Wie ist eure Reaktion auf jammernde Menschen?

vom 02.12.2016, 07:32 Uhr

Für mich persönlich gibt es zwei Arten von Jammern. Ich habe kein Problem damit, wenn man mit einer Situation (die man nicht beeinflussen kann) mal ein wenig jammert, um Frust abzubauen. So hat eine Freundin von mir zur Zeit das Problem, dass das Haustier krank ist und da jammert sie ab und zu auch mal, wenn es ihm wieder schlechter geht und sie sich hilflos fühlt.

Das stört mich auch nicht, weil das ja eine Situation ist, die sie nicht beeinflussen kann. Abgesehen von den Tierarztbesuchen und dass sie ihm die Medikamente gibt und das Futter kann sie ja nicht viel machen außer Hoffen, dass es bald besser wird. Dieses Gejammer hält bei ihr auch nie lange an, also nach ein paar Minuten ist in der Regel alles erledigt, sie fühlt sich besser und das Leben kann weitergehen. Es ist bei ihr nur ein Ventil zum Frustabbau und hält nie lange an.

Ich habe aber festgestellt, dass ich sehr allergisch auf Menschen reagiere, die (chronisch) über Situationen jammern, die sie selbst beeinflussen können. Jeder ist seines Glückes Schmied wie ich zu sagen pflege und in meinen Augen hat man es schon in der Hand, aus seinem Beruf beispielsweise auszubrechen und durch Abendschule und Weiterbildungen doch noch seinen Traumjob zu ergattern, wenn man das denn möchte.

Wie ist das bei euch? Wie ist eure Reaktion auf jammernde Menschen? Ist es euch egal, in welcher Situation jemand klagt oder jammert oder unterscheidet ihr da durchaus?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich persönlich glaube nicht an "Jeder ist seines Glückes Schmied". Das ist so ein neoliberaler Kampfspruch, der aber verkennt, dass Menschen auch ganz unterschiedliche Voraussetzungen haben und man in einem gegebenen Umfeld mit den gegebenen Begabungen sicherlich immer etwas Einflussnahme erreichen kann, aber man kann nicht alles werden was man will.

Menschen können rein theoretisch einen neuen Beruf erlernen. Das muss man sich aber auch zutrauen. Ich würde es mir inzwischen nicht mehr zutrauen, nochmal komplett was Neues zu studieren. Wenn man das einfach so machen will, ohne medizinische Indikation, dann muss man die Ausbildung oftmals selbst bezahlen. Das Geld hat nicht jeder. Man kann es sich leihen oder einen Kredit aufnehmen. Aber dann hat man Schulden, die man vielleicht nie wieder los werden kann.

Selbst wenn man etwas lernen kann oder will, was einen interessiert. Das ist keine Garantie dafür, dass einem der praktische Job danach gefällt. Ob man Freude an einem Job hat hängt von so vielen anderen Faktoren ab. Man kann in einer Region nicht beliebig viele Jobs finden und nicht jeder will umziehen und alles hinter sich lassen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 05.12.2016, 21:41, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Mir ist auch schon aufgefallen, dass gerade die Leute, die immer tönen, dass man alles schaffen kann, was man nur will, wenn man ganz genau hinschaut, in erster Linie von ihrer privilegierten Stellung in der Gesellschaft profitieren und mitnichten die Macher und "des eigenen Glückes Schmied" sind, für die sie sich halten.

Meistens muss man gar nicht so tief bohren, um festzustellen, dass der Selfmademan, der alles ganz alleine geschafft haben will, dabei von Mami und Papi im sechsstelligen Bereich unterstützt wurde, um überhaupt Abitur und Uni hinzukriegen. Oder aber die Dame mit dem "erfolgreichen" Online-Shop, die davon auch nicht leben könnte, wenn der Göttergatte sie nicht mit durchfüttern würde. Wer sich ohne sechsstellige Eltern oder großzügigem Göttergatten durchschlagen muss, singt da oft ein ganz anderes Lied und muss sich auch noch die Herablassung und Arroganz der Privilegierten gefallen lassen.

