Wie jemanden konfrontieren, der immer alles besser weiß?
Bestimmt kennt ihr den einen oder anderen bornierten Menschen, der denkt, alles, was von seiner Einstellung abweicht, sei falsch. So eine Person habe ich jedenfalls auch in meinem Bekanntenkreis und es geht mir auf den Keks.
Sie hat in ihrer Heimatstadt eine Ausbildung gemacht, sehr jung geheiratet und direkt Haus und Kind hinterher geschoben. Und sie ist niemals raus gekommen aus ihrer kleinstädtischen Komfortzone. Das bleibt natürlich jedem selbst überlassen, nur hat das allem Anschein nach bei ihr zu einem beschränkten Horizont geführt. Denn jeder, der ein davon abweichendes Leben führt (also fast jeder, der keine Lust hatte, in dem Provinznest zu versauern), lebt definitiv falsch.
So belehrt sie andere Mütter darüber und verhält sich herablassend, wenn sie die Kinderkleidung nicht in genau dem Fachgeschäft kaufen, wo sie ihr Zeug holt. Das lässt sich auf alles andere ausweiten, wie die einzig richtige Babynahrung usw. Mich hat sie sogar schon über mein Studium belehrt, obwohl sie nie eine Uni von innen gesehen hat. Ich war so baff von so viel Dreistigkeit, dass ich nicht mal kontern konnte.
Das ist jetzt ein Extremfall, aber mir fallen aus meinem Umfeld noch vereinzelt ähnliche Personen ein. Wie geht ihr mit solchen Charakterzügen um? Habt ihr jemanden schon mal direkt konfrontiert bei einer Gelegenheit? Was denkt ihr, wie solche Störungen entstehen?
So lange es bei besserwisserischem Gelaber bleibt, muss man heutzutage fast schon dankbar sein. Leben und leben lassen als Grundsatz gerät leider immer mehr in Vergessenheit. Zumindest in meiner Region. Immer mehr Leute fühlen sich gut, zum Beispiel den Nachbar bei der Stadt anzuschwärzen, weil er nicht Laub harkt wenn der Nachbar das für angemessen und nötig hält.
Oder ich habe auch vermehrt gehört, dass hier in Kleingartensiedlungen Menschen gemobbt werden, die zum Beispiel Dinge auf den Beeten anbauen, die nicht den Vorstellungen der anderen Kleingärtner entsprechen. Also ich rede jetzt nicht von illegalen Pflanzen, sondern von Pflanzen, die vor zwanzig Jahren noch nicht modern waren. Sprich wer seinen Garten nutzt um Chili oder Aubergingen anzubauen wird schel angeschaut und um jeden Preis angeschwärzt, wenn die Hecke drei Zentimeter zu hoch wurde oder ein ähnlich unnötiger Grund gefunden wurde, den man plausibel untermauern kann.
Auch andere Eltern sind hier ein stetiger Quell an Besserwisserei. Ob es um die richtige Erziehung geht oder die richtige Ernährung auf Teufel komm raus wird man belehrt. Und das ganz ohne Rücksicht darauf, ob das eigene Kind das oder jenes aus gesundheitlichen Gründen vielleicht nicht kann, gibt es solche Wichtigtuereltern in Massen, die glauben, das Maß aller Dinge zu sein. Dabei gib es zig Möglichkeiten, ein Kind gesund und glücklich groß zu ziehen.
Wie man mit solchen Leuten umgeht? Wenn man kann, dann ignorieren und Kontakt abbrechen. Man lebt echt ruhiger. Sollen die sich doch andere Opfer zum Belehren suchen! Manchmal hilft das aber nicht und dann muss man einfach mal sachlich darauf hinweisen, dass man erwachsen ist und bisher auch ohne Lebenshilfe glücklich war. Das ist zwar manchmal hart, weil Streit entsteht. Aber manchmal klären harte Worte mehr, als wenn man jahrelang toleriert und der andere womöglich noch denkt, man freut sich über solche Klugschwätzerei.
