. Denn die Druckkosten beliefen sich auf stattliche 67000,00 DM für die Erstauflage. Die Möglichkeiten, zu einem eigenen Buch zu kommen, sind für den Privatautor mit gewissen Hürden verbunden.
Viele Buchautoren wurden durch die Kosten in den Ruin getrieben und haben Haus und Hof zwangsversteigern müssen. Die klassischen Verlage gehen heute praktisch kein Risiko mehr ein. Die Gründe liegen auf der Hand: Gestiegene Materialkosten, in dem Zusammenhang eben "Papier", dann gestiegene Produktionskosten, einmal bestimmt durch Mindestlohnpolitik und dann durch Anschaffung der aktuellen computergestützten Layout- und Druckmaschinerie. Dann will ein vernünftiges Lektorat auch bezahlt werden.
Viele renommierte Verlage lehnen mittelmäßige Manuskripte von vorn herein ab, weil sie keine Chance sehen, dass sich die Leute Bücher kaufen. Das klassische auf Papier gedruckte Buch hat gegenüber den anderen elektronischen Medien eine immer kleiner werdende Chance. Das fängt schon bei Bildkalendern an. Es müssen schon sehr ausgefallene Bilder sein in professioneller Qualität, um überhaupt eine Verkaufschance von der "Jury" attestiert zu bekommen.
Ich bekam die lapidare Mitteilung, ich solle einen Käuferkreis selber benennen können, bevor überhaupt an eine Annahme als Projekt gedacht werden könne. Das heißt, ich frage in der Verwandtschaft und Bekanntschaft oder Hobbykreis nach, ob ich vielleicht 10 oder 30 Leute, die den Kalender eventuell kaufen würden, zusammenbekomme.
Jetzt verkaufe ich den Kalender auf eigenem Vertriebsweg, ohne dass mir der Verlag dazwischenfunkt und Prozente kassiert. Für den Druck gehe ich in Vorkasse. Also immer so 10 Stück beim Verlag drucken lassen, bezahlen, hier auf Halde legen und dann zum Selbstkostenpreis an Interessenten dann verkaufen. Kommen noch die Portokosten dazu.
Einige Verlage werben damit, dass sie sogar für Bildkalender eine ISBN-Nummer zum Urheberrechtsschutz beantragen. Wer druckt denn meinen Kalender schon nach? Die andere Frage ist, ob das, was auf dem Kalender erscheint nicht selbst unter Autorenrechten oder Urheberrechten steht. Die Frage stellt sich nicht, da ich die Bilder selber gemalt habe. Und der "Watzmann" steht als Bildmotiv doch nicht eo ipso unter Copyright? Anders wäre das beim "Vaart Capoen" wohl. Oder das Bild ähnelt einem von Picasso. Die Erben erheben auf Ähnlichkeit auch Rechte am Bild? Wie gesagt, die rechtliche Seite vor Veröffentlichung, insbesondere zum Zwecke der Profitmaximierung ist für mich jedenfalls nicht mehr ganz so eindeutig. Aber man geht von Gutgläubigkeit aus.
Wenn jetzt dem Fragesteller nicht schon die Lust vergangen ist, möchte ich trotzdem noch ein paar Tipps geben, wie man zum eigenen Buch kommt. Da gibt es also das Autorenmodell, das ich mit meinen Bemerkungen oben schon angedeutet hatte. Das heißt: Der Autor trägt für die erste Auflage die vollen Druck- und Vertriebskosten. Da diese vom Verkaufspreis pro Buch abgezogen werden, empfiehlt der Verlag, den Verkaufspreis möglichst hoch anzusetzen, aber nicht so hoch, dass keine Marktchance mehr besteht. Die Expertise der Verkaufsstrategie soll einer der Vorteile sein, über "Verlag" zu gehen. Der kennt sich da in der Branche vielleicht besser aus.