Um aufs Jammern zurück zu kommen: Mir geht es zwar einerseits auch auf die Nerven, wenn jemand sich nur beklagt, ohne etwas zu unternehmen, aber ich entblöde mich dann zumindest nicht, mit irgendwelchen Motivationssprüchen im Sinne von "dann mach doch das Abitur nach" zu kommen, weil ich genau weiß, dass das eben nicht jeder kann und sich auch nicht jeder das benötigte Geld von seinen Altvorderen pumpen kann, um sich bräsig in der Abendschule zu räkeln, sondern den miesen Job behalten muss, damit seine/ihre Familie keine Not leidet.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich kann mich meinen Vorpostern nicht anschließen die sagen, dass nicht jeder für sich selbst Verantwortlich ist und das beste daraus machen kann. Ob man sich nun eine weitere Ausbildung zutraut oder nicht spielt dabei doch keine Rolle, die Möglichkeit besteht und wenn sie nicht genutzt wird, besteht sie dennoch noch immer. Da braucht man dann auch nicht jammern wenn es einen im alten Job nicht mehr gefällt und man es doch so schwer hat und lauter Gründe bringt warum man nun keine neue Ausbildung mehr machen kann. Das "nicht zutrauen" spricht auch nicht für das Selbstbewusstsein welches ein Macher aber haben sollte.

Auch ist nicht jeder Macher von Mama und Papa unterstützt worden. Ich zähle mich zu den Machern und brauche dazu keine Hilfe von außen. Mein Studium habe ich nebenbei auf dem zweiten Bildungsweg erworben, meine Ausbildung haben mir meine Eltern auch nicht finanziert sondern ich war dafür arbeiten nachts und unter dem Tage in der Schule um das zu lernen. Ich habe dafür kein Geld bekommen, ich habe welches mitgebracht. Der Berufswechsel lief auch nicht "nett" und "einfach". Gerade weil ich älter war als der Rest wurde von mir noch mehr gefordert als von den jüngeren. Dafür durfte ich auch gleiche sportliche Leistungen bringen wie die Jungspunde und war sogar noch besser als diese. Kam aber auch nicht von ungefähr und geschenkt wurde mir dabei auch nichts.

Mich hat kein Göttergatte durch gefüttert, meine Geschäftsideen finanziert oder mich die Berge nach oben getragen, dass habe ich mir alles alleine erarbeitet wo ich stehe und was ich erreicht habe. Dabei ging nicht nur einmal etwas in den Sand und ich konnte wieder von vorne anfangen. Deswegen sehe ich mich aber auch nicht als besser an oder zähle mich zu den oberen Zehntausend oder gar zu den Leuten die alles in den Hintern gesteckt bekommen haben, damit auch alles anläuft und auch weiterhin am laufen gehalten wird. Es kommt halt darauf an, ob man sich davon überrennen lässt oder ob man damit umgeht und weiter macht.

Jammern kann man mal, aber eben nicht dauerhaft. Ich habe auch gejammert nach den ersten Märschen mit 20 Kilometern und 50 Kg Gepäck im Hochgebirge, mir tat alles weh, ich wollte kein Schritt mehr gehen und wäre am liebsten Tod umgefallen. Das gleiche am nächsten Tag nochmals, wie auch am Übernächsten und darauf folgenden Tag, 5 Tage die Woche über 3 Monate im Winter bei -20 Grad. Da brennt jeder Atemzug nochmals extra zu den Muskelschmerzen und dem Kreuz vom Gepäck. Aber es ging und wurde immer einfacher je häufiger man das auch gemacht hat und heute kann ich darüber lachen, wie ich teilweise geschimpft und gejammert habe. Andere haben direkt nach dem ersten Marsch hingeworfen, anstatt einfach mal die Arschbacken zusammen kneifen und durchhalten. Auch das Durchhalten ist eine Fähigkeit die den chronischen Jammerern gänzlich fehlt.

