Wie hilfreich ist Sport bei der Trauerarbeit?
Jeder Mensch muss früher oder später mit einem Verlust umgehen. Manchmal nehmen die Betroffenene dann auch eine Therapie in Anspruch, die aber meist nur aus Gesprächen besteht. Was ist aber mit Bewegung? Ich las kürzlich von einer Frau, die eine Art Sport-Therapie für Trauernde anbietet. Das Konzept klingt schon interessant, auch wenn ich von einem derartigen Angebot noch nie gehört habe.
Was haltet ihr von einer Art Sport-Therapie für Trauernde? Ist das durchaus sinnvoll und effektiv oder lenkt es nur ab und bringt überhaupt nichts bei der Trauerarbeit? Würdet ihr an so einer sportlichen Therapie teilnehmen wollen, wenn ihr im Trauerfall Therapiebedarf hättet? Wie müssten die Bewegungen und Übungen denn sein, um effektiv bei der Trauerarbeit helfen zu können? Was kosten solche Sportkurse überhaupt und wie verbreitet ist so ein Angebot?
Es gibt doch nicht den einen Weg um mit Trauer umzugehen, sondern mehrere. Ich habe durchaus schon erlebt, dass ich freiwillig rennen gegangen bin, weil ich einfach den Kopf freibekommen wollte, einfach mal nicht nachdenken, sondern nur sportlich funktionieren, dabei Musik hören, das tut einfach gut und im Trauerfall ist es sicherlich auch ein guter Weg um damit umzugehen.
So kann es aber für den einen auch gut sein, sich einfach alles von der Seele zu reden oder zu schreiben und der andere braucht eben dieses Kopf freibekommen und beim Sport auspowern. Jeder ist da ein bisschen anders und letztendlich wird auch alles davon beeinflusst wie nahe einem die Person war und ob man sich auf den Tod vorbereiten konnte oder nicht.
Ich kann mir schon vorstellen, dass Sport bei der Bewältigung von Krisen aller Art helfen kann, auch wenn ich als bekennende Nicht-Sportlerin skeptisch bin, wenn körperliche Bewegung, wie es ja ständig geschieht als Allheilmittel für Alltagsprobleme und seelische Ausnahmezustände aller Art vehement angepriesen wird. Stress? Geh rennen! Liebeskummer? Fitness-Studio! Jobverlust? Yoga! Kind hat schlechte Noten? Karate! Es ist wahrscheinlich wie so oft eine Typfrage.
Aus eigener Erfahrung kann ich zumindest sagen, dass Trauer erstens brutal anstrengend ist und zweitens sozial isoliert. Alleine dafür kann körperliche Bewegung ausgleichend wirken, aber eben bei Leuten, die darauf positiv ansprechen. Das Letzte, was ich bei diversen Verlusten gebraucht hätte, wäre jemand gewesen, der mich zum Sport zwingt, quasi unter dem Motto: Du trauerst falsch! Wenn du dieses oder jenes machst, bist du in ein paar Wochen wieder ein produktives Mitglied der Gesellschaft und ziehst nicht ständig eine Fresse!
Ich denke auch, dass jeder mit Trauer anders umgeht. Ich habe festgestellt, dass mir Sport durchaus helfen kann und ich denke daher auch, dass man dadurch vielleicht auch bei der Trauerarbeit Positives daraus ziehen kann. Ein Versuch ist es sicherlich wert. Bei psychischen Krankheiten wird ja auch immer wieder Sport empfohlen und Trauer betrifft ja auch durchaus die Psyche eines Menschen. Daher könnte ich mir schon vorstellen, dass es manchen Menschen helfen kann, wenn sie dann Sport treiben.
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