Wie hilfreich ist ein Wohnberechtigungsschein?
Eine Bekannte von mir hat schon seit über einem Jahr einen Wohnberechtigungsschein, hat sich auch schon bei einigen Wohnungsbaugesellschaften angemeldet, aber eine wirkliche Aussicht auf eine Wohnung hat sie bisher dennoch nicht.
Nun ist sie schon fast am verzweifeln und fragt sich natürlich, ob so ein Wohnberechtigungsschein denn überhaupt etwas bringt. Kennt ihr auch solche Fälle, wo man trotz Wohnberechtigungsschein, dennoch jahrelang keine Wohnung findet?
Ein Wohnberechtigungsschein verfällt nach einem Jahr und muss neu beantragt werden. Den Schein, den deine Bekannte hat ist somit nicht mehr gültig und sie muss unter Vorlage ihrer Einkommensbescheinigung einen neuen beantragen.
Vorteil eines Wohnberechtigungsscheins ist, dass man sozial geförderte Wohnungen bekommen kann. Diese sind günstiger als die "freien" Wohnungen und man darf nur eine Größe der Wohnung anmieten, die im Wohnberechtigungsschein steht. Das ist für eine Person 45 m², für zwei Personen 2 Wohnräume zu insgesamt 60 m², für drei Personen 3 Räume die insgesamt nicht größer als75 m² oder für vier Personen eine Vier-Raumwohnung, die nicht größer als 90 m² und dann steigert sich das bei jeder weiteren Person zzgl. ein Raum, zzgl. 15 m².
Sozial geförderte Wohnungen sind billiger. Das hat nichts damit zu tun, dass man schneller eine Wohnung findet. Man hat zwar ein paar mehr Möglichkeiten, weil man sich eben auch auf Wohnungen mit diesem Wohnberechtigungsschein bewerben kann, aber dennoch ist es kein Freifahrtschein für eine schnellere Wohnungsfindung.
Zur Wohnungssuche braucht man nur einen derartigen Schein, wenn man ein geringes Einkommen hat und eine sozial geförderte Wohnung haben möchte. Wenn man zu viel verdient, bekommt man diesen Schein auch nicht,.
Hier bringt dir der Schein gar nichts, er kostet jedes Jahr 10 Euro für die erneute Ausstellung, damit man den Antrag stellen kann muss man hier ein Formular ausfüllen welches 10 Seiten hat und noch mehrere Nachweise in beglaubigter Form bringen, die nochmals Geld kosten.
Eine Wohnung bekommt man damit aber auch nicht, da es hier keinen Wohnraum gibt bzw. nur sehr wenigen, der überhaupt von der preislichen Lage dann her passt. Die diesen Wohnraum bewohnen, werden nicht in eine teurere Wohnung umsiedeln um dann aus eigener Tasche mehr als das doppelte zahlen zu dürfen. Im Schnitt wartet man hier als Notfall 2 Jahre auf eine Wohnung der Stadt, ist man kein Notfall dann sind es 8 Jahre obwohl es rund 35.000 Wohnungen der Stadt hier gibt, die allerdings nicht sozial gefördert sind und damit den gleichen Preis kosten, als wenn man sich einen anderen Vermieter sucht.
Mit Wohnberechtigungsschein sind es allerdings nur 2.000 und diese werden so gut wie nie frei und auch diese Liste ist ewig lang, dass man hier dort ebenfalls 8-10 Jahre darauf wartet.
Ich und mein Ex Partner haben uns auf die Liste setzen lassen, als er die Eigenbedarfskündigung erhalten hat, ich Schwanger war und die 1 Zimmer Wohnung mit 30 Quadratmetern zu klein war für 3 Personen. Dennoch haben wir auf dem Raum zu dritt gehaust und keine Wohnung bekommen, Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein hatten wir dabei nicht. Mit Nerven bei der Stadt, viel Glück aber vor allem mit täglichem Anrufen und beschweren über die Situation haben wir am Ende eine Wohnung kurzfristig bekommen. Aber für diese 90 Quadratmeter mit 3 Zimmern, haben wir alleine schon 1100 Euro kalt gezahlt und damit weit über dem, was eine Wohnung mit Wohnberechtigungsschein kosten dürfte für 3 Personen.