Daher muss man das schon differenzieren, ob jemand Jammert und etwas nicht für seine Situation kann oder daran ändern kann bzw. alles daran setzt es zu ändern. Das würde auf den Fall mit der kranken Katze zutreffen. Das Jammern über Job und Co kann man ändern nur die Leute bekommen ihren Hintern nicht dazu aufgerafft und finden fadenscheinige Ausreden die sie für gute Argumente halten.

Was Zitronengras da von sich gegeben hat, kann ich so jedenfalls nicht nachvollziehen und würde das als Argument auch nicht durchgehen lassen, warum jemand nun jammern darf. Wer etwas studiert und umlernt, der informiert sich vorher was man damit hinterher anfangen kann und auch über Jobangebote. Das nicht alles vor der Haustür liegt sollte dabei klar sein, aber ein wenig Flexibilität und Engagement sollte man auch erwarten können. Für mich hört sich das wieder nur so an, dass man auch da alles vor die Nase servieren muss damit es auch angenommen wird, deutet nicht im Ansatz auf Selbstständigkeit und ein Selbstbewusstsein hin.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Wenn ein Mann so etwas schreibt und sich als "Macher" bezeichnet, da verdreht man ja schon die Augen, aber wenn eine Frau solches Zeug von sich gibt, dann ist es eigentlich gar nicht mehr zu unterbieten. Es wird auch niemand gezwungen, Märsche ins Hochgebirge zu unternehmen. Das hast du dir ausgesucht, diesen merkwürdigen Job den du da hast und wenn du als Macher es nicht nötig hast zu jammern, dann musst du auch nicht erwähnen, dass dir dabei das Atmen weh getan hast. Nur so am Rande, das passt dann wieder nicht zum Macher-Image.

Komisch auch, dass es nicht ok ist, wenn andere über etwas jammern, aber wenn du über dein Katzenproblem jammerst, dann ist es korrekt? Also mit dem Finger auf andere zeigen können wir ganz hervorragend, aber mal fragen, was man selbst falsch macht, das klappt irgendwie nicht so besonders bei dir. Ein wenig Selbsterkenntnis würde dir echt nicht schaden, die scheinst du nämlich nicht gelernt zu haben.

Und was soll heißen, dass du ein Argument nicht durchgehen lässt? Bist du jetzt Weltpolizei oder Gott, um darüber entscheiden zu dürfen, was als Argument passend ist und "durchgehen" darf und was nicht? Auch ganz schön anmaßend. Was dir fehlt, Sorae, ist eine angemessene und neurale Sicht auf die Dinge. Du vertrittst oft sehr extremistische Standpunkte, weil bei dir im Leben auch einiges schief gegangen zu sein scheint. Und sich dann zu einer Kampf-Amazone zu entwickeln würde ich nicht so als großen Erfolg feiern. Das ist auch kein Selbstbewusstsein, das ist das ganze Gegenteil davon. Da ist ein verstörter und sozial nicht sehr kompetenter Mensch, der sich bewusst hart gibt, damit er eigene Fehler nicht sehen muss.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Zitronengras, dann verdrehe weiter die Augen. Ich habe geschrieben mal jammern kann jeder. Das du nun mit meiner Katzengeschichte ankommst ist einfach nur an den Haaren herbeigezogen weil dir nichts besseres einfällt, du dir auf den Schlips getreten fühlt und offenbar auch nicht damit zurecht kommst wenn du mal Kontra bekommst mit deinen "Argumenten".

Jeder kann sich informieren vor seinem Studium und seiner Ausbildung auch wenn du das nicht wahr haben möchtest und aus deinem Kaff nicht in die Stadt kamst dich zu informieren und Mutti dich nicht gefahren hat als "halbes Kind mit 18 Jahren". So tickt halt nicht jeder, da kann ich dir genauso gut unterstellen, dass du auf dem Stand eines Kindergartenkindes geblieben bist bei dem die Erziehung ebenfalls nicht gelaufen ist. Mit 18 sollte man soweit in der Lage sein, dass man von A nach B kommt und sich selbstständig um Informationen zu seinem Beruflichen Werdegang macht mit den Folgen. Tausende andere haben es geschafft, du nicht sind die anderen nun ebenfalls Macher und Kampf Amazonen?