Bei jeder weiteren Auflage erhält der Autor eine höhere prozentuale Beteiligung an den erzielten Verkaufspreisen. Dann gibt es die Eigenvermarktung. Dies machen zum Teil auch schon Fotokopiershops. Der Druck ist dann vielleicht schwarz/weiß und DIN-A4, kein Glanzpapier-Offset-Druck CMYK
Was immer so in der Öffentlichkeit propagiert wird, finde ich in der Praxis nicht ganz so bestätigt. Da schreibt jeder Knacki sein Buch und hofft, damit "berühmt" zu werden. Jedes drittklassige Sujet harrte nur der Buchveröffentlichung, gewinnt man den Eindruck. Au ja, denkt man sich da, ich schreib' jetzt auch ein Buch. Meine Erfahrungen als "J Knopf und der Flör auf der Gardinenstange im Dschungel der Großstadt", mein großes, bislang unentdecktes Kinderbuch-Autor-Talent, das es nur noch zu popularisieren gilt. Bemerkung der Redaktion: Es gibt auch noch andere gute Kinderbuchautoren außere E. Heidenreich.
Trotzdem, viel Erfolg beim neuen Buch. Ich jedenfalls habe Geld in eine eine Webseite gesteckt und die "Ergüsse" dort der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Hat auch den Vorteil, dass man schneller aktualisieren kann. Ein Buch ist heute oft schon zum Zeitpunkt des Erscheinens veraltet. Je nach Themenbereich. Buch-Erstellen in gedruckter Form lohnte sich für mich nicht.
Im Grunde hast du fünf Möglichkeiten:
1. Klassischer Verlag: Manuskript hinschicken und abwarten bis ein Verlag zusagt. Du hast vorab keine Kosten aber muss bei jedem verkauften Buch einen gewissen Prozentsatz an den Verlag antreten. Dort wird dann alles für dich übernommen und man muss sich nur mehr um wenig kümmern.
2. Selbstverlag: Alles was ein Verlag übernehmen würde, übernimmst du selbst. Du musst dir einen Lektor suchen, einen Grafiker, jemand, der das Buch korrigiert,... Natürlich machbar aber man wird mehr Zeit und Nerven benötigen. Was man hier auch nicht vergessen darf, um das Marketing musst du dich selbst kümmern. Kosten müssen von dir vorgestreckt werden.
3. Dienstleistungsverlag: Ich beschreibe das mal als Mix zwischen klassischem Verlag und Selbstverlag. Alles was du selbst machen kannst, kannst du selbst machen. Wozu du Hilfe benötigst, nimmst du den Verlag. Angenommen du kennst einen Lektor, dann macht er dir das privat, Grafiker hast du keinen, dann gehst du beispielsweise zum Novum Verlag und buchst dir dort einen dazu. Da kann man dann das auswählen, was man braucht. Marketing etc. könnte man alles buchen. Auch hier müssten die Kosten von dir vorgestreckt werden, dafür bekommst du aber auch Hilfe wenn du sie benötigst.
4 Druckkostenzuschussverlag: Druckt was du ihm schickst. Im Grunde wie eine Druckerei nur teurer. Für alles sonst bist du verantwortlich. Das Buch wird so gedruckt wie du es einsendest. Liegt in deiner Verantwortung.
5. Online/PDF: Du kannst deine Geschichte auch im Internet veröffentlichen oder als PDF. Das kann sich dann jeder runterladen. Ob du da gefunden wirst oder in den Weiten des Internets verschwindest, hängt von deinem Marketing ab. Hier würde sich halt anbieten viel mit Social Media zu arbeiten (Facebook, Instagram, TikTok oder einem eigenen Blog).
Der Idealfall wäre natürlich Szenario 1. tritt nur leider sehr selten ein. Versuchen würde ich es dennoch. Schicke dein Manuskript an Verlage aus deinem Genre und hoffe auf eine Zusage. In der Zwischenzeit kannst du dich ja mit den anderen Optionen auseinandersetzen. Traust du dir den Selbstverlag zu und hast genug Zeit? Brauchst du Hilfe von Menschen, die sich auskennen? Willst du im Grunde nur eine Druckerei haben? Oder reicht es dir wenn deine Geschichte irgendwo im Internet auffindbar ist?
Aus meiner Sicht ist ein Literaturagent die beste Wahl. Klar, der bekommt einen Anteil, wenn ein Verlag das Buch nimmt, aber den hat sich der Dienstleister dann auch redlich verdient. Schließlich hat er den passenden Verlag für das jeweilige Werk gefunden und das Manuskript damit an den Mann gebracht.
Das schafft man selbst nur schwer, selbst wenn ein potenzieller Bestseller vorliegt. Dazu handelt ein erfahrener Agent in der Regel deutlich bessere Bedingungen aus. Und wenn es um Unstimmigkeiten z. B. bei Änderungswünschen des Lektorats geht, vermittelt er. Da ist der Verzicht auf einen kleinen Anteil der Einnahmen mehr als lohnend.