Hier ist das Ding eher ein Hindernis bei der Wohnungssuche wenn man diesen beantragt hat und auch bei den Vermietern angibt, dass man einen hat. Damit ist man direkt aus dem Rennen, da hier ein hoher Preis gewünscht ist da die Nachfrage enorm ist. Warum sollte man sich auch jemanden ins Haus holen, der 700 Euro für eine Wohnung bezahlt bekommt, wenn man auch jemanden findet der das doppelte bezahlt damit er eine Wohnung hat? Sozialer Wohnraum wird hier seit 10 Jahren nicht mehr geschaffen, die alten Wohnungen die dafür vorgesehen waren, werden saniert und renoviert und dann für den üblichen Preis auch weiter vermietet. Somit werden die Sozialwohnungen hier auch immer weniger, bei mehr Menschen die solch eine Wohnung bräuchten.
Hier bringt der Schein etwas mehr Auswahl, aber da keine Wohnraumknappheit herrscht, bekommt man auch auf dem freien Markt günstige Angebote. Eng ist es eigentlich nur bei den Wohnungen für eine Person. Wir bekommen keinen Wohnberechtigungsschein, trotzdem ist unsere Wohnung preislich so günstig, dass es auch mit Hartz IV in Ordnung wäre. Es kommt immer auf die Region an.
Ich denke, dass es dabei ganz stark auf die Region ankommt, in der man suchen möchte. Bei uns ist bezahlbarer Wohnraum sehr knapp, sodass ein Wohnberechtigungsschein nur bedingt helfen kann. Man kann schon etwas günstiges zum Wohnen finden, aber nur, wenn man strategisch gut sucht, soll heißen, dass man nicht unbedingt ins Zentrum ziehen möchte, sondern etwas außerhalb. Dann muss man natürlich mehr pendeln, aber dann muss man selbst entscheiden, was einem wichtiger ist im Leben.
Es kommt sicher auf die Region an. Allerdings zeichnet sich bei uns der Trend ab, dass man immer schlechter an bezahlbaren Wohnraum kommt. Egal ob mit oder ohne Wohnberechtigungsschein. Das liegt mit daran, dass Vermieter hier mittlerweile echt absurde Preise für Wohnungen verlangen können und es aufgrund der Knappheit eher eine Kunst ist, überhaupt eine zu finden. Am Ende sind die die gelackmeierten, die weniger Geld haben
Zum Anderen werden immer weniger Wohnungen als geförderte Sozialwohnungen gebaut, weil eben die Wohnungen auch teurer vermietet werden können. Und so lange kein Gesetz die Investoren zwingt, auch genügend sozialen Wohnraum zu schaffen, wird sich da kaum etwas von alleine tun. Ist man erst mal in so eine Wohnung eingezogen, wird auch nicht weiter geprüft, wie sich das Einkommen und das Vermögen gestaltet. Gewinn man ein Jahr nach Einzug eine Million im Lotto, darf man trotzdem im Sozialbau wohnen bleiben und die anderen, die das wirklich nötiger hätten, haben Pech.
Dazu kommt, dass die ehemals als soziale Wohnungen gebauten Wohnungen irgendwann auch zu normalen Preisen vermietet werden dürfen und es laufen immer mehr und mehr Förderzeiträume aus. Tendenziell wird es immer weniger Wohnungen geben, bei denen es überhaupt was bringt, einen Wohnberechtigungsschein zu haben. Wenn überhaupt würde ich den nur beantragen, wenn ich eine entsprechende Wohnung in Aussicht hätte und ich ihn wirklich benötige!
Da finde ich, besteht dringender Handlungsbedarf. Es kann einfach nicht sein, dass bei Familien mit gewöhnlichen Einkommen, teil schon wenn beide in einfachen Berufen verdienen in viel zu kleinen Wohnungen wohnen müssen, weil die Mietpreise derart explodiert sind, dass man mittlerweile mehr und mehr so wohnt, wie Anno Tobak zu Beginn der Industrialisierung. Da muss sich endlich etwas tun.
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