Du hast dir dein Studium genauso ausgesucht wie ich mir meinen Beruf, da besteht kein Unterschied. Dennoch wirst auch du deine Phasen gehabt haben an denen du gejammert hast, dich gefragt hast wozu das alles aber dennoch weiter gemacht hast. Niemand hat dich zu deinem Studium gezwungen und ausgesucht hast du dir das auch ganz alleine. Passt somit auch nicht zu deinem Jammerlappen Image, der nichts weiß und ja so ohne Informationen auf das Studium und den Job losgelassen wurde. Wenn man so Informationslos durch die Welt geht, dann ist man selbst daran sich Informationen zu besorgen und nicht zu warten bis Mutti Informationen einholt oder einen in die Stadt fährt, da Busfahren mit 18 Jahren zu schwer ist.

Daher kann ich es nur dankend zurück geben in meinem Leben ist einiges schief gelaufen, kann ich auch dazu stehen. Aber ich habe das beste daraus gemacht, daraus gelernt und bin Selbstständig. Du hingegen verkriechst dich weiter in dein Ich weiß von nichts Image, machst auf Selbstmitleid weil dir niemand gesagt hat was du mit deinem Studium anfangen willst und zu feige bist mal etwas zu riskieren mit einem Neuanfang. Deine verstörten sozialen Kompetenzen mal komplett außen vor gelassen, dass man sich Freundschaften erkaufen will gegen Mietnachlass einer Garage und dann noch in einem Forum fragt warum das nicht klappt. Wo ist da wohl mehr schief gelaufen?

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich denke auch, dass es darauf ankommt, warum denn jemand jammert. Ich denke, dass man muss manchmal einfach mal, um sich so etwas zu erleichtern und sich einfach jemandem mitteilen zu können. Nervig finde ich es eigentlich nur, wenn man Personen trifft, die grundsätzlich über Gott und die Welt jammern. Eben nie etwas Positives zu erzählen haben und das Gespräch gleich mit einem tiefen seufzten beginnen.

Meist vergeht mir dann da schon die Lust auf einen Plausch und ich fühle mich hinterher auch oft nicht gut, weil mir dann wieder bewusst wird, wie schlecht man doch alles sehen kann. So etwas würde ich dann als chronisches Jammern ansehen. Aber wenn man krank ist oder ein krankes Tier zu Hause hat, tut es vielleicht einfach mal gut, wenn man da auch mal ein wenig jammern darf. So lange das alles eben in Maßen und nicht zu übertrieben ist, macht mir das auch nichts aus.

Für manche Dinge kann man auch wirklich nichts und muss sie eben hinnehmen. Ich denke, dass es kaum jemanden gibt, der wirklich nie mal jammert. Für manche Dinge kann man selbst etwas tun, bei anderen nicht. Oftmals sagt man ja auch, dass jammern auch nichts hilft.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Zitronengras, dann verdrehe weiter die Augen. Ich habe geschrieben mal jammern kann jeder. Das du nun mit meiner Katzengeschichte ankommst ist einfach nur an den Haaren herbeigezogen weil dir nichts besseres einfällt, du dir auf den Schlips getreten fühlt und offenbar auch nicht damit zurecht kommst wenn du mal Kontra bekommst mit deinen "Argumenten".

Die Katzengeschichte hast du selbst im Verlauf der Konversation hier erwähnt und - wenn ich das zitieren darf - geschrieben, dass es Fälle gibt, in denen man nichts an seiner Situation ändern können und dass dies auf den Fall der kranken Katze zutreffen würde. Im gleichen Atemzug kanzelst du aber alle generell ab, die vielleicht über ihre berufliche Situation oder ihre Job jammern. Im Eingangspost wurde die Meinung geäußert, dass Menschen nicht über ihren Beruf jammern dürften, weil sie den ja ändern könnten. Ob sich nun deine Kritik darauf bezieht, dass ich allgemein der Meinung bin, nicht jeder ist einfach so seines Glückes Schmied oder ob sich das gegen mich und Dinge, die ich mal geschrieben habe, richtet, kann ich deinen Sätzen nicht entnehmen. Da du aber im weiteren Verlauf Bezug auf einen anderen Beitrag nimmst, in dem ich geschrieben hatte, dass man mit 18 noch gar nicht weiß, was man mal machen will, nehme ich mal an, dass es dir nicht um eine sachliche Diskussion geht, sondern darum, mich zu diffamieren.