Da fällt mir noch ein, früher gab es einmal vermehrt Verlage, die eine ausgesprochene politische Mission verfolgten. Als Beispiel:Verlag Klaus Wagenbach. Leider ist da etwas passiert, was hinterher als "typisch" für Kapitalismus angeprangert wurde. Der ursprünglich aus einem Autorenkollektiv in Selbstverwaltung mit minimalen Gewinnabsichten angetretene Verlag lief ganz gut. Dann gab es diverse Streitigkeiten im Lektorat, und im Handstreich wurde der "Rotbuchverlag" gegründet.
Je nach Thema, mit dem sich das zu druckende Buch nun befasst, könnte ein Verlag, der ein ebenso vergleichbar "missionarisches" Interesse verfolgt, wie dazumal Wagenbach, sicher ein passables Angebot unterbreiten. Allerdings sollte vorher die Solidität und Verlässlichkeit irgendwie abgeklärt werden. Nicht, dass mitten im Druck der Verlag pleite geht.
Die Idee mit dem Literaturagenten, die @cooper75 bereits oben erwähnte, finde ich nicht schlecht.
Übrigens, eine der Ursachen, wieso ich die oben erwähnten Buchdruck stoppen ließ, war neben den Kosten auch die sich geändert habenden politischen Verhältnisse. Da haben sich im Radio-Büchermarkt damals schon Redakteure die Mäuler darüber zerrissen. Unvorsichtigerweise war ein Vorab-Manuskript in die Hände von Radio-Moderatoren gelangt. Hinterher sagte einer der Redakteure in der Sendung: "Das Buch ist noch gar nicht erschienen".
Und wird es auch nie in Buchform. Wäre es erschienen, hätten sie den Autor in der Luft zerrissen. Man konnte damals nicht ahnen, dass die Beschäftigung mit politischen Themen geradezu ein Minenfeld darstellt. Man sollte sich also auch vor der Veröffentlichung eines Buches gut überlegen, ob man die zu erwartenden Reaktionen der Leserschaft wünschenswert findet.
Es könnte sonst eventuell vorkommen, dass wie im Fall Wagenbach, plötzlich die Polizei vor der Tür steht, oder ein Hass-Sturm über einen hereinbricht, so dass man sich nur noch mit Tarnkappe unter die Leute wagen kann.
Dann gibt es manchmal noch den Umstand, dass jemand anderes, am selben Thema arbeitend, vorzeitig veröffentlicht. Dann ist die eigene ganze Arbeit mit dem Buch sozusagen für die Katz. Wie man das Problem aus der Welt schafft, könnte eventuell der oben erwähnte Literaturagent besser beurteilen.
@Gorgen_: Vielen Dank für den ausführlichen Einblick in deine Erfahrungen! Es tut mir leid zu lesen, wie schwierig sich der Weg für dich gestaltet hat, und gleichzeitig ist mir noch bewusster geworden, dass wir uns vorab gut informieren sollten. Deine Tipps, gründlich zu recherchieren und in Autorenforen nach Erfahrungen zu fragen, sind Gold wert, und wir werden sie uns auf jeden Fall zu Herzen nehmen. Kannst du mir etwas mehr zu deinen Erfahrungen mit der Webseite berichten? Hat sich die Investition für dich gelohnt, und kümmerst du dich auch im Alleingang um die Aktualisierung der Inhalte? Wobei das bei einem Buch natürlich wieder eine andere Vorgehensweise wäre…
@EmilaByz: Vielen Dank für deine übersichtliche Darstellung der verschiedenen Möglichkeiten! Es ist hilfreich, die Vor- und Nachteile der einzelnen Optionen so klar vor Augen zu haben. Es überrascht uns nicht, dass der klassische Verlag der Idealfall und gleichzeitig der schwierigste Weg wäre. Wir werden es aber versuchen und das Manuskript an einige Verlage schicken. Aber es ist gut zu wissen, dass es auch andere Optionen gibt, falls es damit nicht klappt. Die Idee mit dem Dienstleistungsverlag klingt interessant. Wir könnten uns vorstellen, dass das eine gute Lösung wäre, wenn wir bei bestimmten Aspekten professionelle Unterstützung benötigen und andere Dinge selbst in die Hand nehmen möchten. Für die Veröffentlichung bei einem Selbstverlag hätten wir nicht ausreichend Zeit.
