Wie innig ist das Verhältnis zu euren Nachbarn?
Ich lebe in einem Dorf. Hier grüßt man sich, redet auch durchaus mal miteinander. Zum Glück wohnen wir nicht mehr mit mehreren Parteien in einem Haus, das fand ich zuweilen auch mal unangenehm, wenn man beispielsweise schlafen will und die Nachbarin die Stöckelschuhe auf dem Gang testet. Ganz so innig brauche ich es also nicht. Ich rede hier durchaus mal mit den Leuten, im Notfall hilft man sich auch, aber das ist eben Dorf. In einer Stadt grüße ich meine Nachbarn nur und gut ist. Wie läuft das bei euch? Habt ihr vielleicht auch Freundschaften zu den Nachbarn? Würdet ihr es euch inniger wünschen?
Also zu den direkten Nachbarn haben wir schon etwas stärker Kontakt als zu den Anderen. Ich grüße die Nachbarn und unterhalte mich schon mal mit denen. Meiner Freundin brauchen die nicht auf die Pelle zu rücken, oft grüßt sie die Leute nicht mal, weil sie da ein wenig "speziell" ist und mit den wenigsten Menschen etwas anfangen kann. Aber das dickste Verhältnis zu unseren Nachbarn haben wir nun auch nicht unbedingt.
Also auf dem Dorf ist es doch eher üblich, dass man alle Leute grüßt, die dort wohnen. Nur die Leute aus der eigenen Straße kenne ich so gar nicht. Aber ich muss auch sagen, dass ich seit Jahren nicht mehr auf dem Land lebe und darüber recht froh bin. Zumal wir mit beiden Wohnungen, die wir bisher in der Stadt hatten bzw. haben auch Glück mit den Mitmietern haben. Jeweils recht ruhige Häuser, wo man sich kaum gegenseitig stört.
Aber so innig, dass man sich ständig gegenseitig besucht, habe ich das selbst auf dem Dorf nicht gehalten. Mal eine Unterhaltung wenn man sich begegnet, aber allgemein kaum gegenseitige Besuche. Ich selbst mochte das noch nie, großartig Besuch zu bekommen.
Aktuell haben wir nur mit einer Mitmieterin ein näheres Verhältnis. Diese wohnt direkt über uns und da wir schon mal befürchten mussten, dass ihr was passiert ist, meldet sie sich immer ab, wenn sie auf Reisen geht. Da bekommen wir immer den Schlüssel für den Briefkasten, so wie auch aktuell, da sie sich in einer Reha befindet.
Ich weiß gar nicht, was das mit einer Wohnlage im Dorf oder in der Stadt zu tun haben soll. Aufgewachsen bin ich erst in einem ländlich geprägten Stadtteil einer Großstadt mit über 350.000 Einwohnern und dann in einer Siedlung der gehobenen Mittelschicht drei Kilometer weiter.
Man hat sich gegrüßt, das galt auch für Fremde, die man auf Waldwegen und auf den Feldern traf. Man hat sich unterhalten, die Blumen gegossen, die Haustiere versorgt und den Garten gewässert, wenn jemand in Urlaub oder krank war. Man hat die Kinder gegenseitig gehütet, zur Schule und zum Kindergarten gebracht und sich in den Vereinen engagiert. Die Gemeinschaft war eng und für Senioren putzte man mit, kaufte ein und fegte Schnee.
Dann habe ich auf dem Land gelebt, das Dorf hatte im Kern weniger als 1.000 Einwohner. Da lief es nun kein bisschen anders. Statt des Straßenfestes hatte man nun eben ein Dorffest und es gab halt nur den Fußballverein, den Schützenverein und die Landfrauen. Aber sonst?
Nun lebe ich in einer Großstadt mit über 500.000 Einwohnern im ärmlichen Norden. Und wieder ist es nicht anders. Man unterhält sich, man unterstützt sich und man sitzt an und zu draußen oder im Schrebergarten zusammen. Enge Freundschaften sind das nicht, man besucht sich auch nicht in den Häusern. Aber die Gemeinschaft funktioniert.
Überhaupt nicht, was mir ehrlich gesagt auch ganz recht ist. Ich bin ein privater Mensch, ich habe gern meine Ruhe. Natürlich "grüße" ich und halte auch die Eingangstür auf und Pakete annehmen ist Ehrensache. Aber ich kenne nicht mal alle Nachbarn mit Namen, weil ich einfach zu selten daheim bin. Wenn ich morgens das Haus verlasse, kommt mir maximal der Typ aus dem dritten Stock entgegen, der von der Nachtschicht kommt, und abends will ich niemand Fremden mehr sehen und hören.
Das ganze alltägliche Geplänkel untertags (Post, Einkaufen, Kinder kutschieren, Wäsche im Garten aufhängen und so weiter) geht, seit wir hier wohnen, deshalb so gut wie komplett an mir vorbei. Da kann sich kein "inniges" Verhältnis aufbauen, und ich lege ehrlich gesagt auch keinen großen Wert darauf. Ich bin eine Einsiedlerin und fühle mich in einer engen Gemeinschaft nicht wohl. Ich möchte keine zusätzliche Verantwortung für anderer Leute Blumen, Haustiere, Kinder, Gehwege oder was auch immer. Dafür gibt es andere Leute, die ganz scharf darauf sind.
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