Wie habt ihr euch ausgebildet und wo steht ihr heute?
Mich würde mal interessieren, wie Ihr euch schulisch und beruflich gebildet habt. Mein Weg war war recht kompliziert, in erster Linie, weil ich als Jugendlicher relativ faul war, aber weil mir meine Eltern wohl auch nicht zu viel zumuten wollten oder einfach nicht geglaubt haben, dass ich etwas packen könnte.
Um da mal Licht ins Dunkel zu bringen. Meine Eltern steckten mich nach der Grundschule, trotz Qualifikation für die Realschule, in die Hauptschule. Mit ein Grund war wohl auch, dass damals die Meisten aus meiner Grundschulklasse, ebenfalls auf die Hauptschule gegangen sind. Also machte ich die Hauptschule, wo ich mich auch recht gut machte. Alles was mit Technik und den sogenannten Mint-Fächern zu tun hatte, war ich sehr gut. Sprachen waren da eher nicht so mein Steckenpferd. Ich hätte auch in der Hauptschule meine mittlere Reife erlangen können, aber zu der Zeit, als ich meine Zukunft dafür hätte begehen können, kamen bei mir zu Hause kleine familiäre Probleme auf, die zwar nicht sehr schlimm waren, mich aber doch recht aus der Bahn geworfen hatten. Das war leider zu der Zeit, als ich die Grundsteine für die mittlere Reife hätte legen können, was ich aber damit verpasst habe. Also nur der Hauptschulabschluss.
Danach hatte ich zwar eine Vorstellung davon was ich machen wollte, dem wurde mir aber abgeraten. Meinen ursprünglichem Wunschberuf des Kfz-Mechanikers, musste ich also aufgeben. Mein Vater schlug damals den Energieanlagenelektroniker vor, den ich dann nach 3,5 Jahren Lehrzeit auch recht abgeschlossen habe. Gemacht habe ich den auf der Zeche, klingt zwar im ersten Moment relativ komisch, aber die Ausbildung war sehr gut und auf sehr hohem Niveau, da die Zeche damals über ihre eigene Ausbildungswerkstatt verfügte, die zudem noch sehr gut und Modern ausgestattet war. Nach meine Ausbildung wurden wir zur Überbrückung für 6 Monate übernommen, auch deswegen weil wir die letzten waren, die noch unter dem ursprünglichem Namen dieser Zeche ausgebildet wurden.
Nach meiner Ausbildung ging ich zur Bundeswehr. Ich verpflichtet mich erstmal für 6 Jahre inklusive einer Aus-/Weiterbildung zum Lfz-Radar-Elektroniker. In der Zeit warb mich mein Vorgesetzter dann an, mich zum Meister zu bewerben und mich fortbilden zu lassen. Also macht ich dann noch den Lfz-Avionik-Meister und später dann sogar mit einer Abnahme-Berechtigung.
Irgendwann war aber auch diese Zeit, nach 12 Jahren, für mich vorbei und der Wunsch doch mal in der Zivilwirtschaft Fuß zu fassen wuchs. Also kehrte ich der Bundeswehr den Rücken. Ich hatte durch die Verpflichtung auf 12 Jahre die Möglichkeit, 2 Jahre vor dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst, einen Berufsförderungsdienst in Anspruch nehmen zu können. Was ich dann auch tat, und beschloss dann, meinen Wunsch als Jugendlicher nach zu gehen. Also machte ich eine Umschulung zum Kfz-Mechatroniker. Anschließend plante ich mit der erworbenen Umschulung, dann den Mechatronik-Techniker zu machen, den es aber zu der Zeit nur als Fernstudium gab. Da mir das dann aber zu heiß erschien und ich auch noch gut 2 Jahre bezahlten Berufsförderungsdienst nutzen konnte. Also beschloss ich dann auf eine in der Nähe liegenden Schulen den Elektrotechniker zu machen.
Auch wenn ich immer noch nur einen Hauptschulabschluss habe, habe ich mich doch irgendwie nach oben gebissen. Heute würde ich sagen, hätte ich lieber damals schon etwas mehr getan, dann hätte ich es danach mit Sicherheit leichter gehabt. Aber auch die Chancen, es mir später dann einfacher machen zu können habe ich nicht genutzt. Heute bin ich doch relativ zufrieden in meinem Job. Ich habe über die Jahre, mehr als genug Erfahrung gesammelt um in meinem Job mehr als gut arbeiten zu können und kenne mich darüber hinaus, auch in vielen anderen Bereichen gut aus. Trotzdem ärgert mich, dass ich jetzt mehr oder weniger am Ende meiner Karriere angekommen bin, oder zumindest nicht mehr viel Luft nach oben ist. Man könnte das mit Sicherheit ändern, in dem man über Fernkurse oder Hochschulkurse alles nochmal nachholt, was man damals verpasst hat, aber auch dass wäre nur mit einem immensen Zeit und Kostenaufwand verbunden.
Also nun die Frage an euch. Wie sieht euer Werdegang so aus und welche Dinge hättet ihr lieber anders gemacht?
Meine Eltern legten damals Wert darauf, dass ich eine gute Ausbildung bekomme, allerdings wurde nicht darauf geachtet, welche Interessen und Talente ich eigentlich damals hatte. Aus Sicht meiner Eltern kam es darauf an, einen "vernünftigen" Beruf zu ergreifen, der einem ein stabiles Einkommen und Arbeitsplatzsicherheit verschafft. Berufliche Interessen und Neigungen spielten dabei keine Rolle.
Deswegen kam ich auf ein naturwissenschaftlich orientiertes Gymnasium in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig. Zum Abitur sollte ich sogar in den Physik Leistungskurs, was aber wahrscheinlich dazu geführt hätte, dass ich das Abitur verhauen hätte, denn Physik gehörte zu meinen großen Schwächen. Ich konnte dann damals glücklicherweise noch kurz vor knapp zum Deutsch Leistungskurs wechseln. Mein Abitur habe ich dann mit Schwerpunktfächern wie Deutsch, Biologie, Erdkunde, Musik und Fotografie (anstelle von Kunst) ganz gut bestanden.
Dennoch wurde damals unabhängig davon der mathematisch-naturwissenschaftliche Bildungsweg weitergeführt, und ich startete mit einem Informatikstudium. Das Fach Informatik hatte sich damals gerade erst etabliert, und niemand wusste so genau über die Inhalte des Fachs Bescheid. Es war aber modern und wurde von Berufsberatern als sehr erfolgversprechend angepriesen.
Das Fach Informatik ist mir immer ziemlich schwer gefallen, weil es nicht meine Interessen und Talente abdeckt, und auch durch das Studium musste ich mich hart durchbeißen. Zwischenzeitlich hatte ich massive Versagensängste und wurde von schweren depressiven Phasen geplagt. Aber ein Aufgeben kam für meine Familie nicht in Frage, und so brachte ich das Studium irgendwann doch noch zu Ende.
Seit dieser Zeit arbeite ich in der EDV. Der Vorteil einer relativ stabilen Einkommenssituation hat sich immerhin bis jetzt bewahrheitet. Und meine persönlichen Interessen versuche ich bislang eben außerberuflich auszuleben (Kunst und Kultur, Sprachen, Fotografie, Zeitgeschichte, Theater).
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