Es kann sich jeder vor seiner Ausbildung informieren. Da stimme ich dir zu. Ich habe nirgends geschrieben, dass ich das nicht wahr haben wöllte, wie du mir unterstellst. Ich habe mich auch informiert, war etwa bei Inforveranstaltungen vom Arbeitsamt. Probevorlesungen habe ich keine besucht, das stimmt auch. Zum einen weil ich organisatorisch nicht zur Uni kam, aber zum anderen auch, weil ich diese Probevorlesungen nicht sinnvoll finde. Man sitzt da in einer Veranstaltung, bekommt einen minimalen Ausschnitt dargeboten und wenn man Pech hat, erwischt man eine langweilige und zweifelt hinterher. Selbst wenn es die Möglichkeit gegeben hätte, einfach zur Uni zu kommen, hätte ich es daher nicht gemacht, weil ich keinen Sinn darin sehe. Eine wirkliche Einsicht darin, was man im Beruf tatsächlich macht, bekommt man erst, wenn man auch in dem Beruf arbeitet. Alles davor ist nur Theorie und kann einem nicht dabei helfen, den Sinn des Studiums für sich allumfassend einzuschätzen.

So tickt halt nicht jeder, da kann ich dir genauso gut unterstellen, dass du auf dem Stand eines Kindergartenkindes geblieben bist bei dem die Erziehung ebenfalls nicht gelaufen ist. Mit 18 sollte man soweit in der Lage sein, dass man von A nach B kommt und sich selbstständig um Informationen zu seinem Beruflichen Werdegang macht mit den Folgen. Tausende andere haben es geschafft, du nicht sind die anderen nun ebenfalls Macher und Kampf Amazonen?

Zunächst einmal solltest du es dir nicht anmaßen, beurteilen zu dürfen, was man mit 18 machen muss oder nicht. Das stellst du dich auf eine Position, die dir nicht zusteht. Meine Mutter hat sich sehr gut um mich gekümmert und mich nicht sozial verwahrlosen lassen. Ich war ein Wunschkind und bin nicht ausversehen passiert und dementsprechend wurde ich auch mit Liebe und nicht mit Desinteresse erzogen. Wenn es also dem Stand eines Kindergartenkindes entspricht, dass man als Kind geliebt und umsorgt wird - bitte, dann ist es so. Vielleicht sollte man mit allen anderen, denen es nicht so ging, aber auch einfach nur Mitleid haben, denn wer ohne elterliche Liebe aufwächst, der wird irgendwie verkorkst. Ich bin dank der Liebe meiner Mutter zu einem psychisch gesunden, fröhlichen Menschen geworden, der sich sicherlich - was ganz normal ist - auch mal über was ärgert, der aber nicht das Bedürfnis hat, alle anderen wegzubeißen. Und was könnte eine bessere Voraussetzung für ein erfolgreiches Leben sein?

Du hast dir dein Studium genauso ausgesucht wie ich mir meinen Beruf, da besteht kein Unterschied. Dennoch wirst auch du deine Phasen gehabt haben an denen du gejammert hast, dich gefragt hast wozu das alles aber dennoch weiter gemacht hast. Niemand hat dich zu deinem Studium gezwungen und ausgesucht hast du dir das auch ganz alleine.


Ja, ich habe mir das ausgesucht. Ich habe ein NC-Fach studiert, für was man einen Einser-Abiturdurchschnitt brauchte und ich habe in der Schule zielstrebig darauf hingearbeitet, diesen zu erreichen, was mir auch gelungen ist, sodass ich mein Wunschfach studieren konnte. Und weil ich mich auch für andere Fächer interessiert habe, habe ich noch ein zweites Fach parallel studiert und eine Ausbildung habe ich auch noch. Zudem promoviere ich heute. Das ist doch etwas, worüber man sich freuen und worauf man stolz sein kann. Woraus erkennst du nun ein Jammern oder die mir unterstellte Unselbstständigkeit?

