Wie ist das Gefühl, nachdem man durchgefallen ist?
Ich musste in meinem bisherigen Leben zahlreiche Prüfungen absolvieren. Es ist mir jedoch noch nie passiert, dass ich irgendwo durchgefallen bin. In manchen Situationen war es ziemlich knapp und ich bin nur ein paar Punkte am Durchfallen vorbeigekommen. In den meisten Fällen habe ich aber mit einer ganz guten Note bestanden. Ich kenne das Gefühl, durchzufallen, daher gar nicht.
Wer von euch ist schon durch Prüfungen durchgefallen und kann das Gefühl beschreiben? Seid ihr dann sauer auf euch selbst gewesen oder habt ihr die Schuld woanders gesucht? Beschleicht einen dann ein Gefühl der Angst, eine Prüfung nicht bestehen zu können?
Ich selbst bin in der Schule genau wie du auch nie Durchgefallen aber meiner besten Freundin ist das in der neunten Klasse einmal passiert. Sie hat mir damals erzählt, dass sie sich Vorwürfe gemacht hat warum sie so faul war und dass sie sich dann auch für Dumm gehalten hat. Aber als sie das Jahr dann wiederholt hat, war bei ihr der Ehrgeiz geweckt und sie schloss die neunte Klasse als Klassenbeste ab.
Ich bin in der Uni ab und zu durchgefallen. Allerdings muss ich zugeben, dass das bis auf ein einziges Mal immer geplant passiert ist. Wir konnten nur bis 14 Tage vor dem Prüfungstermin wieder Abmelden und wenn ich wusste, dass die Note schlecht wird, bin ich lieber kontrolliert durchgefallen und habe im nächsten Semester dann eine sehr gute Note geschrieben. Ich war also nie wirklich enttäuscht, wenn ich durchgefallen bin, immerhin habe ich das ja bewusst gemacht. Kontrolliertes Durchfallen war bei uns im Studiengang sogar recht beliebt, bis er komplett modularisiert wurde.
Ich bin nur ein einziges Mal ungeplant durchgefallen, aber diese Prüfung war eine einzige Katastrophe. Unser Dozent kam an dem Morgen nicht an die Prüfungen, weil in seinem Bürogebäude die Schlösser getauscht werden mussten und er nicht wie versprochen früh an dem Tag einen neuen Schlüssel bekam. Als er dann mit fast einer Stunde Verspätung den Prüfungsraum betrat, stellte er fest, dass er nicht genug Kopien der Klausur dabei hat, da ein Prüfungsamt einer anderen Fakultät vergessen hatte, die teilnehmenden Studenten zu melden. Somit verschob sich der Prüfungsbeginn um weitere 30 Minuten.
Viele von uns hatten noch Termine, es rechnet schließlich niemand damit, dass eine Klausur von 120 Minuten Dauer mit mehr als 90 Minuten Verspätung beginnt. Ich hatte auch noch einen wichtigen Termin und konnte mich in der Klausur einfach nicht konzentrieren, die Zahlen sind regelrecht vor meinen Augen verschwommen, meine Ergebnisse machten keinen Sinn. Irgendwann habe ich angefangen, einfach alles zu streichen. Ich war eigentlich so extrem gut vorbereitet, aber dieses ganze Chaos vorher hat mich so fertig gemacht, dass alles Wissen weg war. Von knapp 200 Studenten haben etwa 20 gleich in der Prüfung aufgegeben.
Ich wäre bestimmt sowieso durchgefallen, aber ich wollte das Risiko einer 4,0 nicht eingehen. Nach der Klausur war ich richtig sauer auf die ganze Verkettung unglücklicher Umstände und enttäuscht von mir selbst, weil mein Gehirn einfach alles vergessen hatte. Es gab nach der Klausur so viele Beschwerden bei Prüfungsamt und Prüfungsausschuss, dass zuerst die Grenze zum Bestehen auf 25% gesenkt wurde und schließlich sogar angeboten wurde, die Klausurnote nachträglich in 'nicht bestanden' ändern zu lassen, um an der Wiederholungsklausur teilnehmen zu können. Diese war dann auch sehr gut besucht und für mich persönlich mit einer 1,0 sehr erfolgreich. Rückblickend bin ich sogar froh, dass der erste Versuch so schrecklich war.
Das hängt eindeutig von der inneren Einstellung und dem inneren Leistungsdruck ab. Wenn man mehrere Versuche hat im Studium zum Beispiel und man schreibt die erste Klausur mit der Einstellung, dass es ja nicht schlimm ist, wenn man durchfällt, weil der zweite Termin auch noch da ist, wird es keinen Schock auslösen oder Frustration, wenn man doch durchfallen sollte. Wenn man sich aber unter Druck setzt und mehr oder weniger alles vom Bestehen abhängt und man dann durchfällt bricht natürlich eine Welt zusammen.
Ich bin mehrfach durchgefallen. Zweimal wegen Krankheit, was ich ja noch gut akzeptieren kann und einmal weil mir ein einziger Punkt gefehlt hat. Da war ich schon niedergeschlagen und fand es nicht lustig. Den Punkt hatte ich im Folgejahr natürlich auf der Note nachgeholt, aber es war eine Enttäuschung.
Mir selber ist das noch nicht passiert. Allerdings einem Kumpel, der wirklich fertig war, weil er richtig viel gelernt hat und dann einfach bei der Prüfung aus Angst durchgefallen ist, weil er wie ein Black Out hatte. Das ist sehr ärgerlich gewesen und ihn hat das auch lange belastet, aber wir haben versucht ihn alle aufzubauen und das ging dann auch irgendwann wieder. Seine Stimmung wechselte dann wieder ins Positive. Letztendlich kann man es im zweiten Versuch ja auch nur besser machen, da man sich ja schon mal damit beschäftigt hat.
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