@cooper75: Vielen Dank für diesen Input! Allerdings vermute ich, dass es gute und weniger gute Agenten gibt. Die erstgenannte Typologie würde uns wahrscheinlich weiterhelfen, aber wie lässt sich ein seriöser und kompetenter Agent finden? Hast du vielleicht Tipps, wie man einen seriösen und kompetenten Agenten findet? Und wie hoch sind in der Regel die Provisionen?
Ein Literaturagent, der seriös ist, verlangt kein Geld. Er verdient erst dann, wenn du etwas verdienst, weil ein Verlag das Buch nimmt und Geld fließt. Der Anteil liegt dann meist irgendwo zwischen zehn und fünfzehn Prozent.
Es gibt durchaus Liegen mit seriösen Anbietern, wenn man Google oder eine andere Suchmaschine nutzt. Und da muss man dann ebenso wie bei den Verlagen gucken, welche Art von Manuskripten gesucht werden. Genauso wie der Grafit Verlag nur deutsche Krimis betreut, sind Literaturagenten häufig auf bestimmte Bereiche spezialisiert, in denen sie Verlagskontakte haben.
Vielen Dank für Rückmeldung @fragdenapotheker. Da gefragt wurde, wie man mit einer eigenen Webseite zumindest die Kosten für eigene Recherche wieder hereinholen kann, sei die Möglichkeit der Einrichtung einer Paywall erwähnt.
Bei mir ist das nun, seitdem ich Provider gewechselt hatte, insofern nicht mehr aktuell. Denn auch der Hoster der Webseite hatte kräftig seine Gebühr erhöht. Wie die ganze Sache dann steuerrechtlich gehandhabt wird, darüber hatte ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Ist aber vielleicht erwähnenswert, falls die so erzielten "Nebeneinkünfte" eine gewisse Grenze überschreiten.
Eine Zeitlang war meine Webseite noch über WebArchiv WaybackMachine erreichbar, seit letztem Jahr dann nicht mehr. Aber auf der Festplatte sind die Files noch gesichert. Mittlerweile sind die im Manuskript aufgeführten Fakten aber so sehr überholt, dass eine gründliche inhaltliche Überarbeitung notwendig wäre, wozu ich im Moment leider nicht so viel Zeit erübrigen kann, da andere "Projekte" Vorrang genießen.
Trotz aller selbst gemachten Erfahrungen wünsche ich viel Erfolg bei eurem Buchprojekt. Es ist schon etwas anderes, ein Buch durchblättern zu können, vor allem, wenn es viele Illustrationen und farbige Fotos enthält. Das "Haptische" spielt auch eine Rolle. Und ein Buch als solches ist nach Herstellung dann wohl auch ein sehr umweltfreundliches Informationsmittel, da es im Gegensatz zu beispielsweise "K*indle" und so weiter keinerlei Energie mehr verbraucht.
@cooper75: Vielen Dank für den Hinweis mit der Provision, das ist gut zu wissen. Hast du vielleicht Tipps, wie wir herausfinden können, ob ein Agent wirklich seriös und kompetent ist? Gibt es bestimmte Kriterien, auf die wir achten sollten?
@Gorgen_: Vielen Dank für deine Wünsche und Gedanken! Ich empfinde es als schade, dass deine Webseite nicht mehr online ist, aber ich kann verstehen, dass die Aktualisierung viel Zeit und Aufwand erfordert. Deinen Hinweis auf die Paywall und die steuerrechtlichen Aspekte stellen für uns aktuell noch kein Thema dar, aber wir werden das im Hinterkopf behalten.
Bezüglich der Begeisterung für gedruckte Bücher sind wir auf jeden Fall auf einer Wellenlänge! Es ist einfach ein besonderes Gefühl, ein Buch in den Händen zu halten und darin zu blättern. Wir sind uns bisher nicht ganz sicher, ob wir uns für Print oder Digital entscheiden werden, aber wir werden alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.
Die meisten Agenturen sind mittlerweile online vertreten und geben meist an, welche Autoren die vertreten oder welche aktuellen Titel die betreuen. Danach kann man sich schon mal richten. Und dann sollte man auf das Bauchgefühl hören. Wer einfach mal behauptet, bestimmt was zu finden, ist weniger interessant als jemand, der zugibt, nicht die passenden Kontakte für das Genre zu haben oder deutlich sagt, welche Optionen er sieht.
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