Ich finde nicht, dass es ein Wert ist, alles alleine zu machen. Denn das verstehst du offenbar unter Selbstständigkeit - dass man sich wie ein Panzer gegen alle Widerstände überall mit dem Kopf durch die Wand durchsetzt. Das ist keine Selbstständigkeit, das ist irgendwie was Krankhaftes. Vielleicht Narzissmus oder antisoziales Verhalten, aber es ist keine positive Selbstständigkeit. Den Unterschied muss man schon treffen. Wer seines Glückes Schmied sein will, der kommt mit der Strategie Kopf durch die Wand meistens auch nicht weiter. Man muss in der Gesellschaft auch funktionieren und das klappt nicht als Ein-Mann-Armee.

Du hingegen verkriechst dich weiter in dein Ich weiß von nichts Image, machst auf Selbstmitleid weil dir niemand gesagt hat was du mit deinem Studium anfangen willst und zu feige bist mal etwas zu riskieren mit einem Neuanfang. Deine verstörten sozialen Kompetenzen mal komplett außen vor gelassen, dass man sich Freundschaften erkaufen will gegen Mietnachlass einer Garage und dann noch in einem Forum fragt warum das nicht klappt. Wo ist da wohl mehr schief gelaufen?

Wenn du andauernd das Bedürfnis hast, mir irgendwelche aus der Luft gegriffenen Unterstellungen zu machen, dann würde ich sagen, ist bei dir mehr schief gelaufen. Ich verkrieche mich nicht. Ich bin mit meinem Job sehr zufrieden und verdiene ein ganzes Stück mehr als der akademische Durchschnitt und das obwohl ich in einer strukturschwachen Region wohne. Ich will gar keinen Neuanfang. Was soll denn das? Warum sollte ich etwas riskieren, wenn ich gar nichts ändern will? Verstehe den Sinn deiner Aussage hier nicht. Wenn man völlig zufrieden ist, warum sollte man dann was ändern?

Es gibt immer, in jedem Job Dinge, die man vielleicht nicht als optimal und wirklich stimmig betrachtet. Das heißt aber nicht, dass man gleich komplett etwas anderes machen will. Und als Mensch, der reflektiert ist, habe ich mich eben mal gefragt, was denn wäre, wenn ich stattdessen einen Beruf hätte, bei dem man ganz andere Aufgaben hat. Und diese Frage darf man doch gedanklich mal durchspielen oder gestehst du einem das nicht zu? Das hat weder etwas mit Feigheit noch mit Jammern zu tun, es ist nur ein Gedankenspiel. Woher du die Einschätzung nimmst, dass ich dringend irgendwas ändern müsste, erschließt sich mir nicht.

Zudem arbeite ich darauf hin, gar nicht mehr arbeiten zu müssen, wozu unter anderem die Garagenvermietung dient. Ja, ich habe den einen sympathisch gefunden und wollte mich mit dem anfreunden. Aber ich habe nicht mit einer Mietminderung Freundschaft erkaufen wollen. Es gibt keine Mietminderung, der zahlt ganz normale Miete und das auch recht viel, weil der den auf Verhandlungsbasis gesetzten hohen Preis einfach so akzeptiert hat. Und natürlich ärgere ich mich darüber, dass ein Mensch, bei dem ich dachte, dass man auf einer Wellenlänge ist, offenbar doch keine Freundschaft will.

Das liegt aber vielleicht auch daran, dass der junge Mann psychische Probleme zu haben scheint und das wusste ich vorher nicht. Denn das letzte, dass er mir geschrieben hat, war, dass er zu zahlreichen seiner Freunde den Kontakt abgebrochen hat, weil er sich von allen verraten fühlen würde. Das liegt dann vielleicht nicht unbedingt daran, dass ich etwas falsch gemacht habe. Aber ist es nicht normal, sich darüber zu ärgern? Ist es nicht normal, dass man traurig ist, wenn man selbst jemanden toll fand und der keine Freundschaft möchte? Oder ist dass dann ein Anlass dafür, einen durch den Dreck zu ziehen?