Ich mache mir gar nicht erst die Mühe, jemanden zu "konfrontieren", nur weil er oder sie mir auf die Nerven geht, sei es durch Besserwisserei, Kleingeistigkeit oder ähnliche nervige Charaktereigenschaften. Ich bin selber auch nicht vollkommen, und vor allem glaube ich nicht, dass ausgerechnet ich die magischen Worte oder die perfekte Erklärung finden würde, die andere Leute zum Umdenken bringt. Wenn die Erziehung versagt hat bzw. jemand ein bestimmtes Alter erreicht hat, ohne sich zu denken: "Hmm, vielleicht übertreibe ich es manchmal mit meinen ach so klugen Ansichten!", ist es eher unwahrscheinlich, dass ausgerechnet meine "Konfrontation" daran etwas ändern wird.
Generell ignoriere ich Besserwisser auch bevorzugt. Manchmal entfährt mir zwar schon ein spitzes: "Wenn Sie das so sagen, wird das wohl so sein!", aber da derlei Leute Ironie meistens nicht erkennen, fühlen sie sich dann eher bestätigt. Auf diese Art kann man sich durchaus einen gewissen Spaß daraus machen, immer absurdere und dümmere Aussagen aus den Leuten herauszukitzeln, aber selbst das wird irgendwann langweilig. Und woher die Besserwisserei kommt, kann ich auch nicht sagen. Wahrscheinlich wie bei jeder Charaktereigenschaft eine Mischung aus Veranlagung und Erziehung.
Ich habe ehrlich auch besseres zu tun, als mich in Denk- oder Verhaltensweisen mir nicht angenehmer Personen einzufühlen. Das tun die doch schließlich auch nicht, also warum dann ich? Wenn man die Gesellschaft dieser Person absolut nicht vermeiden kann, dann sollte man sie eben so gut es geht ignorieren. Habe ich aber einen Nutzen von dieser Person, dann toleriere ich eben deren Verhalten. Ich kenne nämlich auch solch eine Person. Sie war damals die Mutter einer Mitschülerin meiner Tochter.
Wo sie war, war vorn und sie kannte sich mit allen Dingen einfach immer perfekt aus. Sie war aber zusätzlich nicht immer nur besserwisserisch, sie engagierte sich auch für die Klasse. Und ihr Engagement war stets zielführend und die restlichen Klasseneltern nickten stets ab, was sie organisierte. So eben auch ich und nicht nur ich dachte dann, lass sie ruhig einmal im Gespräch übers Ziel hinausschießen, sonst ist sie ja ganz verlässlich und nützlich. Aber eine Person, die nur klug redet und mir sonst gar nichts bietet, lasse ich halt links liegen.
Ich denke, dass es gar nicht viel bringt, jemanden dann direkt zu konfrontieren, wenn es einen selber so stört, dass die andere Person es immer besser weiß. Die andere Person wird noch immer davon überzeugt sein, dass sie die richtige Lösung oder das richtige Leben oder was auch immer hat. Und man selber reibt sich auf und regt sich auf und das bringt es dann doch auch nicht.
Wenn man mit so einer Person berufsbedingt zu tun hat, was bei mir schon mal der Fall war, ist das natürlich nicht leicht, weil so ein Verhalten die Zusammenarbeit nicht gerade erleichtert. Aber sonst würde ich mir auch nur meinen Teil denken und gar nicht die Konfrontation suchen. Auch allgemein würde ich den Kontakt weitestgehend meiden, weil ich mir das nicht antun wollte.
Als ich deine Überschrift gelesen habe, kam mir sofort ein Spruch in den Sinn: "Mit dummen Menschen zu streiten ist wie gegen eine Taube Schach zu spielen: Egal wie gut du spielst, die Taube wird alle Figuren umwerfen, auf das Brett kacken und herumstolzieren, als hätte sie gewonnen." - Verfasser unbekannt
In diesem Spruch steckt so viel Wahrheit und dementsprechend sollte man handeln. Wenn du mit jemanden konfrontiert wirst, der immer alles besser weiß oder das letzte Wort haben will, dann akzeptiere dies einfach. Du wirst nicht gewinnen, egal wie sehr du es versuchst und die Frage ist auch, ob es einen Sinn hat, die Energie zu verwenden.
Ein Kollege in der Ausbildung hat damals immer gesagt: "Sag einfach ja du hast recht und denk dir deinen Teil". Lass die Leute in ihrer kleinen verklemmten Welt, die lernen nie kennen, was alles möglich gewesen wäre und es ist auch nicht deine Aufgabe, dies zu tun.
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