Ein erfolgreiches Leben heißt nicht, dass immer in allen Details alles perfekt ist. Diesen Zustand wird man nie erreichen. Ich bin zufrieden und ich kann die Dinge, die nicht klappt, für mich einordnen und damit abschließen. Ich kann mir, wenn mal etwas nicht klappt, sagen, dass das schon alles seinen Sinn haben wird und dann wieder in die Zukunft schauen. Ich kann es auch für mich akzeptieren, dass meine Arbeit nicht zu 100% meinen Interessen entspricht, aber es wird keinen Job geben, der das tut, egal was ich mache. Und damit kann ich leben. Ich muss also nichts ändern.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 07.12.2016, 11:59, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Jammern auf hohem Niveau ist doch modern. Es gibt doch genug Speichellecker-Freunde, die einem dann auf die Schulter klopfen und diejenigen Beweiräuchern. Der andere tätschelt den Jammerer auf dem Kopf herum, weil es ihm ja so schwer ergeht. Davon gibt es doch genug und solange es die Anhörer, Speichellecker und Kopftätschler gibt, werden die Leute weiter jammern.

Natürlich ist jeder seines Glückes eigener Schmied. Der Spruch mag immer so salopp kommen, aber er ist nun einmal so. Wer keinen Job findet, weil der HA Abschluss nicht reicht, der sollte darüber nachdenken den FOR Abschluss nachzumachen. Natürlich hat das auch etwas mit Wollen zu tun. Ich brauche kein Umfeld, um mir Mut zusprechen zu lassen. Wer sein Leben ändern will, der kann es.

Ich habe ja Verständnis dafür, wenn nicht alles von heute auf morgen klappt. Das ist so. Rückschläge ertragen, müssen einige lernen. Das ist auch ein Teil des Lernprozesses. Doch wer gar nichts tut, obwohl man könnte und es wenigstens versuchen könnte, der muss bei mir auf die Dauer auch nicht jammern. Da höre ich erst gar nicht zu. Da bin ich ganz rigoros drin.

Die Leute, die jammern, weil es ihren Tieren und Kindern schlecht geht, wegen dem Gesundheitszustand, für die habe ich Verständnis. Außer Medikamente und Pflege können sie nichts machen. Das ist meist aber auch eigentlich kein Jammern, selbst wenn dem so empfunden wird. Es handelt sich meist um Hilflosigkeit.

Wir haben einen im Freundeskreis, der jammert gerne. Er ist 33 Jahre jung, hat einen HA-Abschluss und immer als Transporthelfer gearbeitet. Der verdiente auch gut 1.500,-netto. Jetzt wurde er gekündigt und findet keinen Job mehr. Er jammert lieber seinem Geld hinterher und darüber, dass H4 so wenig ist, statt seinen Arsch zu bewegen. Da hört keiner von uns mehr zu, weil wer Arbeit will, der findet. Man muss nur mal ein wenig die Ansprüche herunterschrauben.

Wer ständig über Zahnschmerzen jammert, aber nicht zum Zahnarzt geht, der hat eben auch selber schuld. Ich bin da sehr locker und rigoros. Ich hab da kein Bock drauf und verschwende keine Minute für das Gejammer von anderen, wenn es dazu keinen Grund gibt. Man kann immer Hänger hangen. Doch daraus sollte man lernen und kommt der Lerneffekt nicht, dann denke ich mir "erzähl es einer Parkuhr".

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich höre jammernden Menschen einfach zu. Natürlich kann ich nicht immer helfen und ich weiß auch manchmal nicht, was ich dazu großartig sagen soll, aber wieso sollte man nicht einfach mal die Klappe halten können und einfach zuhören? Der Jammernde braucht einfach mal ein Ventil, das ist verständlich und kann jedem von uns passieren, und dann bin ich einfach da. Aktives Zuhören ist eine feine Sache und nur weil Grund X für mich kein guter Grund zum Jammern ist, heißt es nicht so, dass dies auf die ganze Menschheit übertragbar ist.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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